Bösewicht

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Bösewicht

Die Welt war eine schlechte, dass hatte ich schon als Kind schnell begriffen. Sie war voll mit Monstern. Leute, die unbedacht und voller Wut versuchten zu vernichten, was es zu vernichten galt. Egal was ihnen im Weg stand, es wurde erbarmungslos nieder gewalzt. Solange sie an der Spitze standen, würde es immer Unruhen, Unzufriedenheit, Mord und Gewalt geben und genau das war es auch was sie wollten.
Von daher hatte ich schon als kleines Kind beschlossen, diesen Leuten einhalten zu gebieten. Ich konnte einfach nicht dabei zu sehen, wie sie überall nur Schutt und Asche hinterließen, wohin sie auch gingen. Jemand musste ihnen eine Lehre erteilen. Ihnen zeigen, dass was sie taten falsch war und wenn nötig sie auch dafür bestrafen.
Doch wo sollte ich Anfangen? Diese Frage stellte ich mir lange Zeit. Die Welt war überseht mit Schlechten. Manchmal war es klein und fiel keinem auf. Ein kleiner Diebstahl dort oder eine Lüge hier. Keiner störte sich daran. Es war falsch, aber für die viele Menschen gehörte es zu Normalität. Meist war es jedoch riesengroß und jeder verschloss die Augen davor. In ihren Köpfen galt nur die Regel, wenn ich nicht hinschaue, ist es auch nicht da. Doch ich konnte das nicht. Für mich war wegschauen das Gleiche wie, dem Bösen dabei zu helfen weiter zu machen. Man wurde sozusagen fast selbst das Böse, auch wenn und gerade weil man nie etwas getan hatte.
So werden wollte ich auf gar keinen Fall. Ich wollte das Gute sein. Das strahlende Licht werden für diese Welt werden, dass alles Schlechte vertrieb. Den unterdrückten Leuten Hoffnung geben und ihnen einen neuen Weg zeigen. Sie lehren, nicht wegzuschauen, sondern Fehler zu erkennen und sie zu eliminieren.
Also lehnte ich mich auf, rebellierte gegen alles Schlechte. Ich deutete mit geballter Faust auf all die Menschen, die sich dem schlechten hingaben. Schrie Parolen um sie aus ihrem Koma der Gleichgültigkeit zu wecken. So konnte Niemand mehr wegschauen und einfach weiter machen wie bisher, denn ich wusste, dass sie mich hören. Sie wollten mich nicht hören, dass wusste ich, ihr Leben war einfach viel zu bequem wie es nun einmal war und da störte es nur, wenn jemand sie auf ihre Fehler hinwies. Doch sie konnte die Laufstärke meiner Stimme nicht überhören und das flaue Gefühl im Magen, was meine Worte bei ihnen erzeugte, nicht ignorieren.
Und ich war mit meinen Taten nicht alleine.
Mit mir erhoben sich andere. Auch sie hatten meine Stimme gehört, genauso wie die schlechten Menschen. Sie begannen mir zu folgen, standen mit mir auf den Straßen und stimmten mit in meine Rufe ein. Aus einer kleinen Rebellion wurde ein Mob, der nicht still sein würde. Niemals.
Je mehr Tage vergingen, desto mehr Menschen schlossen sich mir an. Genauso wie ich erkannten sie das Böse, welches uns schon so lange die Luft abschnürte. Auch sie wollten nicht mehr länger die Augen vor allem verschließen. Auch sie wollten ein Licht für Andere auf dieser Welt werden.
Doch so sehr wir auch versuchten, so sehr wir auch kämpfen, nichts konnte erreicht werden. Unsere Stimme reichte um die Welt, wurde überall gehört. Immer mehr schlossen sich uns an, doch es brachte alles nichts.
Immer schon hatte ich gewusst, dass das Böse stark sein konnte. Jedoch was sie taten, um unsere Rufe im Keim zu ersticken hatte selbst ich nicht erwartet. Statt sich zu wehren, Stellung zu nehmen und die Wahrheit preis zu geben, zeigten sie mit erhobenen Zeigefinger auf uns und brachte jeden einzelnen zu einem Bösewicht.
Lügen wurden verbreitete, Dinge erzählt, die nie so geschehen waren. Anstatt ihnen wurden wir plötzlich die Böse, obwohl wir nie etwas getan hatten. Wir hatten nur die Wahrheit aus den tiefen unsere Lungen geschrien. Doch nun ertränken sie uns mit ihrer Welle von Lügen und Macht.
Und natürlich glaubte ihnen jeder. Denn wer würde schon glauben, dass die mächtigen Bösen, vor denen man so lange Zeit die Augen verschlossen hatte, eine Lüge erzählen würden?

Scherben im LichtWhere stories live. Discover now