38 || The Restricted Section

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38 || THE RESTRICTED SECTION

Yesterday feels like running away
Feels like givin' the child getting' lost losin' my mind
I'm feelin' low and I got no place to go.
 - Cheap Trick, Speak Now Or Forever Hold Your Peace

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Ich hatte das Gefühl, je weiter die Zeit voranschritt, desto düsterer wurde alles. Vor allem aber die Berichte im Tagespropheten. Beinahe jeden Tag gab es neue Informationen über Voldemort und die Todesser und jedes Mal wenn ich an meine Zukunft dachte, verkrampfte sich in mir wieder alles. Das Thema war in meinem Kopf nun allgegenwärtig und ich wurde das alles nicht mehr so schnell los.

Wenn ich mittwochs in den ersten beiden Stunden Freistunden hatte, dann setzte ich mich meistens in die Bibliothek um zu lernen. Erstens lenkte mich das ab und zweitens tat ich sowieso nicht schlecht daran, mich etwas auf meinen UTZ vorzubereiten.

Ich stand mit den anderen vom Frühstückstisch auf und stieg dann die Treppen wieder hinauf in Richtung Bibliothek. Es war unglaublich still und leer zwischen all den Regalen und ich ging leise durch die Reihen, um mir einen Tisch zu suchen, der möglichst weit entfernt vom Eingang der Bibliothek war.

Ich packte meine Verwandlungs-Hausaufgaben aus und konzentrierte mich völlig auf das Buch, als mir plötzlich auffiel, dass etwas anders war als sonst. Ich sah auf und schaute mich in die Bibliothek um.

Die Tür zur Verbotenen Abteilung stand offen.

Stirnrunzelnd stand ich auf und der Stuhl knarzte in der geisterhaften Stille über den Boden. Für einen Moment fürchtete ich, dass Madam Pince jeden Moment zu mir herübergerannt kam und mich anfauchte, doch gefälligst still zu sein. Es geschah nichts.

Ich schob die Tür zur Verbotenen Abteilung auf. Auch dahinter war es noch vollkommen still. Vorsichtig trat ich ein und warf einen Blick hinter eines der Regale, das als eine Art Raumtrenner fungierte.

Volltreffer. Auf dem Boden an die Wand gelehnt saß ein Ravenclaw-Mädchen mit glatten, schwarzen Haaren über ein riesiges Buch gebeugt. Sie sah auf, als sie mich bemerkte. „Hallo", sagte sie. Ihre Stimme klang hoch und – falls man das so sagen konnte – als wäre das Mädchen nicht von dieser Welt.

„Äh – hi", sagte ich etwas überfordert, „sorry, ich wollte dich nicht stören. Ich war nur neugierig."

„Ist schon in Ordnung, Hanna Derveld.", sagte das Mädchen und blätterte eine große, vergilbte Seite um.

„Wa -" Ich starrte das Mädchen an.

„Tu doch nicht so", sagte sie und mit einem Schlag fiel mir ein, was ihre Stimme wohl am besten beschrieb; wie eine Puppe. „Dein Name ist doch im Schloss überall zu hören. Vor allem was die Reinblüter hier angeht, bist du doch eine richtige Berühmtheit."

„Ich hatte eigentlich nicht vor, schon wieder von einem sogenannten Reinblüter an dieser Schule über meine Abnormität ausgefragt zu werden.", sagte ich kalt und wollte die Verbotenen Abteilung eigentlich schon wieder verlassen.

„Oh, nein, ich will dich nicht ausfragen", sagte das Mädchen hastig. „Ich interessiere mich nicht für deine ... Abnormität nennst du es?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass du die Tür offen stehen lassen solltest", sagte ich mit rauer Stimme.

„Ich hielt dich für vertrauenswürdig", gab sie matt zurück und legte einen Finger auf die Zeilen in ihrem Buch.

„Wie heißt du?", fragte ich dann vorsichtig.

„Ailsa Fawley", antwortete das Mädchen. „Setzt dich doch zu mir." Sie deutete mit einer ausladenden Geste auf ihre Fußbodenecke in der Verbotenen Abteilung.

Als ich mich etwas unsicher gegenüber von ihr auf den Boden fallen ließ, versuchte ich, einen Blick auf ihr Buch zu erhaschen, aber keine Chance. Alles war auf einer merkwürdigen Sprache geschrieben, die ich nicht einmal im Traum entziffern konnte.

„Professor Penhaligon erlaubt mir von Zeit zu Zeit immer wieder, hier zu recherchieren", sagte Ailsa plötzlich. „Sie hält es für unglaublich wichtig, dass wir verbotene Flüche kennen lernen, damit wir sie am Ende abwehren können."

„Hab ich gemerkt", sagte ich leise, „sie hat den Imperius im Unterricht an uns getestet."

Ich musterte das Mädchen. Irgendetwas an ihr war mir nicht ganz geheuer. Im Grunde war sie schon fast gruselig. Vor allem weil ich mich nicht erinnern konnte, sie jemals in Hogwarts gesehen zu haben.

„Sie will euch beibringen, wie ihr dem Imperius widerstehen könnt", sagte Ailsa und fuhr mit dem ausgestreckten Zeigefinger nachdenklich über die Buchseite. „Nicht, dass du das nötig hättest, hmm?"

Ich runzelte die Stirn. „Woher weißt du davon?"

Sie sah zum ersten Mal seit einiger Zeit auf und blickte mich aus tiefschwarzen Augen direkt an. „Ich dachte, du wolltest nicht darüber sprechen, Hanna."

„Ja, ich weiß", sagte ich hastig und schüttelte den Kopf. „Du bist nur nicht die einzige Schülerin, die davon weiß. Wieso ist das so?"

Sie lächelte. „Das kann ich dir sagen. Deine Eltern wollten nicht, dass du abhaust. Sie waren sich sicher, würdest du davon erfahren, dann würdest du weglaufen. Du bist schließlich die berüchtigte Rebellin deiner Familie, nicht?"

Ich starrte sie an. „Woher weißt du das?"

„Ich bin eine Fawley", antwortete sie und das Lächeln wich keine Sekunde lang von ihren Lippen. „Unter Reinblütern spricht sich das so rum."

„Jetzt haben sie es mir aber doch erzählt", warf ich ein, „woher wissen sie, dass ich jetzt nicht weglaufe?"

„Oh", sagte Ailsa und schlug das schwere Buch zu. „Der Dunkle Lord hat seine Methoden, das sicher zu stellen." Sie stand vom Boden auf und schob das Buch zurück ins Regal. „Entschuldige bitte, ich muss zurück zum Unterricht. Wärst du so freundlich?"

Und mit den Worten scheuchte sie mich aus der verbotenen Abteilung. Verwirrt sah ich der Ravenclaw hinterher, als sie mit schnellen Schritten aus der Bibliothek lief und ihre Haare wie ein Umhang hinter ihr herwehten.

Ein paar Stunden später, als der Schultag endlich vorbei war, erzählte ich meinen Freunden von der mysteriösen Begegnung.

„Wie hieß das Mädchen gleich noch?", fragte Lynn, die von der Begegnung offensichtlich genauso irritiert war wie ich.

„Ailsa Fawley", erklärte ich."

„Oh Gott, Fawley." Lilys Blick hellte sich auf. „Die kenne ich. Mit dem Mädchen stimmt irgendwas nicht."

„Oh ja, ganz sicher nicht", sagte ich finster.

Auch Lynn und Alexia schienen Ailsa zu kennen. „Das ist doch die Ravenclaw mit der merkwürdigen Stimme. Sie hat schon seit der ersten Klasse einen besonderen Draht zu Professor Penhaligon.", sagte Letztere.

„Professor Penhaligon?" Ich sah Alexia irritiert an. „Ich dachte, die ist erst seit diesem Jahr an der Schule."

Alexia schüttelte den Kopf. „Sie hat im letzten Jahr noch Alte Runen unterrichtet. Ailsa hat dauernd Zeit mit Penhaligon verbracht. Wahrscheinlich schleimt sie sich einfach nur bei ihr ein, um gute Noten zu kriegen, aber es scheint zu funktionieren, weil sie immer eine der Jahrgangsbesten ist."

„Was wollte sie denn überhaupt?", fragte Lynn.

Ich zuckte mit den Schultern. „Nichts, ich habe bloß mit ihr geredet. Aber es war trotzdem komisch. Ich glaube, jeder an dieser Schule hat mehr Ahnung von der Person, die ich bin, als ich selber."

Dark (1) - Schwarze Magie |Sirius Black|Where stories live. Discover now