Mondscheinsonata #23 (§)

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Rans Sicht

Mitternacht

Mit verschränkten Fingern saß ich im Beifahrersitz. Mein ganzer Körper war angespannt. Seit diesem einen Tag konnte ich nicht eine Nacht ohne daran zu denken einschlafen.
Als ich das Geschehen im Café sah, hielt ich es nach einiger Zeit nicht mehr aus es für mich zu behalten. Mich beschlich bei jedem Gedanken den ich an diesen Tag hegte - denken tat ich jede freie Sekunde daran - das Gefühl das es etwas mit dem Verschwinden von Shinichi und Kuroba-kun zu tun haben könnte.

Nach drei Tagen sagte ich es letztlich Papa. Es war um die fünf Uhr, als er vom Revier zurück gekommen war. Ich zögerte nicht lange und kam sofort auf den Punkt. Anfangs glaubte er mir nicht. Klar, wer würde das auch? Die Chance das jemandem - und vor allem ausgerechnet mir - sowas passiert ist sehr gering. Wenn nicht, dann würde ich sagen das die Möglichkeiten an null grenzten. Ich musste wohl dieses ‚Glück' von Papa vererbt bekommen haben. Die ganzen Mordfälle wurden quasi von ihm angezogen. Selbst mir wurden diese Zufälle mit der Zeit nicht geheuer.

„Ich hatte es ganz sicher nicht falsch verstanden!", versicherte ich ihm so lange, bis er mir glaubte. Ohne lange zu warten stiegen wir gleich wieder ins Auto um ins Revier zu fahren. Letztlich entschieden wir nach paar Meinungsunterschieden das Aoko und ich zum selben Café zurückgehen sollten. Und das jeden Tag. Um die selbe Uhrzeit. Und tatsächlich, genau gestern trafen sich die zwei Männer nochmals.

Es ging alles ganz schnell. Als der jüngere Mann gehen wollte, mitsamt dem älteren, stand ich auf und tat so als ob ich auf die Toilette wollte. Dabei rempelte ich ihn 'versehentlich' an und warf einen kleinen Peilsender in Form einer Münze in seine äußerst wichtig erscheinende Tasche, welche er schon an dem anderen Tag bei sich trug.

Und hier sitze ich nun. Nervosität, Unbehaglichkeit, ein wenig Angst und seltsamerweise auch Freude. Wahrscheinlich die Freude darüber das wir endlich seit zig Tagen einen Anhaltspunkt hatten.

Hier in diesem Auto zu sitzen, zusammen mit meinem Papa welcher mit seinen Fingern leicht auf dem Lenkrad herum tippte und Aoko, die angestrengt aus dem Fenster schaute. Es war genau das was ich in diesem Moment brauchte.

Es war um einiges besser als tatenlos herumzusitzen und nichts zu tun. So fühlte ich mich, als würde ich den zweien näher sein, auch wenn sie momentan woanders waren. Es war eine Seelische, nicht eine Körperliche Zusammenkunft.

"Wir sind da."
Die Stimme meines Vaters war rau, kratzig. Als hätte er bereits Tagelang kein Wort mehr mit einer Person gewechselt.

„Die Zeit vergeht schnell wenn man in Gedanken ist."
Entgegnete Aoko mit einer Prise Melancholie. Und sie hatte recht. Die Zeit war tatsächlich schnell vorübergegangen.

Ich schnallte meinen Gurt ab, öffnete die Beifahrertür und stieg in die angenehm warme Nacht hinaus. Ich legte meinen Kopf in meinen Nacken. Zu Gesicht bekam ich ein riesiges Hochhaus. Es schien verlassen zu sein. Sonderlich viel los war hier nämlich nicht.

„Ich nehme mal an das 'wenn' die zwei Burschen sich hier befinden, wir nicht unbedingt auf die legale Art und weise hineinkommen. Mit anderen Worten, die Tür konnten wir vergessen."

Ausnahmsweise musste ich Paps mal zustimmen. Sie mussten sicherlich einen guten Grund haben. Vielleicht brauchten diese Leute die zwei für was weis ich welche Gründe, bei denen das Fehlen der beiden negative Folgen haben könnte.

„Kommt mal her, hier ist eine Treppe!"
Rief uns Aoko zu und deutete mit ihrem Zeigefinger auf eine Metallwendeltreppe, welche bis hoch zum Dach führte. Papa und ich liefen schnell zu ihr und schlossen uns auch gleich hinter Aoko an.

Mit jeder quietschenden Treppenstufe welche ertönte, musste ich immer mehr nachdenken.
Was wenn sie wirklich in diesem Haus waren? Was wenn nicht? Was sollen wir tun falls sie hier sind? Wo suchen wir weiter falls sie es nicht sind? Je mehr ich dachte, desto höher befand ich mich in der Luft und je weiter war ich vom Boden unter mir entfernt.

Von hinten sah ich wie sich Paps Hände förmlich an das Gelände krallten und jeder seiner Schritte die er ging, waren mit Unsicherheit gefüllt. Ich war wirklich stolz auf meinen Vater. Jetzt in diesem Moment, überwand er sogar seine Höhenangst um Beide zu finden.

Ein Windzug blies uns plötzlich um die Ohren.

Parallel dazu ertönte ein Ohrenbetäubend lauter, losgegangener Schuss. Ich zuckte stark zusammen, hielt mir aus Reflex die Ohren zu und bückte mich leicht. Wir blieben alle gleichzeitig stehen. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen da ich mich momentan nur auf mich fokussierte, doch sicherlich waren ihre Ausdrücke nicht anders als die meine. Schock zeichnete bestimmt ihre Gesichter.

Wie auf Knopfdruck erwachten wir aus unserer Trance und rannten so schnell es uns auf einer Treppe möglich war die letzten Stufen hinauf. Sogar Paps legte einen Zahn zu.

Ein markzerreißend lauter, schriller Schrei kam von Aoko, welche als Erste oben ankam. Auch Paps blieb ruckartig stehen und bewegte sich keinen Zentimeter mehr. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

Ich lief die letzten Stufen, schob Papa zur Seite und wurde nun Teil des Geschehens.

Meine Augen weiteten sich so weit, als würden mir jeden Moment die Augen herausfallen. Mein Mund öffnete sich, versuchte zu schreien. Scheiterte jedoch. Stattdessen fing mein Gesamter Körper an zu zittern. Der Schock saß tief in meinem Inneren fest, wollte nicht mehr heraus.

Es lief alles wie in Zeitlupe ab:
Vor mir, Shinichi. Mondlicht schien auf ihn herab. Sein von Tränen silbrig schimmerndes Gesicht sah hinauf zum Vollmond. Seine Augen weit aufgerissen, eines leuchtete rot. Er wiegte ihn, flüsterte ihm unverständliche Worte zu. In seinen Armen ein blutdurchtränkter Körper.

Kaitos Körper.

Ich dachte an das Stück Mondscheinsonata.

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Ich bin kurz vorm heulen. Es tut weh sowas zu schreiben.

Was sind eure Vermutungen wie es hatte so weit kommen können?

Eure _Tachi_banana_ <3

Du und ich, gegen den Rest der Welt { Kaishin / Shinkai } *in Überarbeitung*Where stories live. Discover now