63 || Worst Case Scenario

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63 || WORST CASE SCENARIO

Oh, I do believe
You are what you perceive
What comes is better than what
Came before
 - The Velvet Underground, I Found A Reason

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Zwei Stunden noch. Ich war zu Sirius und Peter ins Abteil gegangen, nachdem Remus und James sich bereits entschieden hatten, ein bisschen bei den Mädchen rumzuhängen. Sie lagen auf ihren Sitzen rum und wirkten genauso gelangweilt wie ich.

Draußen ging nun die Sonne unter, doch hier kurz vor London war der Sonnenuntergang nicht halb so schön wie im Norden Schottlands. Wir redeten über belanglose Dinge und das trug nur dazu bei, dass ich mich noch mehr langweilte, als ich aus dem Fenster starrte.

„Habt ihr noch irgendwas zu Essen?", fragte ich, weil mein Magen laut knurrte. Sirius warf mir einen Nougat-Schokoladenriegel zu und ich grinste zufrieden.

„Hanna, wir sehen uns in den Ferien, oder?", fragte Peter erfreut.

Ich verschluckte mich an meinem Schokoriegel und nickte mit rotem Gesicht. Wäre auf jeden Fall ein gutes Zeichen für mein Wohlergehen. „Ich hoffe doch", antwortete ich, als sich mein Husten etwas beruhigt hatte.

Mittlerweile sah es draußen wieder etwas belebter aus und ich rutschte näher an die Scheibe um auf keinen Fall den Moment zu verpassen, in dem wir in London einfuhren. Aber natürlich kam der Moment nicht. Nicht so schnell.

Ich gähnte leise und wünschte mir nichts, als in meinem riesigen Himmelbett in Hogwarts zu liegen und gemütlich irgendwelche schönen Träume zu haben. Ich ließ meinen Kopf auf Sirius' Schulter sinken und er kommentierte das nicht einmal.

Ich wollte nicht einschlafen. Ich wollte nicht da sein. Ich wollte auf keinen Fall London erreichen, nie wieder. Wieso konnte ich nicht einfach in Hogwarts bleiben? Ich war kein Rumtreiber, ich würde keinen Mist bauen. Was sprach überhaupt dagegen?

Ich schloss meine Augen und sah vor der Dunkelheit meiner Augenlider bereits meine Eltern vor mir, die einfach daneben standen, wenn Voldemort das dunkle Mal in meiner Haut vervollständigte.

Und obwohl ich mich bis zur letzten Sekunde dagegen wehrte, dämmerte ich nach einer Weile einfach weg ...

Als ich aufwachte waren die Lichter in den Zugabteilen angegangen und draußen war es stockdunkel. Ich schreckte hoch. „Sind wir gleich da?", fragte ich und mir fiel auf, dass Remus und James wieder zurück im Abteil waren.

Mir war das Ganze etwas peinlich, also versuchte ich, den Blicken der Beiden auszuweichen. „Ja, dauert nicht mehr lange", bestätigte Sirius und sah aus dem Fenster, wo sich die hellen Nachtlichter Londons abzeichneten.

„Verdammt", flüsterte ich leise und verschränkte die Arme. Gleich würde ich meine Eltern wieder sehen. Nicht mal als ich zum ersten Mal in den Ferien aus Beauxbatons nach Hause zurück gekehrt war, hatte ich mich auf dieses Wiedersehen gefreut, aber jetzt verabscheute ich die Vorstellung davon.

Irgendwann begann der Zug, langsamer zu werden und mit Blick auf die Scheibe gerichtet sah ich, wie wir in King's Cross einfuhren und am Gleis neundreiviertel zum Stehen kamen. Wir sprangen auf und ich ging meinen Koffer holen und Ada suchen, die in den letzten paar Stunden wohl eine ganze Menge Spaß mit den anderen Mädchen gehabt hatte.

„Tut mir Leid, dass ich auf dir eingeschlafen bin", murmelte ich Sirius zu, als ich ihm auf dem Gang nach draußen begegnete.

Er winkte ab. „Ach, mach dir da mal keine Sorgen." Er grinste. „Du bist immer herzlichst dazu eingeladen."

Ich lachte sogar ein bisschen, obwohl ich gerade auf dem Gang feststeckte, der direkt nach draußen führte. Die kalte Luft von draußen wehte herein und als ich aus dem Zug kam, hielt ich instinktiv Ausschau nach meinen Eltern.

Als ich sie erblickte, runzelte ich verwundert die Stirn. Da standen nicht nur meine Eltern, sondern auch Großvater Pierre und beide Großmütter und sahen mich mit ernstem Blick an, als sie mich zwischen den anderen Schülern entdeckten.

Ich warf ihnen einen genervten Blick zu, der heißen sollte, dass sie noch warten mussten, bis ich mich verabschiedet hatte und sie schienen das zu akzeptieren. Nacheinander umarmte ich Lily, die mir schwor, mir sofort eine Eule zu schicken, wenn sie zu Hause war, Lynn und Alexia, die Beide ankündigten, wie sehr sie sich freuten, mich wiederzusehen.

Marlene und Dorcas nahmen mich ebenfalls in den Arm, um mir Auf Wiedersehen zu sagen und ich wünschte ihnen schöne Ferien und viel Spaß im Urlaub. Alice, Emmeline und Frank winkten mir zum Abschied und ich konnte noch kurz Lucy und Reg auf Wiedersehen sagen, die sich von einem Haufen Slytherins verabschiedeten.

Dann waren da noch die Rumtreiber. Peter, Remus und James verabschiedeten sich alle genauso herzlich von mir wie die Mädchen und lachten über irgendwelche dummen Witze, die sie sich erzählten.

Dann drehte ich mich zu Sirius und er lächelte mir zu. „Es ist nur eine Nacht", sagte er leise und sah mich an.

Ich nickte nicht sehr überzeugt und mein Blick schweifte kurz zu meinen Eltern. Ohne noch groß darüber nachzudenken nahm ich Sirius in den Arm und drückte ihn fest an mich. Nachdem er einen Moment lang überrascht war, erwiderte er die Umarmung genauso fest und wir bewegten uns ein paar Sekunden lang nicht.

Dann ließ ich vorsichtig los. „Tut mir Leid", sagte ich, „ich musste doch meine Familie wütend machen." Ich grinste ihn herausfordernd an.

„Deine Ausreden glaubt dir kein Mensch, kleine Hanna." Er tätschelte mir den Kopf und ich wich hastig seiner Hand aus.

„Woher bist du dir so sicher, dass es Ausreden sind? Vielleicht benutze ich dich ja wirklich nur, um meiner Familie eins auszuwischen."

Sirius grinste. „Das wäre aber wirklich gemein, Hanna." Er verschränkte gespielt beleidigt die Arme. „Nein, jetzt mal ehrlich, du hast mit mir in einem Bett geschlafen." Er hob eine Augenbraue.

„Wahrscheinlich wirken halbe Todesser-Tätowierungen wie eine besonders hohe Dosis Alkohol oder so." Ich lachte.

„Das würde so Einiges erklären." Nachdenklich ließ er seinen Blick zum Zug schweifen. Ich lächelte noch einmal breit, dann umarmte Sirius mich erneut. „Schöne Ferien, Hanna", sagte er amüsiert.

„Dir auch, Sirius", antwortete ich und als wir die Umarmung lösten, ließ er seine Hand über meinen Arm gleiten. Er ergriff meine Hand und drückte sie kurz fest, ehe er los ließ. Ich seufzte. „Na dann", murmelte ich, „ich denke, ich muss."

Sirius nickte und lächelte ermutigend, als ich nach meinem Koffer griff, Ada in den Arm nahm und mit schweren Schritten hinüber zu meiner Familie lief. Meine Mutter sah immer noch ernst, beinahe bedrückt aus.

Ich grinste gequält. „Das war ein sehr guter Freund von mir, Sirius Black. Ihr kennt ihn doch sicher, nicht?"

„Hanna", sagte meine Mutter mit gedrückter Stimme und auf den Boden gerichteten Blick. „Es gab eine Planänderung."

Ich runzelte die Stirn. „Was?"

Sie atmete tief durch. „Der Dunkle Lord wird dich schon früher empfangen. Diese Nacht, wenn wir zu Hause ankommen, dann wird er dich in seinen Reihen aufnehmen."

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Und das war's ...

Dark (1) - Schwarze Magie |Sirius Black|Where stories live. Discover now