55 || All Was Well?

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55 || ALL WAS WELL?

Don't be told what you want, you want
And don't be told what you need
There's no future, no future
Nqao future for you.
 - Sex Pistols, God Save The Queen

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Prüfungsphasen waren das Schlimmste, wenn es zum Thema Schule kam. All der Stress und die vielen Termine und die Schüler, die vor Panik beinahe umkippten, wenn sie an die UTZs oder ZAGs dachten.

Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich die Prüfungen in Beauxbatons nur halb anwesend mitgeschrieben. Da war Aletas Tod gerade mal einen Monat her gewesen und ich hätte es nicht einmal in meinen wildesten Träumen dazu gebracht, mich auf meine Noten zu konzentrieren.

Mein Zeugnis im letzten Jahr war gelinde gesagt schrecklich gewesen, voller nur knapp oder überhaupt nicht bestandener Fächer, abgesehen von Verteidigung, das Fach, das ich seit Beginn mit der Bestnote abgeschlossen hatte.

Dementsprechend waren meine Eltern auch besonders enttäuscht von mir und von meinen Noten. Was interessierte es schon, dass ich meine beste Freundin verloren hatte? Die Noten waren schließlich das Einzige, was im Leben zählte. Und Verteidigung hatte man bei den Derveld ohnehin nie als richtiges Fach angesehen.

An dem Abend vor den ersten Prüfungen lagen wir alle hellwach und nervös im Gemeinschaftsraum auf den Sofas und lasen in unseren Büchern, bis uns die Augen herausfielen. Sogar James und Sirius sah ich irgendwo auf Sesseln hocken, die Nasen tief in Verwandlung für Fortgeschrittene gesteckt.

Ich warf einen nervösen Blick auf meinen Prüfungsplan, obwohl ich die Termine alle auswendig konnte. Ich würde mit Zauberkunst beginnen, danach war Verwandlung dran. Beides Fächer, in denen ich nicht unbedingt schlecht war. Aber als herausragende Schülerin konnte ich mich auch nicht gerade bezeichnen.

Es gab so viel Stoff zu lernen, dass ich mich, als ich spät nachts im Bett lag, fühlte, als würde mein Kopf explodieren. Zu viele Zaubersprüche und korrekte Handbewegungen rasten durch meinen Kopf, als würden sie ein Rennen veranstalten.

Am nächsten Morgen war es kaum besser. Ich schlang mein Toast herunter und dann mussten wir uns auch schon in dem Raum zusammenfinden, in dem wir Zauberkunst schrieben und Professor Flitwick teilte die Arbeitsblätter aus.

Für einen Moment fühlte sich mein Kopf wie leer gefegt an, aber dann begann ich, zu schreiben. Zwanzig Federn kratzten über das Pergament und mit jeder Sekunde, die verstrich, fühlte ich mich müder.

In der praktischen Prüfung mussten wir eine ganze Menge sinnloses, aber kompliziertes Zeug machen. Das reichte von Tischen tanzen lassen bis hin zu Wasser, das wir in Rum verwandeln sollten. Das alles mit ungesagten Zaubern natürlich.

Geschafft trat ich aus dem Prüfungsraum, aber mir blieb nicht viel Zeit, um mich zu erholen, denn die Prüfungen gingen in den nächsten Tagen unerbittlich weiter. Ich musste Humantransformationen anwenden und Fragen zu Werwölfen, Wassermenschen und Unverzeihlichen Flüchen beantworten und Zaubertränke brauen, die nicht gerade unterstes Niveau hatten.

Am dritten Tag lief ich geschafft in die Große Halle und begegnete Reg und Lucy, die noch viel fertiger aussahen als ich. Natürlich, sie schrieben gerade ihre ZAGs.

„Na? Kommt ihr auch dem Tod nahe?", seufzte ich und schenkte ihnen ein halbherziges Grinsen.

„Wir mussten eine Spinne in ein Radio verwandeln. Meins sah eher aus wie ein Löffel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Rest der Woche überlebe, ist ungefähr so hoch wie die, im Lotto zu gewinnen." Lucy verdrehte gähnend die Augen.

„Immerhin – in der ersten Klasse habe ich in Verwandlung eine Schnupftabakdose mit Fell und Schnurrhaaren abgegeben", erzählte Reg und grinste. „Ich hatte verdammtes Glück, dass ich nicht durchgefallen bin, verdammt sah McGonagall wütend aus." Lucy und ich lachten trotz der Anstrengung ein bisschen.

„Hast du heute noch Prüfungen?", fragte Lucy und gähnte erneut.

Ich verdrehte die Augen. „Nein, aber morgen. Wahrsagen. Ich hab keine Ahnung, was ich mir da für einen Schrott überlegen soll, den Eadmund mir auch abkauft."

Aber ich konnte die Prüfung in dem kleinen Turmzimmer natürlich nicht vermeiden. Ich stieg als eine der Ersten hoch zu Eadmund, der mir auftrug, ihm zu sagen, was ich „sah". Ich warf einen Blick in die Kristallkugel, aber natürlich „sah" ich nichts. Nichts, außer weißem Gewaber und Rauch.

Ich seufzte. „Sieht aus wie ... eine dunkle Gestalt. Sie versucht, mich zu holen. Sie greift nach mir."

Eadmund sah mich interessiert an. „Wer ist diese dunkle Gestalt?", fragte er mit dunkler, mysteriöser Stimme.

„Voldemort, denke ich?", fragte ich leise.

Eadmund schreckte hoch und stieß ein entsetztes Schnauben aus. „Er, dessen Name nicht genannt werden darf?", sagte er leise, „er versucht dich zu töten?"

Ich schüttelte den Kopf. „Er will mich nicht töten. Er will, dass ich mitkomme."

Mit gerunzelter Stirn sah Eadmund mich an und seufzte dann, ehe er sich ein paar Notizen machte. „In Ordnung, vielen Dank, Miss Derveld. Sie dürfen nun gehen. Und schicken Sie Miss Dutchett zu mir."

Müde stieg ich die Leiter wieder hinab und lief alleine zum Gemeinschaftsraum. Das, was ich mir da ausgedacht hatte, schien für Eadmund nicht sonderlich überzeugend gewesen zu sein, aber es war nun einmal die Wahrheit gewesen.

Ich fläzte mich auf eine Couch und starrte an die Decke, während ich Ada kraulte, die es sich auf meinem Bauch gemütlich gemacht hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis alle von ihren Prüfungen zurück kamen.

Alle sahen recht blass aus, wenn auch glücklich, dass sie nun endlich alle Fächer gemeistert hatten. Lily erzählte, dass es für sie in Alte Runen überhaupt nicht gut gelaufen war und Lynn schwor, dass sie in Pflege magischer Geschöpfe nur einen einzigen Punkt bekommen würde, nämlich dafür, dass sie die Prüfung überhaupt abgelegt hatte.

Ich beteiligte mich nicht wirklich an den Diskussionen über erwartete Noten. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, was für einen Mist ich heute gebaut hatte. Jetzt konnte ich es ohnehin nicht mehr ändern. Da würde es auch nichts bringen, wenn ich mir selbst Panik machte, weil ich alle Prüfungsfragen noch einmal durchkaute.

„Hey, sag mal, was hast du eigentlich in den Ferien vor?", fragte Lily und streichelte Ada, die mal wieder über die Schoße wanderte.

„Ähm." Ich kratzte mich im Nacken. Todesserin werden, und du? „Ich gehe nach Hause", sagte ich knapp, „sonst nichts."

Lily schenkte mir ein Lächeln. „Normalerweise verbringen wir immer eine Woche zu fünft, aber da du jetzt Teil unserer Gruppe bist, bist du herzlich eingeladen, daran teilzuhaben. Was auch immer es dieses Jahr wird."

Ich kam nicht umhin, mich aufrichtig über diese Einladung zu freuen. Auch wenn ich ihr wahrscheinlich nicht würde nachkommen können. „Das ist ... danke, Lily", sagte ich leise, „ich schreibe dir, ja? Vielleicht klappt es ja tatsächlich."

„Ich würde mich sehr freuen."

„Ich auch!", kam es von Lynn und Alexia gleichzeitig, die vor der Couch auf dem Boden saßen und Koboldstein spielten.

Ich grinste und ließ mich erleichtert in die Lehne sinken. Ich hatte hier in Hogwarts wunderbare Freunde gefunden. Und alles, was ich hoffen konnte, war, dass Voldemort mir diese Freundschaften nicht nehmen würde.

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Und das Schuljahr geht schon langsam aufs Ende zu ... was nicht heißt, dass hier nicht noch einiges passiert. Tut mir Leid, dass das Kapitel hier ein bisschen langweiliger ist, aber dafür kommt im nächsten Kapitel wieder etwas Wichtigeres.

Dark (1) - Schwarze Magie |Sirius Black|Where stories live. Discover now