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Felix verschloss die Tür zu Changbins Zuhause. Mit sowas hätte er niemals gerechnet. Eher würde er glauben, dass Changbin nur Stress mit seinen Eltern gehabt hätte. Dass wegen ihm jemand gestorben war, ist nicht leicht zu verdauen. So schlimm die Tat wahr, Changbin schien sie bereut zu haben. Er sah nicht wie ein Mörder oder Psychopath aus. Auf dem ersten Blick natürlich nicht. Wer weiß das schon. Felix musste aufpassen, doch er wollte ihn auch nicht alleine lassen. Er brauchte ihn eh denn je. Es sah so aus, als würde Changbin daran kaputt gehen, wenn er es nicht bereits war. Jetzt auch verstand Felix, wieso Changbin nicht wollte, dass er zur Polizei ging. Der schwarzhaarige Junge war auf der Flucht, wollte sich auch nicht stellen, weil er Angst davor hat. Weil es seine Eltern raus bekam und auch seine Freunde. Sie werden ihn alle fallen lassen. Auch Jisung. Mörder nimmt man nicht als Freunde.

Nicht er. Er würde für ihn da sein. Solange er ihn brauchte, wird er bei ihm sein. Mit ein bisschen Glück konnte er es vielleicht schaffen, dass Changbin wieder nach Hause ging. Seine Eltern würden glücklich sein. Er müsste ja nicht gleich erzählen, dass er ein Mörder war. Das konnte er später machen. Jisung und Hyunjin würden sich ebenfalls freuen. Nein, er wird Changbin nicht aufgeben. Trotzdem wollte er immer noch Antwort. Wer war die Person, die er auf dem Gewissen hatte? Noch besser wäre es zu wissen, wer das alles in Changbin ausgelöst hatte. Die Quelle alles Übels, sozusagen. Es wurde Zeit es raus zu finden.

Zuhause musste er erst mal Fragen beantworten, wo lange er gesteckt hatte. Es war später Nachmittag. Gut, dass er Minhos TanzAG als Vorwand nehmen konnte, was sogar die halbe Wahrheit war. Seine Eltern gaben sich damit zufrieden und waren glücklich darüber, dass Felix so schnell Freunde gefunden hatte. Felix ging in sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Dann holte er sein Handy aus der Hosentasche und schrieb an Jisung. Er schien aufgeschlossener zu sein als der Rest.

Felix:

-Hey Jisung. Eine Frage. Was ist mit Jeongins Bruder passiert? Hyunjin wollte es mir nicht erzählen. Ist es was schlimmes? Falls ich das überhaupt fragen darf. 

Wenig später ploppte eine Nachricht von seinem Freund auf.

Jisung:

-Hyunjin reagiert immer so. Weißt du,er mag Jeongin und wenn jemand ihn daran erinnert, was mit Jeongins Bruder passiert ist, wird er ein bisschen kalt. Aber nur weil er Jeongin beschützen will. Hoffentlich nimmst du ihm das nicht übel. Er ist eigentlich ziemlich nett.

Felix:

Keine Sorge, ich nehme ihm das nicht übel. Nur würde ich gerne helfen. Ich will Jeongin aufheitern. Außerdem hab ich es satt, dass alle Geheimnisse vor mir haben. Verstehst du?

Jisung:

Klar, würde ich auch. Jeongins kleiner Bruder ist vor einem Jahr verschwunden. Ungefähr zu der Zeit, wo auch Changbin verschwunden war. Vielleicht auch etwas früher. Das letzte Mal hatte man Jeongins kleinen Bruder bei ihm zuhause gesehen. Er hatte zu seiner Mutter gesagt, dass er Jeongin von der Schule abholen wollte, weil er damals alleine Klassendienst hatte und er sicher über seine Gesellschaft freuen würde. Du musst wissen, dass Jeongin seinen kleinen Bruder über alles geliebt hatte. Später brach in Jeongins Klassenzimmer ein Feuer aus. Zum Glück war Jeongin nicht da gewesen. Er hatte sich kurz vor dem Schulschluss verletzt und musste ins Krankenzimmer. Am Nachmittag kam er aber alleine zurück. Ohne seinen Bruder. Man hatte ihn im Nebengebäude gesucht, doch man fand keine Leiche. Trotzdem denkt Jeongin, dass er bei dem Brand gestorben war, weil man eine Kette dort fand, die Jeongin ihm mal an seinem Geburtstag geschenkt hatte. Seit dem gibt er sich selber die Schuld daran. Hätte er sich damals nicht verletzt, wäre sein Bruder immer noch bei ihm.

Jetzt verstand Felix endlich, wieso Jeongin immer so traurig war. Er hatte sein kleinen Bruder verloren. Er konnte sich auch in Hyunjin rein versetzen, der sich immer um Jeongin sorgte. Und auch die Schweigsamkeit seiner Freunde am ersten Schultag, als sie am Nebengebäude standen. Sie alle mussten an Jeongins kleinen Bruder gedacht haben.

Eine Nachricht von Chan ploppte auf seinem Handy auf. Er fragte ihn, ob er Lust hat morgen mit ihm Jisung Seungmin und Woojin einen Film im Kino anzuschauen. Wieso auch nicht? War sicher eine willkommene Abwechslung zu dem Chaos was er gerade erlebte. Da ging er seit zwei Wochen hier auf die Schule und bekam schon so eine Story zu schmecken. Er wusste ja nicht mal, wie er Jeongin aufheitern konnte.

Jisung:

Hey, wir haben es so ausgemacht, dass wir schon heute ein Film alle bei mir anschauen und morgen dann ins Kino gehen.Ich muss Hyunjin unbedingt überzeugen, dass er auch kommen soll aber der hat nur Jeongin im Kopf. Willst du heute auch kommen?

Felix:

Klar, gerne. Soll ich was mitbringen? Essen oder Getränke?

Jiung:

Nein, sei einfach da :) Komm einfach so um 20: 00 zu mir. Du weißt ja, wo das ist

Felix:

Ja, weiß ich. Dann bis später

Felix legte das Handy weg und starrte seinen Schreibtisch an. Er musste an Jeongin denken. Aber vor allem musste er an Changbin denken. Es war wie ein Puzzle, welches Felix vor sich sah. Am Anfang hatte er kein Teil, das passte, aber nach und nach verbanden sich Teile, bis er das fertige Bild vor sich sehen konnte.

Changbin wollte eigentlich Jeongin töten und hatte stattdessen seinen kleinen Bruder umgebracht.

Coinflip (Changlix FF)Where stories live. Discover now