Wo...? #21 (§)

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Er fiel mit mir. Wir beide ertranken. Kein Rettungsseil war in Sicht.

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Shinichis Sicht

Wo bin ich?"
Wieder ein Satz für den ich mich selbst hätte schlagen können. Mir wurde bereits bewusst, das dieser Satz zu einem Reflex meinerseits wird. Ich konnte mich also noch oft genug darüber aufregen, wenn ich ungewollt ins Land der Träume befördert wurde und anschließend aufwachte.

Ich musterte meine Umgebung. Hier gab es nicht sonderlich viel. Bloß ein roter Stuhl dessen Lack abblätterte. Seine Farbe kam auf dem weißen Hintergrund besonders gut zur Geltung.

„Wo du bist, fragst du?"
Die Stimme klang ruhig. Fast schon angenehm.
„Ja. Wo bin ich?"
Wenn ich schon bei der Frage bin...
„Wo würdest du denn gerne sein?"
Ich runzelte die Stirn. Was meint er?

„Du bist verwirrt. Zu Recht. Ich sage es mal einfacher. Stell dir einen Ort vor, an welchem du sein möchtest."
Ich setzte zum sprechen an, beließ es jedoch bei der Erklärung und schloss meine Augen um mich besser konzentrieren zu können und um ein besseres Bild vor meinem inneren Auge zu bekommen.

Eine warme Brise wehte und streichte wie mit zarten Federn über meine Haut. Meine Augen öffneten sich. Ich stand genau in der Mitte eines Zebrastreifen einer Straße, welche in Richtung gradeaus eine Fata Morgana auf dem Boden erscheinen ließ. Rechts von mir war ein kleiner Supermarkt, links von mir eine auf einem Stück Pflasterstein erhöhte Holzbank. Ich befand mich in den Bergen.

Ein leises Tropfen ertönte und ich sah hinunter auf den Boden. Blaues, geschmolzenes Eis verdampfte auf dem heißen Asphalt. Es stiegen bereits kleine Dunstwölkchen auf, an jenen Stellen an denen noch zuvor die Eistropfen lagen.

Ich betrachtete das Eis. Es war eins mit zwei Stielen. Man konnte es in Zwei teilen.
„Kommst du endlich?"
Ich sah perplex zur Bank, von der aus die ungeduldige Stimme kam. Auf ihr saß kein Geringerer als Kaito. Ich musste anfangen zu Lächeln.
„Natürlich."
Sagte ich liebevoll, lief auf ihn zu und setzte mich dicht neben ihn.

Vorsichtig zerteilte ich das Eis und überreichte es ihm.
„Danke."
Ich nickte bloß zur Antwort. Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab.
„Einen tollen Ort hast du dir ausgesucht. Es wirkt so friedlich, so vertraut. In diesem Ort verbirgt sich so viel Hoffnung, auch wenn es nichts weiter als eine Illusion ist."
Sein Blick richtete sich gen Himmel, während ich zu schmunzeln anfing.

„Die Hoffnung ist eine Illusion des eigenen Denkens. Manchmal wird sie war, manchmal eben nicht. Ein berechtigter Grund wieso Menschen Hoffen."
Ein Seufzer entwich ihm.
„Wie recht du doch hast."
Flüsterte er.

„Wer bist du jetzt eigentlich?"
Ungewollt schwang die Neugierde in meiner Stimme mit.
„Dann weißt du also das ich nicht Kaito bin?"
Mein schmunzeln wurde breiter.
„Sicher doch. Als wenn ich meinen Schatz nicht von anderen hätte unterscheiden können. Würde ich es nicht können, so besäße ich keinerlei Recht ihn meinen Freund zu nennen."

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Ein lachen entwich der Fremden Person.
„Du wirfst hier mit großen Tönen um dich. Los, überrasch mich."
Sein Kopf drehte sich zu meinem, welcher ich von seiner Schulter hochhob um ihn besser ansehen zu können.

„Erst einmal, deine Sprechweise. Sie ist viel zu gehoben als das sie Kaito verwenden würde. Dann ist da noch dein Geruch, sowie deine Reaktionen. Meine Antwort in Bezug auf die Hoffnung war ein Test. Es war eine endgültige Bestätigung. Wärst du der Echte Kaito, würdest du eine Augenbraue hochziehen und deinen Mund ein Stück weit öffnen. Und dein Geruch ist das auffälligste. Du riechst mir ein wenig zu viel nach,-„

Ich roch noch einmal kurz an ihm.

„- nach Blut. Ja. Es ist Blut."
Ich beendete meinen Kurzvortrag und sah ihm abwartend in seine Saphire. Sie waren so echt und wunderschön, gleichzeitig aber so falsch und hässlich.
„Unglaublich. Ich bin zwar schon viele Jahre an deiner Seite, doch es überrascht mich wieder und wieder."

Meine Stirn runzelte sich.
Viele Jahre?
Was meinte er?
„Willst du nicht in Erfahrung gebracht bekommen was genau wir hier tun?"
Ich schreckte kurz auf. Meine Gedanken verweilten bis eben bei diesem einen Satz.
„Nicht wirklich. Ich möchte bloß das du so langsam dein wahres Aussehen zeigst. Es irritiert mich, dass du in dem Körper der Person Haust, welche ich über alles liebe. Und sag mir nun deine wahre Identität. Auf meine selbe Frage von eben, gabst du mir keine Antwort. Du wolltest vom Thema ablenken."

Die Person raufte sich mit einer Hand leicht die Haare.
„Verdammt. Erwischt."
Er schmiss das bereits geschmolzene Eis in die Mülltone neben sich. Es hatte sich eine blaue Pfütze  unter ihm gebildet. Das gleiche Bild wie bei mir. Er stützte seine beiden Hände seitlich von ihm an der Bank ab und benutzte diesen Schwung um sich aufzurichten.
„Na schön. Einverstanden. Na dann gehen wir erstmal an den Ort, an dem ich all die Jahre war.

Unbewusst schlossen sich wieder meine Augen und im nächsten Augenblick, in welchem ich sie öffnete, war ich in dem Selben weißen Raum wie am Anfang. Ich war erneut am Startpunkt angelangt. Der Stuhl stand immer noch an Ort und Stelle. Nur dieses Mal war der Lack wie neu und es saß jemand auf ihm.

Es war eine Schwarze, flackernde Gestalt, welche man mit etwas Fantasie als eine Silhouette eines Menschen bezeichnen konnte. Es war so ungenau, da die Umrisse sich alle paar Momente bewegten, wie ein Laubblatt im Wind. Die Gestalt saß auf dem Stuhl falsch herum, mit dem Gesicht zu mir gerichtet und ließ ihre ‚Arme' über die Rückenlehne hängen. Das einzige was klar und deutlich sichtbar war, waren die Augen welche in einem Blutrot aufleuchteten.

„Darf ich mich vorstellen, Pandora."
Er wippte mit seinem Stuhl hin und her. Wie ein Schulkind welches es nicht erwarten konnte endlich in die Pause zu rennen.
„Du bist Pandora?"
Skeptisch musterte ich ihn.
„So unglaubwürdig? Wie dachtest du sehe ich aus?"

Ohne zu zögern antwortete ich:
„Vielleicht bisschen mehr wie ein Stein?"
Pandora fing an zu lachen. Es war spielerisch. Kindlich. Ich verstand nicht was so lustig an meinem Satz war.
„Da hast du wohl ins Schwarze gegriffen."
„Offensichtlich..."
Murmelte ich.

Da fiel mir eine Sache ein.
„Bist du denn nun aus meinem Körper draußen?"
Pandora sah mich an. Ich konnte schlecht seine Gefühle ablesen. Sein Gesicht bestand schließlich nur aus schwarzer, schwebender Masse und roten Augen.
„Das ist schwer zu erklären."
Versuchte er wieder vom Thema abzuweichen.

Ich setzte mich auf den Boden, drei Meter vor ihn und sah ihn gespannt an.
„Ich habe Zeit."
Eine kurze Pause.
„Das stimmt leider nicht."
Verwirrt sah ich ihn an. Sein Blick war auf seine nicht vorhandene Armbanduhr gerichtet.

Plötzlich blätterte der Lack vom Stuhl wieder ab. Es waren jedoch nicht nur einzelne Stücke. Nach nur kurzer Zeit befand sich die gesamte Farbe auf dem schneeweißen Boden, wie Blut eines Menschen. Übrig blieb ein schwarzer Stuhl.

Die roten Augen Pandoras ruhten nach wie vor auf seinem Handgelenk, bis auch seine Augen sich verflüssigten und dem roten Lack Gesellschaft leisteten. Ich konnte meine Gefühle nicht deuten. Es musste wohl eine Art Gleichgültig sein.

Plötzlich schoss die rote Masse in meine Augen. Der Rest der Gestalt und der Stuhl färbten die gesamte Umgebung in völliges schwarz. Kein weißes Pünktchen war mehr zu sehen. Eine Kälte breitete sich in mir aus. Im selben Moment entflammte eine Sehnsucht in mir.

Wo ist er? Wo ist Pandora?

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Hier wieder ein neues Kapitelchen. Zwar kürzer als normal aber dennoch vorhanden XDDD

Wie würdet ihr dieses Kapitel deuten? Was hat das alles zu bedeuten?

Und was denkt ihr was als nächstes passiert?

Ou und hat es euch gefallen? XDDDD ^^'

Eure _Tachi_banana_ <3

Du und ich, gegen den Rest der Welt { Kaishin / Shinkai } *in Überarbeitung*Where stories live. Discover now