Kapitel 41 ~ Broken

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"Sag es mir. Wie wirst du dich entscheiden?"

"Mein Herz verlangt nach Ryan. So sehr ich Jason mag, mein Herz blockt ab und lässt sich nicht von ihm so beeinflussen, wie von Ryan. Ryans Berührungen, Küsse und Zärtlichkeiten sind etwas komplett anderes, als die von Jason. Ich fühle es bei Ryan anders als bei Jason - es ist bei Ryan einfach intensiver"

"Also wird es er?", fragt Kelly vorsichtig.

"Mein Organ, das mich unter anderem am Leben erhält, sagt 'ja'. Mein Verstand und mein Bauchgefühl sind strikt dagegen. Genau das ist mein Problem. Ich will Jason keine Hoffnungen machen, aber auch nicht Ryan. Ich weiß nicht genau, was ich für Jason empfinde, aber da ist etwas"

"Dann rede doch mit Jason in Ruhe über alles. So wie ich ihn einschätze, wird er dich nicht umbringen. Höchstens Ryan, aber dann fällt dir die Entscheidung auch leichter. Spaß beseite; ihr beide solltet zu einer Lösung kommen, die ihr beide akzeptabel findet"

Mal wieder hat sie recht.

"Danke, Kelly. Was würde ich ohne dich tun", nuschle ich und umarme sie.

"Gerne, ich bin da, wenn du mich brauchst. Den anderen erzähle ich natürlich nichts. Und Ryan werde ich auch nicht den Kopf abhacken, weil er so ist - außer, du willst es", grinst sie.

"Nein, aber danke. Ich wusste gar nicht, dass man mit 16 so aggressiv sein kann", kichere ich.

"Hey, ich bin fast 17! Noch zwei Monate, also mobb' mich nicht", lacht sie und schlägt mir auf den Oberarm.

·~·~·

Am Tisch herrscht eine Stille. Ob sie davon kommt, dass wir alle Essen oder es daran liegt, dass einfach keiner reden will, ist mir unklar.

Klirrend fällt die Gabel in meinen leeren Teller, woraufhin mich alle am Tisch ansehen.

"Sorry", sage ich und sehe auf die Uhr.

Schon halb drei. Ich will hier weg.

"Ich gehe Heim, ich muss noch lernen", fange ich an.

"Seit wann lernst denn du?", fragt Amy patschig und erntet einen geschockten Blick von Kelly und Chloe.

"Seit grade eben", antworte ich ruhig und erhebe mich.

"Ich fahre dich", sagt Jason, was ich aber ablehne.

"Nein, ich laufe. Ich bräuchte nur meine Tasche"

Nachgebend gibt er mir seinen Autoschlüssel und beim rausgehen bezahle ich noch.

Nachdem ich meine Tasche aus Jasons Auto geholt habe, gehe ich rein und sage dem Typen, der mich gerade abkassiert hat, dass ich nur den Schlüssel zurückgebe.

"Wir sehen uns", verabschiede ich mich und laufe schnellen Schrittes aus VaPiano.

Da ich weder Ryan noch Lucy gesehen habe, gehe ich davon aus, dass sie schon gegangen sind.

Dann muss er meine Fresse nicht sehen, lol.

Vor dem Eingang krame ich meine Kopfhörer aus der Tasche und öffne SoundCloud auf meinem Handy, woraufhin 'Broken' von DNMO läuft.

Ich stopfe das Handy in meine Hosentasche und laufe, etwas schneller, nach Hause.

Auf halbem Wege kommt mir ein Zebrastreifen entgegen. Ich blicke nach rechts und links und sehe kein Auto, weswegen ich den Zebrastreifen überquere.

Ich höre durch die Köpfhörer einen lauten Motor und erkenne einen schwarzen Geländewagen, welcher geradewegs auf mich zurast.

Fast springend rette ich mich auf die andere Straßenseite und schreie fluchend dem Auto hinterher, während ich mir das Nummernschild merke.

Warte, das war Ryan!

Ungläubig starre ich dem nicht mehr zu sehendem Auto hinterher und mein Körper versteinert sich vollständig.

Nachdem sich meine Muskeln wieder bewegen lasse, schlürfe ich nur noch förmlich nach Hause.

Dort angekommen rufe ich nach meinen Eltern, bekomme jedoch keine Antwort, dennoch checke ich die Küche und das Wohnzimmer, bevor ich in mein Zimmer gehe.

Ich schmeiße mich in mein Bett und schrei in mein Kissen, rekapituliere die Bilder des rasenden Ryans vor meinem Auge und die angepisste Amy, was ich noch immer nicht verstehe.

Doch obwohl gerade so viele Fragen in meinem Kopf herum schwirren, die mich vor einem halben Jahr zu einem Wasserfall verwandelt hätten, weine ich nicht.

Ich empfinde in diesem Moment, in welchem ich mich langsam aufrapple, nur den Hass, der mich förmlich aufkochen lässt. Mein Körper wird warm, ich beginne zu schwitzen und meine Hand beginnt unkontrolliert zu zittern.

Aber auf was empfinde ich gerade diesen Hass?

Die Antwort ist mir eigentlich seit Jahren bewusst: Es ist die aufgestaute Wut auf mich selbst.

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