Vergessen

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Wann immer jemand das richtige Wort suchte, lag es ihm auf der Zunge.
Wann immer jemand sich versuchte an ein Gesicht oder einen Namen zu erinnern, wusste er genau wer gemeint war.
Wann immer jemand etwas suchte, hatte es seinen Weg in seine Hand gefunden.
Alles was vergessen wurde, was verloren und nie wieder gekommen war, fand ein neues Zuhause bei ihm. Er hortete es in Gläsern und Falschen. Manche füllten Räume, andere waren so klein, dass es ihn nicht wunderte, dass es vergessen worden war.
Er war der Hütter jenes Ortes. Der Bewahrer des Vergessenen, der alles was seinem Besitzer verloren gegangen war, bei sich aufnahm.
An manchen Tagen füllten sich die Gefäße um ihn herum schneller als er es je zuvor gesehen hatte. Wieder an anderen Tagen tauchten Sachen auf und verschwanden dann gleich wieder. Dann hatte sich der Besitzer doch wieder daran erinnert.
Es war ein ständiges kommen und gehen.
Doch manche Sachen blieben länger. Tage, Jahre oder sogar für immer. Dann hatte der Besitzer seine Erinnerungen so durch einander geworfen, dass er sein verlorenes Objekt nie wieder finden würde. Oder aber eine Krankheit hatte seinen Kopf so zugesetzt, dass er es einfach hatte vergessen müßen.
Doch mit ihm würden all diese Dinge nie vergessen gehen. Er erinnerte sich an sie alle.
An Dinge, die im Bus oder Zuhause vergessen wurden.
An Erinnerungen, die schon so alt waren und dennoch so voller Liebe und Wärme.
An Leute, die fröhlich lächelten oder manchmal auch schreiten und tobten.
Auch wenn sie verloren gegangen waren und nun ohne jeglichen Bezug mehr im Nichts zu hängen schienen, waren sie nicht vergessen. Sein Gedächtnis konnte nicht vergessen. Er würde sich immer an sie erinnern. Egal was passieren würde.

Scherben im LichtWhere stories live. Discover now