Eingestehnis #3

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Kaitos Sicht:

 Noch zehn Sekunden.
Neun,
acht,
sieben,
sechs,
fünf,
vier,
drei,
zwei,
eins.

Das Licht wurde ausgeschaltet und somit war es stockfinster. Diese paar Sekunden welche mir blieben, nutzte ich aus, um mich in Windeseile umzuziehen.
Als das Licht wieder an war, stand ich schon längst auf der Vitrine des Diamanten und hielt ihn locker in meiner Hand.
Wirklich dumm diese Polizisten...

„Ladys and Gentlemans, vielen Dank für euer Zuschauen. Ich hoffe euch hat meine heutige Show gefallen!"
Mein Gesicht nahm das übliche Pokerface an, während ich im Augenwinkel sah, wie sich Aokos Vater durch die Menschenmenge zwang, um bei mir anzukommen.

„Tut mir ja leid Kid, aber das ist der falsche Stein den du hast."
Mein Grinsen wurde noch breiter als ich Inspektor Nakamoris Worte hörte.
„Denn der echte Stein ist hier."
Er griff grinsend in seine innere Manteltasche. Gleich darauf erstarb sein Lächeln. Immer wieder probierten sie es und immer wieder scheiterten sie.

„Sie meinen wohl den hier."
Ich zeigte ihm den echten Diamanten. Ich sah wie sich auffällig viele Leute um ihn versammelt hatten und wie er ab und zu nervös von einem auf den anderen Fuß stieg. Es passte nicht zu ihm, so wagte ich es sobald es dunkel wurde, einen kurzen 'Blick' in seine Manteltasche zu werfen. Und siehe da, der Stein ist nun in meiner Hand.

Außerdem sah doch jedes Kind, dass der Diamant in der Vitrine bloß eine billige Fälschung war. Sowas machte mich immer traurig und manchmal sogar wütend. Letztlich verspottet man mit einer Fälschung doch bloß das wundervolle Original, oder nicht?

„Aber wie... wo ist dann der Stein in der Vitrine?!"
„Ach der? Der ist hier."
Ich hielt mit meiner anderen Hand den unechten Stein hoch.

Ich zog die Aufmerksamkeit auf die Diamanten, um eine Rauchbombe aus meinem Ärmel zu zaubern, während ich einen Dummy fallen ließ. Es war fast schon seltsam, dass sie tatsächlich jedes Mal darauf hereinfielen. Fast schon so, als seien sie darauf programmiert auf meine Attrappen hereinzufallen.

Ich machte mich auf den Weg zu der Feuerleiter, welche auf das Dach führte. Während ich Sprosse für Sprosse nach oben stieg, zogen sich meine Augenbrauen unweigerlich, nachdenklich zusammen.

Es enttäuschte mich innerlich jedes Mal, wenn die Polizisten auf meine Tricks hereinfielen. Ich sollte im Normalfall glücklich darüber sein, was ich in meinen ersten Raubzügen auch war, doch mit der Zeit fehlte mir der Nervenkitzel. Dieses gewisse Etwas, was es so spannend und aufregend machte, was bei jedem weiteren Raubzug immer mehr und mehr abhandenkam.

Mein Gesicht entspannte sich wieder und ein warmes Lächeln schmückte meinen Mundwinkeln. Es gab tatsächlich nur eine Person, welche immer eine Überraschung auf Lager hatte. Es war Conan, beziehungsweise Shinichi. Wo treibt sich dieser Zwerg überhaupt herum? Gerade hatte ich das Verlangen danach vor ihm aufzutauchen, um im selben Moment wieder zu verschwinden, nur damit ich seinen verärgerten Blick sehen konnte, der mir hinterher sah.

Meine Hände berührten die letzte Sprosse, an welcher ich mich hochzog. Eine Bö schoss auf mein Gesicht zu, was mich meine Augen zukneifen und meinen Zylinder festhalten ließ. Ich suchte schnell den festen Boden unter mir, bevor ein neuer Wind auf mich zukam.

Ich ließ den Zylinder wieder los und öffnete dabei meine Augen. Doch anstatt weiterzugehen, blieb ich abrupt stehen. Für einige Sekunden dachte ich eine Illusion zu sehen. Nach paarmal Blinzeln bemerkte ich letztlich, dass es tatsächlich eine Person war, welche mir zum Verwechseln ähnlich aussah. Jedes kleinste Detail wurde beachtet.

Seine in weiße Handschuhe gekleideten, eleganten Hände, hingen wie an Marionettenfäden. Der Marionettenspieler ließ das Seil etwas lockerer und sie fielen meiner Kopie in die Hosentaschen. Der Mond schien wie ein heller Scheinwerfer auf ihn herab. Es sah fast so aus, als würde sein weißes Cape eins mit dem Wind sein, mit ihm spielen und ihn liebkosen. Sein Anblick war ein positives Exempel, statuiert an die Ewigkeit. Niemals würde ich dieses Bild vergessen. Selbst wenn ich es wollen würde, ich könnte es nicht. Spätestens im Schlaf würde es mich verfolgen.

Du und ich, gegen den Rest der Welt { Kaishin / Shinkai } *in Überarbeitung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt