Eine Geisel? #4

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Shinichis Sicht

Meine Augen noch immer geschlossen haltend, wachte ich langsam auf.
Ich lag auf etwas wirklich Gemütlichem und etwas Warmes umhüllte mich. Ich drehte mich auf die Seite. Auf einmal hörte ich leise Schritte, die vor mir stehen blieben. Die Person lehnte sich an das, worauf ich lag, da ich spürte, wie das weiche Polster neben mir heruntergedrückt wurde. Neugierde kam in mir hoch. Ich wollte unbedingt wissen, wer es war, der mich entführt hatte. Es machte mir nicht mal mehr etwas aus, dass mein Entführer direkt neben mir zu sein schien.

Ich öffnete vorsichtig meine Augen und schaute die Person vor mir direkt an. Trotz meiner noch verschwommenen Sicht, entgingen mir die neugierigen, blauen Saphire nicht.
„Wo bin ich?", sagte ich mit einer typischen Morgenstimme.

Ich verfiel in Selbstironie. Super. Das war ja mal der beste Klischeesatz, welchen ich hätte von mir in solch einer Situation geben können. Anstatt zu fragen wer mich entführt hatte, fragte ich erstmal, wo ich bin. Natürlich! Bringt mich auch wirklich weiter! 

Meine sich immer bessernde, verpixelte Sicht, wurde mit jedem Lidschlag schärfer und schärfer, bis ich das Gesicht vor mir erkennen konnte.
„Kaito?! Wieso... wie... was?"

Ich setzte mich erschrocken auf, vergaß dabei meine noch immer leicht vorhandenen Schmerzen und zischte auf. Der Gegenüber gab nur ein amüsiertes Lächeln von sich. Das kann doch nicht sein. Also war er es wirklich?

"Immer langsam. Du scheinst Schmerzen zu haben. Beweg dich lieber nicht so viel."
Ich rollte genervt meine Augen. Ich zog stur die Decke von meinen Beinen und ließ sie über die Bettkante hängen.
"Ja ja. Sag mir lieber was ich hier tu-"
Meine Erinnerungen kamen wieder zurück. Die Männer in Schwarz, meine neue Aufgabe und vor allem Ran. Oh Gott, Ran. Der alleinige Gedanke, was mit ihr alles passieren könnte, ließ meinen Körper erzittern. Jetzt, da ich kein genaues Ziel und nur eine schwammig ausgedrückte Aufgabe vor meinen Augen hatte, übermannte mich die Verzweiflung.

„Hey, Shinichi! Was ist los?"
Kaitos besorgte Stimme und die Tatsache, dass er sich gerade neben mich gesetzt hatte, war in meinem Kopf reine Nebensache. Ich sah nichts weiter als Bilder mit einer am Boden Liegenden Ran, die Männer in Schwarz daneben. Einen Schuss nach dem anderen schossen sie ab. Immer zu eine weitere Kugel welche Rans bereits toten Leichnam traf. Blut spritzte überall hin. Auf den weißen Boden, auf die weißen Wände, auf meine Hände. Auch ich hatte meinen Beitrag zu leisten. Mich verfolgte ebenfalls die Schuld. 

Zwei Arme schlangen sich zögerlich um meinen schlotternden Körper.

Mein Damm brach und heraus strömte ein gewaltiger Fluss von all meinen Gefühlen, welche ich bis hierher angestaut hatte. Erst eine, dann die zweite und jedes Mal wurden es mehr Tränen. Die Arme um mich herum verloren all ihr Zögern und schlossen mich fest in eine Umarmung. Sie ließen mich sicher fühlen. Seine Warme Hand streichelte beruhigend meinen Rücken. Ich erwiderte nach kurzer Zeit seine Umarmung, woraufhin er ein seliges Seufzen von sich gab.

„Schhh... alles ist gut hörst du? Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin ja hier."
Um seine Gesten zu verdeutlichen, legte er seinen Kopf auf meinem ab. Ich gab es nicht sehr gerne zu, aber er war tatsächlich ein sehr guter Aufmunterer.

Nachdem ich mich nach paar Minuten beruhigt hatte, saßen wir nun still da, jeder in seinen eigenen Gedanken vertieft. Ich hatte das Gefühl, dass Kaito darauf wartete, bis ich soweit war. Und ich war es tatsächlich. So war es meine Wenigkeit welche sich als erster von der Umarmung löste.

"Sag, wieso hast du mich hierher gebracht?"
Das wäre die Frage gewesen welche ich schon von Anfang an hätte stellen sollen. Kaito musste ein wenig grinsen.
"Du bist ein richtiger Stimmungskiller weist du das?"

Verwirrt sah ich ihn an. 
"Ich wüsste zwar nicht welche Stimmung ich 'gekillt' hätte aber kommen wir doch lieber zu meiner Frage zurück. Es wäre schön, wenn du sie mir beantworten könntest."

Ein kleiner Seufzer entwich ihm.
"Ist ja gut. Ich habe das Gespräch zwischen dir und diesem Typen in der Gasse mitbekommen. Und so großartig und nett, wie ich eben bin, habe ich dich bei mir aufgelesen, da du schließlich schlecht auf der Straße leben kannst. Mir kam es nämlich so vor, als ob du schlecht zu dir nach Hause zurückkehren kannst. Erklärung genug?"

Du und ich, gegen den Rest der Welt { Kaishin / Shinkai } *in Überarbeitung*Where stories live. Discover now