Gefühlssalat #10

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Kaito's Sicht

Schon eine Zeit lang weinte er. Sein Gesicht ruhte in meiner Halsbeuge. Von Zeit zu Zeit kam ein kleiner Schluchzer von ihm, welche ich probierte zu minimieren indem ich ihm beruhigend über den Rücken strich.
„Willst du darüber reden?"

Ich erkannte mich kaum selbst wieder. Meine Stimme hörte sich so vorsichtig an. Bevor ich ihn traf, war ich frech und scherte mich kaum über das Wohlergehen anderer. Und wenn, dann ließ ich es mir nie äußerlich ansehen. Doch er ließ mein komplettes Leben auf den Kopf stellen. Er brachte mich dazu die dicke Jacke die immer alles versiegelte auszuziehen. Alles, was bisher in meinem Inneren versteckt war, trat aus. Und es war nicht mal ein schlechtes Gefühl. Es war toll jemanden zu haben, mit dem man gleich fühlte. Es gab einem das Gefühl zu Hause zu sein.

Langsam hob er seinen Kopf hoch und sah mir in mein Gesicht. Seine Augen wahren Rot und leicht angeschwollen. 
„Es ist nichts Schlimmes. Ehrlich. Ich musste bloß an etwas aus meiner Kindheit denken und die Gefühle die ich einst verspürte, kamen wieder hoch. Mehr ist es nicht. Wirklich."

Auch wenn er, wie er meinte, in Ordnung war, machte er keine Anstalten von meinem Schoß aufzustehen, auf welchen er es sich bequem gemacht hatte. Stören tat es mich nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Ich genoss es. Meine Arme umschlungen seinen Bauch, während er sich mit geschlossenen Augen gegen mich lehnte. Die Wärme, die von seinem Körper ausging war angenehm. Nicht zu viel und nicht zu wenig. 

„Sag mal Kaito, hast du heute nicht Schule?"
Ich wusste doch, dass da etwas war was ich vergessen hatte...
„Ja. Doch um ehrlich zu sein habe ich keine Lust heute in die Schule zu gehen."
Der Detektiv fing an zu schmunzeln.
„Hast recht. Nach so einem Ereignis hätte ich auch keine Lust in die Schule zu gehen."

Als ich an gestern dachte, fiel mir jedoch wieder das Lächeln ins Wasser.
„Ist etwas?"
Shinichi schien meine Angespanntheit bemerkt zu haben.
„Kannst du dich noch an gestern erinnern?"
Er sah mich verwirrt an.
„Ja klar. Der Kuss."
Ich schüttelte hastig meinen Kopf.
„Nein, davor."
„Sicher! Davor da... "
Seine Augen weiteten sich.
„Ich kann mich an nichts erinnern was vor dem Kuss geschah. Das einzige, woran ich mich noch erinnere, wahr das Schreien von Ran. Danach hatte ich eine Art Blackout."

Ich nahm mein Kinn zwischen meinen Zeigefinger und Daumen.
„Wie ich es vermutet hatte... du sahst auch nicht aus wie du selbst. Ich hatte schon so ein Gefühl, dass du von Pandora gesteuert wurdest", spekulierte ich umher.
„Was? Wovon redest du? Was hat Pandora damit zu tun?"
Ach ja. Er weiß es ja nicht. Ich Hohlbirne.
Und so fing ich an ihm die Gesamte Geschichte von A bis Z zu erzählen. Dabei ließ ich kein einzelnes Detail außen vor, da in jedem wichtige Informationen stecken könnten, mit welchen ich vielleicht nicht sehr viel anfangen könnte, er jedoch umso mehr.

Nach meiner zehnminütigen Rede schaute ich wieder in sein Gesicht. Die ganze Zeit schaute ich überall hin nur nicht in seines. Ich wollte nicht sehen wie er darauf reagierte. 

 Sein Gesicht jedoch sagte mir nichts. Kein einziges Gefühl war zu erkennen. Sonst waren in seinen Augen immer ein kleiner Hauch von Liebe zu sehen. Doch jetzt, war da nichts. Wenn ich mich recht erinnerte, dann ähnelte dieses Nichts sogar dem, als er völlig außer Kontrolle lief. Mit dem Unterschied, dass ich keine Gänsehaut bekam, welche bei mir von seiner immensen Wut ausgelöst wurde. Es war einfach ein schwarzes Loch.

„Alles gut Shinichi?"
„Ich... ich hätte beinahe jemanden getötet..."
„Das hast du aber nicht!"
„Aber noch viel schlimmer... ich habe dir weh getan. Dir  habe ich weh getan, Kaito."
Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
"Wenn ich schon dazu imstande war dir wehzutun, wozu bin ich dann noch alles fähig?!"
Ich platzierte meine Hände auf seinen Schultern ab und kam seinem Gesicht näher.

Du und ich, gegen den Rest der Welt { Kaishin / Shinkai } *in Überarbeitung*Where stories live. Discover now