chapter thirty-nine " late at night "

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chapter thirty-nine " late at night "

»Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich hier mit dir sitze.«, lachte ich etwas heiser auf und lehnte mich zurück, damit sich mein Rücken entspannen konnte. Tatsächlich saß ich mit Shawn in irgendeiner Bar, tranken zusammen und redeten miteinander, als würden wir uns schon seit mehreren Jahren kennen. Es fühlte sich wirklich schön an, dennoch hatte ich kleine Zweifel. Zweifel, wie lang dies noch weitergehen würde.

»Wieso?«, harkte er nach und trank an seinem Glas. »Liegt es vielleicht daran, dass ich eine Nummer zu groß bin?«, stellte er die Frage und wackelte mit seinen Augenbrauen.

Ich wollte seine Bemerkung einfach ignorieren, dennoch lag er damit nicht falsch. Er war mir tatsächlich eine Nummer zu groß und ich konnte wirklich von Glück sprechen, dass ich ihn kennenlernen durfte.

»Zuerst wollte ich deine Bemerkung ignorieren, da mir dein überheblicher Ton nicht gefallen hat. Aber du liegst nicht falsch. Du bist mir tatsächlich eine Nummer zu groß, da die Medien über dich den Mund fusselig reden und ich nun mit dir hier sitzen darf.«, teilte ich mit ihm meine Gedanken und spielte mit dem Strohhalm an meinen Lippen.

Diesen Moment hätte ich mir nur erträumen können.

»Es gibt zwei Dinge, wovon ich mich sichtlich unterscheide. Zwar reden sich die Medien die Münder fusselig und behaupten, dass ich der neue Star oder der neue wannabe Justin Bieber bin. Im Endeffekt bin ich nur der Shawn Mendes, der noch nicht einmal Tomaten mag.«, teilte er mir mit und sah mir tief in die Augen. »Gegen Hunde bin ich auch noch allergisch. Klasse, nicht?«

»Hätte ein Hund kein Fell, dann wärst du allergisch gegen Hunde. Ich glaube eher, dass du eine Hundehaar-Allergie hast.«, korrigierte ich ihn und lächelte ihn an. »Was passiert mit dir, wenn du einem Hundehaar zu nah kommst?«, fragte ich ihn und wollte wirklich was darüber erfahren.

»Meine Augen schwellen an und ich muss mehrmals Niesen. Daher ist es sehr optimal, wenn ich mit Hunden nicht in Kontakt komme.«, antwortete er mir. »Gibt es auch was interessantes über dich zu hören?«

»Ich kann atmen.«, war meine Antwort darauf und ich wusste wirklich nicht, womit ich sonst antworten sollte.

Was gab es schon interessantes über mich zu erzählen?

»Cool, dann sind wir schon zu zweit.«, grinste er. »Komm, erzähl. Es gibt bestimmt was, was du mir erzählen kannst.«, blieb er hartnäckig und wollte mir nicht glauben, dass ich nur atmen konnte.

Ich musste wirklich überlegen, was es über mich zu erzählen gab. Es gab nicht viel, glaubte ich. Es gab nichts, was für mich interessant schien.

»Ich bin im Schwimmteam und bin eher der Typ, der aus zehn Metern Höhe springt.«, erzählte ich ihm und wusste nun nicht, ob es ihn überhaupt interessierte. »Die einzige Sportart, neben Gymnastik, die ich auch wirklich beherrschen kann.«, dabei konnte ich deutlich den Stolz aus meiner Stimme heraushören.

»Und ich dachte, du schwimmst nur ein paar Bahnen.«, murmelte er. »Wie lang machst du das schon?«

»Erst seit meinem Fourth Form. Was in Amerika und Kanada dem Freshman Year entspricht. Davor sollte man auch schon ein paar Gymnastikgrundlagen können, da die Figuren auf diese Grundlagen basieren.«, erklärte ich ihm. »Sonst gibt es nicht wirklich was über mich zu erzählen.«

»Was ist mit Geschwistern? Hast du überhaupt Geschwister?«

»Ja, eine Halbschwester.«, antwortete ich und spürte ein kurzes Stechen in meinem Brustkorb. Es tat immer noch weh. »Du hast eine Schwester, oder?«, erinnerte ich mich gerade noch daran, dass er mir irgendwann einmal erzählt hatte, dass er eine kleine Schwester hatte.

»Ja, Aaliyah. Vierzehn Jahre alt und in manchen Momenten einfach nur unerträglich.«, stöhnte er auf und fuhr sich durch seine braunen Haare, die ihre Ordnung total verloren hatten und nun wirr auf seiner Stirn lagen.

»Meine Schwester ebenfalls. Der kleine Unterschied zwischen deiner und meiner Schwester ist nur, dass sie älter als ich ist und nicht nur in manchen Momenten unerträglich ist, sondern immer. Daher hab' ich mit ihr nicht mehr das beste Verhältnis.«, erklärte ich ihn die Beziehung zwischen Hannah und mir.

»Geschwister streiten sich nun einmal. Ich glaube, dass ihr euch wieder findet.«

Wenn er erst einmal auf Hannah traf, nahm er dies schleunigst zurück!

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»Du siehst aus als hättest du eine wilde Nacht gehabt. Erzähl' mir nicht, dass du hinterher noch mit Shawn geschlafen hast!«, flüsterte Sam am nächsten Tag laut am Frühstückstisch und erhaschte somit die Aufmerksamkeit meiner Familie, die ihr Frühstück ohne Gossip genießen wollten. »Ich hoffe für euch, dass ihr verhütet habt. Sicherheit zuerst!«

Ich liebte sie über alles. Aber in manchen Momenten wollte ich über ihren Kopf einen heißen Becher mit Kaffee entleeren. So sehr wünschte ich mir, dass sie in unpassenden Situationen einfach ihren Mund hielt.

»Dein Sexleben geht uns wirklich nichts an, Ronnie.«, verzog Chris sein Gesicht und schüttelte mit seinem Kopf. »Sei es, ob du mit einer Leiche geschlafen hast oder mit einem Artisten.«

»Flipp nicht aus, Chris. Ich hab mit niemandem geschlafen.«, konnte ich ihn und den Rest am Tisch beruhigen. »Ich bin nur müde und hab auch nur wenig geschlafen. Beim nächsten Mal solltest du mich unter vier Augen fragen, Samantha.«, brummte ich und sah sie eindringlich an.

»Kapiert, Chef.«, grinste sie leicht boshaft und nickte mit ihrem Kopf. »Und? Schon gespannt auf die Reise nach Berlin?«, fragte sie mich und stach mit ihrer Gabel in die Rühreier, die heute Elias extra gemacht hatte. Zuerst dachte sie wirklich, dass er sie damit vergiften wollte.

Schnittlauch hatte sie wohl mit irgendeiner giftigen Substanz verwechselt.

»Deutschland soll angeblich der größte Misthaufen sein, laut Grandma Madeleine. Hoffentlich sind ihre Behauptungen gegenüber Deutschland falsch und die Menschen dort sind nicht allzu angespannt.«, antwortete ich auf ihre Frage und erinnerte mich an die Erzählungen, die Grandma Madeleine uns immer erzählt hatte.

Da sie im zweiten Weltkrieg aufwuchs und Deutschland nur negativ in Erinnerung behalten hatte, sah sie die Deutschen als «Rebellen» und Leute, die ihnen alles genommen hatten.

Natürlich verstand ich dann auch, dass sie so schlecht dachte und sich nicht überzeugen ließ.

Elias hatte dies versucht und scheiterte immer wieder daran. Anschließend gab er auf und dachte sich seinen Teil über Deutschland.

»Garantiert.«, nickte Denise zustimmend mit dem Kopf. »Es sind nicht mehr dieselben Leute, die vor mehreren Jahren gegen Großbritannien ankämpften.« Auch sie fand es absurd, dass Grandma Madeleine sie bis heute «Rebellen» nannten.

»Versucht es ihr nicht einzureden. Jeder einzige Versuch ist zwecklos.«, äußerte Elias sich dazu und trank aus seiner Tasse. »Bringst du mir mal ein Pulli mit? Dann kann ich Grandma Madeleine zeigen, dass Deutschland gar nicht so schlecht ist.«

»Du willst sie somit vielleicht ins Grab locken, Bruder.«, lachte Chris und fand die Idee nur komplett bescheuert. »Willst du dir noch auf die Stirn «Ich liebe Deutschland»tätowieren?«, harkte er nach und packte seine Deutschkenntnisse aus.

»Oh, somit bringst du sie erst recht ins Grab.«

Deutschland ist gar nicht sooooo schlecht, oder? Früher haben sie es sich mit vielen verscherzt, aber sooooo schlimm sind wir nicht, oder? 😂

the favorite daughter Where stories live. Discover now