Kapitel 42 ~ Ungebeten

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Nachdem das unkontrollierte Zittern einiger Körperteile nachgelassen hat, stehe ich auf und betrachte mein Ebenbild im Spiegel.

Ich bin doch eigentlich seit Jahren gebrochen, will es nur selbst nicht einsehen.

Wütend hole ich aus und schlage mit geballter Faust auf den Spiegel.

Alle wissen es. Alle ahnten es und mehr werden mich verabscheuen.

Meine Hand sinkt neben meinen Körper, welchen ich wieder vollständig im Spiegel betrachte.

Ich werde mich nie akzeptieren können, wenn es Leute gibt, die etwas gegen mich haben.

Ich sehe durch den Spiegel in meine braunen Augen und versuche selbst in meine Seele blicken zu können, jedoch vergeblich. Sie ist hinter so viel Leid und offenen Wunden und Narben vergraben.

Ich wende meinen Körper ab und begebe mich zu meinem Schreibtisch, um meine Hausaufgaben zu erledigen und noch kurz Informatik zu lernen.

·~·~·

Nachdem ich fast fertig bin mit den Hausaufgaben, klingelt es an der Tür.

Widerwillig erhebe ich mich und laufe auf mein bodentiefes Fenster zu, in der Hoffnung, ich könnte jemanden erkennen - vergeblich.

Also laufe ich genervt die Treppen hinab und bereite mich vor, egal wer da jetzt steht, die Person anzuschreien. Außer es sind meine Eltern.

Ich reiße die Tür auf und mache meinen Mund auf, um etwas zu sagen, jedoch schweige ich und sehe die Person, die vor mir steht, an.

"Darf ich rein kommen?", fragt die männliche Stimme.

"Man darf keine Vampire in sein Haus bitten. Noch nie 'The Vampire Diaries' gesehen? Vampire saugen dir wortwörtlich das Leben aus dem Körper"

"Kim, lass mich rein. Ich war schon mal hier und wurde hineingebeten. Ich will nur nicht unhöflich sein"

Eigentlich nicht zustimmend mit mir selbst öffne ich die Tür ein Stück mehr und lasse den Braunschopf die Wohnung betreten.

Ungebetene Gäste kommen immer wenn es perfekt passt.

"Was willst du?", frage ich ihn genervt und verschränke die Arme vor der Brust und mustere ihn.

"Ich will mich entschuldigen"

"Für das Fast-Überfahren vor knapp eineinhalb Stunden? Man, bist du früh dran", sage ich spöttisch und laufe in das Wohnzimmer. "Du kannst mir folgen oder weiterhin dort dumm stehen bleiben. Kannst du entscheiden"

"Nein, nicht für das. Für den Kuss vorhin. Das war nicht angebracht und zeugt nicht von guten Manieren"

"Und das hättest du mir aber auch nicht in der Schule sagen können oder wie? Sag mir, Ryan, was führt dich wirklich hier her?"

"Das hier", murmelt er und macht zwei schnelle Schritte auf mich zu, kurz darauf hält er mein Gesicht in seinen Händen und küsst meine Lippen.

Wie in Trance lösen sich meine verschränkten Arme und schlingen sich um seinen Hals.

Ich brauche ihn.

"Bitte, geh zu Jason und mach Schluss, Kim. Halt, was ist das an deinen Knöcheln?", er deutet auf meine rechte Hand und streift sanft über die Schürfwunden, weswegen ich die Luft zischend einatme.

"Das ist - Nichts. Meine Probleme", antworte ich und ziehe meine Hand aus seiner heraus.

"Kim, ich weiß, was dein 'nichts' bedeutet. Ich bitte dich und biete dir an mit mir zu reden. Ich werde versuchen, dir bestmöglichst zu helfen", lächelt er und mein Blick wandert ein Stück höher zu seinen Haaren, welche leicht gelockt sind.

Er? Mir helfen? Hat ja schon immer gut funktioniert.

"Wo ist Lucy?", frage ich.

"Bei sich Zuhause, wo sonst?"

Ich nicke und überlege, was ich wie Ryan sagen kann. Ob ich es überhaupt sollte ist eine bessere Frage.

"Wieso sollte ich dir von meinen Problemen erzählen?"

"Weil ich für dich da sein will", antwortet er mir und schmunzelt.

"Das ist aber noch nie gut ausgegangen", kontere ich.

"Und was war das, als wir, nachdem meine Eltern bei mir waren, gemeinsam im Bett lagen und du mit mir geredet hast? Ich habe dir da zugehört und war da. Es hat durchaus schon geklappt und mir ist stückweise bewusst, wieso du es verdrängst"

"Lass es, MacGregor. Bitte, lass es", gebe ich von mir und stapfe die Treppen nach oben in mein Zimmer, zu welchem er mir folgt.

"Wo sind deine Eltern?", fragt er.

"Willst du mich vergewaltigen oder wieso fragst du?", sage ich harsch und grinse ihn diabolisch an.

"Vielleicht", lächelt er und umklammert meinen Körper.

Nachdem ich realisiert habe, dass ich, wieder, in den Armen meines Klassenlehrers liege, der mein Ex-Freund ist und mich vorhin beinahe umgefahren hat, lege ich meine Hände auf seine Schultern und genieße die im Moment stattfindende Nähe, die zwischen uns herrscht.

"Was willst du bezwecken? Du weißt, ich kenne die Antwort auf deine Frage und du weißt genauso gut, dass du mich hiermit nicht beeinflussen kannst. Also sag mir, Ryan, was ist dein Ziel hiermit?"

[Hab alleine der letzten zwei Tage drei Kapitel geschrieben und fühle mich gut, weswegen jetzt schon ein neues Kap kommt :D

Ideen/Wünsche für die nächsten Kapitel? Versuche Vorschläge einzubauen ^^]

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