Rosarote Brille

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Es war wie ein Schleier, der die Sicht und den Verstand ausschaltete. Nichts war falsch, alles fühlte sich richtig an. Fehler gab es keine. Jedes Denken und Fühlen war nur auf eine einzige Sache beschränkt.
Ihn.
Er war der einzig Richtige. An ihm war alles gut. Aussehen, Charakter, Verhalten. Alles passte zusammen. Nicht ein einziger Makel war zu finden. Kein Fleck auf der weißen Weste. Keine Falte, kein Fehler.
Die rosarote Brille verdeckte alles perfekt.
Durch sie konnte man nichts Schlechtes sehen. Weder den Bierbauch, noch die schlechte Kleidung. Eigenschaften, die man sonst hasste, wurden zu liebevollen Schwächen. Die Sommersprossen, die man sonst nicht mochte, waren plötzlich wie verschwunden. Die krummen Beine waren plötzlich perfekt, wie die eines Models.
Alles war gut, alles war ausgezeichnet solange man die rosarote Brille trug. Doch wenn man sie abnahm wurde einem nur allzu schnell klar, wie dumm man eigentlich gewesen war. Die Entscheidungen, die man getroffen hatte, bereute man zutiefst und der Verstand wird in Frage gestellt. Wie hatte man nur all das nicht sehen können, immerhin hatte man doch ein paar gesunde Augen im Kopf. Und auch der Kopf arbeitete doch sonst so gut und gezielt.
Aber leider helfen bei der Liebe auch die besten Augen und der beste Verstand nicht weiter.

Scherben im LichtWhere stories live. Discover now