Kein Rettungsseil in Sicht #20 (§)

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Die Wolken lichteten sich, machten Platz für den größten Edelstein welcher nun seine Show hatte.
Es war der Mond, welcher die Aufmerksamkeit aller hier stehenden Zuschauer auf sich zog.

Es wird wohl Zeit, dachte ich. Nur noch das Schicksal wusste was nun weiter geschehen würde.
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Kaitos Sicht

Erschrocken sah ich den Mond welcher am, nun wolkenfreien, Nachthimmel thronte an. Das Cognac soeben auf seine Uhr geschaut hatte, war sicherlich keine seiner Angewohnheiten. 21:23 Uhr. Der höchste Punkt. Er musste wohl erreicht sein.

Dann erreichte mich nur noch ein Name. Er schlug ein, wie ein grell leuchtender Blitzschlag.
Ich sah zu Shinichi. Seine Augen waren weit aufgerissen. Ein Stück mehr und man könnte Denken seine Augäpfel würden herausfallen. Sein Mund war geformt wie der eines Kindes, welches voller Begeisterung einen Zirkusakrobaten dabei beobachtet wie er voller Übermut und Tatendrang mehrere Flickflacks, Saltos und Schrauben vorführt. Der Mond übernahm in diesem Vergleich die Rolle des Akrobaten.

Sein Kopf war in seinen Nacken gelegt und ich spürte wie sich der Griff seiner Hand lockerte. Panik ergriff mich.
„Shinichi!"
Ich schrie ihn an. Meine Stimme klang so verzweifelt, so zerbrechlich. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Etwas was öfters passierte, seit ich mit ihm zusammen kam.

In meiner innerlichen Aufregung bemerkte ich nicht, wie seine Hand ein weiteres Stück aus meiner gerutscht war. Dieses Mal verschränkte ich unsere Finger ineinander und rief immer wieder seinen Namen.

Einerseits um ihn aus seiner Trance zu wecken, andererseits um seinen Namen immer in sein Gedächtnis zu rufen. Er durfte ihn nicht vergessen. Vergisst er seinen Namen, vergisst er auch alles andere. Ein Name ist etwas, was einem am Tag seiner Geburt gegeben wird. Vergisst man ihn, vergisst man auch alles was danach geschah.

„Lass es. Es bringt nichts."
Cognacs ruhige Stimme unterbrach meine verzweifelten Versuche ihn in die Wirklichkeit zurück zu bringen. Mein Kopf wurde von Verzweiflung und Wut übermannt. Am Schluss überlebte Nur noch die Wut.
„Sei doch ruhig!"
Sein Blick ruhte kühl in meinen Augen. So leer sie auch schienen, sie gaben einem zu verstehen, das sein Satz nicht nur so dahin gesagt war. Er meinte es ernst. Und ganz tief in meinem innersten wusste auch ich es. Doch Aufgeben war keine Option für mich. Nicht jetzt und nicht in so einem Moment.

„Du weißt es. Du weißt das du nichts ausrichten kannst."
Und somit sprach er die Worte aus, welche ich am wenigsten hören wollte. Sie ließen etwas in mir langsam zerbrechen. Das Klettergerüst in meinem Körper auf welchem ich probierte halt zu finden, verrostete langsam.

Ich ließ die sich etwas kalt anfühlende Hand meines Detektiven los und eine plötzliche Übelkeit kam in mir hoch. Ich musste anfangen zu würgen und übergab mich letztlich. Mein Atem war ungleichmäßig und mein Kopf zu Cognac gedreht. Ich hyperventilierte. Ich atmete langsam aus ehe sich mein Atem langsam wieder beruhigte und sah Cognac in die Augen. Sein Blick verfolgte jeder meiner Taten. Er war nicht angewidert oder ähnliches. Sein Blick wirkte teilnahmslos. Wie ein Zuschauer welcher auf besondere Privilegien zurückgreifen durfte.

Seine Hand wanderte in seine Hosentasche aus der er ein Taschentuch herauszog und es mir gab. Ihn skeptisch musternd nahm ich es an. Man musste nicht Shinichi sein um zu verstehen wieso er es mir gab.
Ich säuberte den Bereich um meinen Mund und schmeckte erst jetzt bewusst den leicht bitteren und säuerlichen Geschmack der Galle. Das Taschentuch warf ich achtlos zu Boden.

Du und ich, gegen den Rest der Welt { Kaishin / Shinkai } *in Überarbeitung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt