Zahltag

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Es war wieder einmal so weit, Ende des Monats. Das hieß nicht nur für mich, all mein restliches Geld zusammen zu kratzen, damit ich die Miete für meine Wohnung bezahlen konnte. Das hieß auch, die Miete bei meinen Mitbewohner eintreiben.
Und das war nicht gerade das einfachste.
Andere Leuten mussten nur an Türen klopfen und vielleicht ein paar Leuten hinterher rennen. Wenn ich alleine daran dachte, wie einfach und Stressfrei das für mich wäre, spürte ich einen tiefen Neid in mir aufkeimen. Nein, meine Mitbewohner waren da um einiges schwieriger und oft mal auch noch unfreundlicher.
Doch all der Neid brachte mir auch kein Geld oder gar bessere Untermieter. Also rollte ich meine Ärmel hoch und rief laut durchs ganze Haus, „Jungs es ist Zahltag!"
Es war ein leise Grummeln und Murren zu hören, mehr aber zum Glück nicht. Das war ein eigentlich gutes Zeichnen, zu mindestens hoffte ich das.
Zuerst betrat ich mein eigenes Zimmer. Der Bewohner, der sich dort eingenistet hatte, war von allen der einfachste. Bisher hatte ich ihn noch nie wirklich zu Gesicht bekommen. Nur bei seinem Einzug hatte ich etwas von ihm entdeckt, einen Brief, der auf meinem Nachttisch gelegen hatte. Dort hatte er darum gebeten, unter meinem Bett leben zu dürfen und verlautet, dass er es gerne ruhig und gemütlich haben wollte. Das alles war mir zu Beginn ein wenig merkwürdig vorgekommen, aber das war einer der freundlichen Einzüge gewesen, von daher hatte ich es einfach dabei belassen und versucht nie zu laut in meinem Zimmer zu sein.
Freudig stellte ich in meinem Zimmer fest, dass dort schon, in einem Umschlag verpackt, das Geld vor meinem Bett lag. Er war einer der wenigen guten Mitbewohner, die ich gerne hatte. Ruhig, man sah ihn nie und er zahlte pünktlich. Wenn doch nur alle so wären...
Mit dem gefüllten Umschlag in der Hand, wandte ich mich nun meinem Wandschrank zu. Dort lag weder etwas, noch war dort irgendeine Nachricht. Wundern tat es mich nicht. Er war der wohl schwierigste von allen.
Seitdem ich in dieser Wohnung lebte, war auch er hier. Ich hatte keine Ahnung, ob er vielleicht schon vor mir hier gewohnt hatte und deswegen so unfreundlich war oder ob er einfach generell alles was man von ihm wollte nie machte. Doch nach all der Zeit wusste ich, was zu tun war, um zu bekommen was ich wollte.
„Okay, wir haben schon mal darüber geredet. Gib die Miete her oder ich öffne die Tür."
Es rappelte kurz hinter der Tür, bevor ein kleines Stück Papier unter der Tür hindurch geschoben wurde, auf dem etwas stand. Leider war es komplett unleserlich.
„Ich sagte Miete her oder soll ich wirklich rein kommen?"
Wieder ein Rappeln.
„Ich zähle bis drei."
Stille.
„Eins. Zwei..."
Ein drittes Mal rappelte es im Schrank und dieses Mal wurde ganz langsam, ein Schein nach dem anderen unter der Tür hindurch geschoben. Ein leichtes Grinsen erschien auf meinem Gesicht. Das ging dieses Mal doch um einiges leichter. Vielleicht lernte er doch endlich mal was dazu. Hoffen konnte man immerhin noch.
Schein nach Schein sammelte ich ein, zählte dabei mit das es auch ja der richtige Betrag war, und stopfte das Geld zu dem Rest im Umschlag. Das ganze schien mir alles etwas zu einfach zu gehen. Entweder hatten sie endlich etwas dazu gelernt, was ich als sehr unwahrscheinlich einstufte, oder aber ich hatte einfach nur Glück. Und genau das würde ich bei meinem letzten Mitbewohner brauchen.
Wo er war, konnte ich nie mit Sicherheit sagen. Er suchte sich gerne täglich seinen Lebensort und erschreckte mich damit nur allzu gerne damit halb zu Tode. Mal tauchte er hinter mir in der Dusche auf, dann wieder weckte er mich indem er sich über mein Bett beugte, wenn ich gerade versuchte einzuschlafen. Es gab fast keinen Ort mehr wo er mir nicht einen halben Herzinfakt eingejagt hatte. Nun musste ich nur noch den heutigen Platz finden.
„Ich gebe dir eine Minute Zeit, die Miete raus zu rücken!" rief ich laut, während ich mein Zimmer verlies, in der Hoffnung, dass er es hören würde. „Wenn nicht, schwöre ich dir, ruf ich die Geisterjäger und dann kannst du sehen wo du bleibst!"
Ein Windstoß fegte plötzlich durch den Flur, genau an mir vorbei. Ein schwacher modriger Geruch stieg mir in die Nase und wie von Geisterhand sprang die Badezimmertür auf.
„Verstecken hilft dir nicht!"
Doch bevor ich ihm folgten konnte, bemerkte ich einen kleinen brauen verknitterten Umschlag zu meinen Füßen liegen. Als ich ihn aufhob und einen Blick hinein wagte, fand ich darin einige zerknitterte Scheine vor.
„Da hast du aber noch mein Glück gehabt mein Lieber...!"
Vielleicht hatten sie doch endlich etwas dazu gelernt oder diese kleinen Monster hatten endlich sowas wie Dankbarkeit entwickelt.

Scherben im LichtWhere stories live. Discover now