Chapter 56

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Der Unterricht war lang und kräftezehrend, vor allem weil ich mich überhaupt nicht darauf konzentrieren konnte. Die ganze Zeit versuchte ich mir - wie auch schon in der Nacht - Worte zurecht zu legen, die vielleicht ansatzweise mein Verhalten entschuldigen könnten, obwohl ich natürlich genau wusste, dass es keines gäbe. Ich hatte Jimin hintergangen und belogen, nichts könnte diese Tatsache ändern und es wäre sein gutes Recht, wenn er danach nichts mehr mit mir zu tun haben wollen würde.

Aber auch wenn ich die ganze Zeit darüber nachdachte, vergaß ich nicht die Worte Taehyungs, vor allem, weil er wie immer mehr zu wissen schien als ich. Dabei war ich doch der Freund und ehemalige beste Freund Jimins und sollte ihn am besten kennen. Aber irgendwann klingelte es dann glücklicherweise zur großen Pause und mit einem Seufzen stand ich auf, um in die Cafeteria zu gehen.

Jimin war schon da, als ich den großen Raum betrat und winkte mich lächelnd zu sich. Ich schluckte noch einmal den großen Kloß in meinem Hals hinunter und steuerte den Tisch an. »Hey!«, begrüßte er mich fröhlich und trank einmal von seinem Saft, als ich mich neben ihn und mit dem Rücken zur Tür setzte. Eine Weile knetete ich noch verlegen meine Finger, holte dann aber tief Luft.

»Jimin, wir müssen reden.«

Er stoppte sofort seine Kaubewegungen und sah mich mit großen Augen an, wurde jedoch dann augenblicklich blass, als hätte er einen Geist gesehen. Verwirrt legte ich den Kopf schief, denn es konnte unmöglich an meinem Satz gelegen haben, da ich noch nichts verlauten gelassen hatte. Dann fiel mir auf, dass er irgendwo hinter mir hinstarrte, weshalb ich mich umdrehte, um den Ursprung seiner Erstarrung zu finden.

Selbstverständlich lagen meine Augen erst auf Taehyung, der gerade die Cafeteria betrat, denn wie sonst auch zog er mich einfach magisch an. Ich verfiel direkt wieder ins Schwärmen, wenn ich mich nicht daran erinnerte, dass Jimin noch neben mir saß. Aber da Taehyung sicher nicht der Grund für Jimins komische Art war, konnte es nur an dem Jungen liegen, der neben dem Aschblonden herlief. Ich hatte ihn noch nie gesehen und vermutlich hätte ich mich auch an diesem mürrischen Blick in seinem Gesicht erinnert. Er hatte blonde Haare wie Jimin, war aber deutlich kleiner als Taehyung, der neben ihm beinahe wie ein Riese erschien. Trotzdem verstand ich den Grund für Jimins Reaktion nicht, drehte mich deshalb zu ihm, doch er saß nicht mehr dort.

»Jimin?«, rief ich noch einmal, in der Hoffnung er wäre noch irgendwo in der Nähe, aber stattdessen wurde Taehyung auf mich aufmerksam, steuerte mit diesem Jungen meinen Tisch an und blieb davor stehen. Beinahe unschuldig legte er den Kopf schief, lächelte mich an und ich wurde den Gedanken nicht los, als hätte er irgendetwas geplant.

»Kleiner, darf ich dir jemanden vorstellen? Das ist Yoongi, mein Cousin.«

𝟐𝟒/𝟕=𝐇𝐞𝐚𝐯𝐞𝐧│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ Where stories live. Discover now