Scherben im Licht

Grüner Daumen

Ganz langsam krochen sie über den Boden. Hinter ließen keine Spuren, machten keinerlei Geräusche und Laute.
Erst war es nur eine, dann zwei und dann wurden es immer mehr. Wie bei einem Marsch begannen sie ihren Weg durch das Zuhause zu suchen. Vom Wohnzimmer bis ins Badezimmer. Kein Raum war vor ihnen sicher. Sie machten sich überall breit.
Und sie waren nicht alleine.
Als die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont hervor kamen, gesellten sich weitere zu ihnen. Große, wie auch kleine. In jeder Art und Farbe.
Erst begannen sie das Fenster für sich zu beanspruchen. Kletterten langsam die Scheibe entlang um möglichst alles Sonnenlicht einfangen zu können und all ihre Pracht da bieten zu können. Anderen, die für Klettern nicht geeignet waren, suchten sich Plätze, zu denen das Sonnenlicht noch reichen konnte, damit auch sie etwas abbekamen.
Danach war das Badezimmer dran.
Spüle, Waschbecken, Badewanne. Alles nahmen sie in Besitz. An Wasserhähnen kletterten sie empor und drehten das Wasser auf, bis es die Wohnung flutete. Kleine Wasserfälle plätscherten aus den Waschbecken herunter und stürzten sich in die Tiefe des Unbekannten.
Für sie war es eine Wohltat, jedoch nicht für die Nachtbar.
Ein lautes Klopfen dran an ihr Ohr. Ein Klopfen, das einfach nicht aufhören wollte. Es war doch noch viel zu früh für sie zum Aufstehen. Was wollte denn die Welt von ihr schon um diese Uhrzeit von ihr? Müde und noch halb verschlafen öffnete sie die Augen. Alles war verschwommen, aber sie meinte neben dem Klopfen ein leise plätschern von Wasser zu hören.
Erst als ihr Blick klarer wurde, sah sie, was eigentlich los war.
Vor ihren Augen erhob sich kleiner Dschungel. Schlingpflanzen krochen an den Wänden und Decken empor. Bunte Blumen sonnten sich am Fenster im Licht der aufgehenden Sonne. Und der Fußboden war bedeckt mit einer Schicht aus Wasser.
Sie hatte ihr Pflanzen wirklich gut umsorgt und hatte immer gehofft, dass sie ihr dafür dankbar waren, aber das war dann doch ein wenig zu viel des Guten.