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Jisung sah Felix nach, wie er mit Changbin weg lief. Hyunjin nahm seinen Freund an der Schulter. „Komm, wir müssen zum Unterricht". Doch Jisung machte keine Anstalten den Platz verlassen, an dem er stand. Geknickt schaut er Felix und Changbin nach, bis sie in der Schülermenge unterging, die zum Unterricht ging. Wieso hatte Changbin so reagiert? Jisung fand einfach keine Antwort. So sehr er es sich wünschte. Changbin wollte nicht mehr mit ihm reden und es tat weh, dass es so war. Dabei hatte er ihn so sehr vermisst. Damals, als Changbin bereits einen Monat verschwunden war, machte sich Jisung jeden Tag Sorgen um ihn. Fragte sich, wo er nur stecken konnte. Wieso er ihm nichts davon erzählt hatte. Beschloss einfach zu verschwinden. Einfach so.

„Komm jetzt", drängte Hyunjin ihn. Er hatte keine Lust zu spät zum Unterricht zu kommen. Sicherlich würde dann sein Zuspätkommen am ersten Tag erwähnt werden. Hyunjin darf sich so was nicht nochmal erlauben. Das musste bei einem Mal bleiben. „Na gut." Jisung seufzte und wandte den Blick von dem Flur weg, in den sein wohl jetzt ehemaliger Freund gelaufen war. Die beiden schwiegen, in beiden Köpfen der beide war eine Person. Changbin. Niemand aber wollte darüber reden. Dafür brauchten sie die richtige Person, die aber im Moment nicht da war. Sie mussten warten. Auf Felix. Er war es, der Licht ins Dunkle bringen konnte. Weder Hyunjin noch Jisung konnten damit leben, dass man ihnen Informationen über Changbin verschweigt. Er war doch ihr Freund gewesen. Felix wurde sofort von den beiden überfallen. Hyunjin bat Felix zu sitzen, ihm war es egal, dass im Hintergrund der Lehrer kam, um Unterricht zu machen. Er hatte noch ein paar Minuten und die will er verdammt nochmal für wichtigere Dinge ausgeben. Allerdings wollte Felix mit nichts rausrücken. Nicht mal eine kleine Information. Der Australier hielt dicht. Er gab auf.

Changbin hatte große Mühen am Unterricht teilzunehmen. Fast wäre er aufgestanden, um abzuhauen, doch er erinnerte sich an Felix Worte. Sie brannten ihn tief ins Gehirn rein. Changbin biss die Zähne zusammen und hielt Minute für Minute in dem Raum auf, in dem er um keinen Preis sein wollte. Nicht, wenn Jeongin hier war. In der Pause hielt er es nicht mehr aus. Er stand auf und ging aus dem Raum. Sobald im rettenden Flur war, fühlte er sich etwas besser. Er lehnte sich an die Wand und lies den Kopf hängen. Sollte jetzt jeder Tag so werden wie der hier? Bitte nicht. Er wüsste nicht wie er das alles aushalten könnte. Zu wissen, dass Jeongin so nah bei ihm war. Nicht bei Felix zu sein. Als die Klingel ertönte, ging er wieder rein.

In der Mittagspause war Jisung aufgewühlt. Changbins Begegnung heute morgen hatte Chaos in seinem Kopf bereitet. Erhörte nur halbwegs hin, als Minho gerade einen Witz erzählte. Alle lachten, nur er selber nicht. Minho bemerkte die Teilnahmlosigkeit seines Freundes und fragte nach. „Changbin ist wieder da und er will nichts mehr von uns wissen". Minho hat nur nebensächlich über Jisungs alten Freund mitbekommen aber er wusste, dass Changbin wichtig für ihn war. Auch Chan war es nicht gewohnt Jisung so zu sehen. Sonst war er derjenige, der immer am Lachen war. „Wisst ihr wieso?", fragte er. „Nein", sagte Hyunjin. „Gibt ihm einfach Zeit", kam es von Woojin.

Felix war nicht bei ihnen. Er befand sich gerade auf den Weg zu Changbins neuem Klassenzimmer. Er musste nachschauen, ob Changbin sein Wort gehalten hat und geblieben war. Die Tür war zu und Felix klopfte leicht, ehe er die Tür aufmachte. Felix seufzte. Changbin saß noch da, auch wenn er den Kopf in den Händen abstützte und leer auf einen Punkt schaute. Als er Felix sah, erwachte er aus seiner Starre. „Ach du bist es". Felix lächelte und saß sich auf den freien Platz neben Changbin hin. Er war ganz alleine im Raum. Jeder andere war unterwegs. „Und wie ist deine Klasse so?", fragte der Australier höflich. „Jeongin ist hier". Felix Lächeln er starb. Schlimmer geht es nicht. Das musste bedeuten, dass Changbin es nicht leicht haben wird. Der Grund, wieso es ihm so schlecht war, musste er ab jetzt jeden Tag sehen. „Und wie geht es dir damit?" Changbin lies die Schulter hängen. „Kannst du es dir nicht denken? Ich hab immer noch diese Gedanken." Das letzte Wort sprach er leise aber kalt aus. Das bedeutet, dass Changbin immer noch dran dachte, Jeongin umzubringen. „Ich weiß, dass du stärker bist, als diese Rachegedanken. Kannst du Jeongin nicht einfach verzeihen? Er wollte bestimmt nicht, das das alles passiert." Felix'Gegenüber machten seine Worte wütend. Wie konnte Felix es wagen, so was zu behaupten? Er wird ihm niemals verzeihen, was er gemacht hat". Da war einfach viel zu viel Dunkelheit in ihm.

Währenddessen machte Chan ein Plan auf, wie er mit Minho Changbin erreichen konnte. Sie wollten mit ihm reden. Vielleicht vertraute er sich an Leute an, die nicht seine Freunde waren. Die beiden hoffen es zumindest. Es musste doch einen Weg geben. Es gab doch immer einen Weg. Auch hier. Morgen werden sie versuchen mit Changbin zu reden. In der Pause. Felix scheint nicht auszusehen, als würde er auch nicht morgen mit der Sprache rausrücken. So war er also weggefallen.

Changbin hatte eine Stunde früher aus als Felix und musste wohl oder übel alleine nach Hause laufen. Mit Felix an seiner Seite wäre es lieber. Dann würden seine Gedanken etwas mehr erträglicher sein als jetzt. Es fühlte sich an, als würde er daran ertrinken. Zuhause vergrub er sein Gesicht in die Hände. Verdammt, wie sollte er das alles nur aushalten? Es war heute schlimm genug gewesen. Er wollte da nie wieder zurück gehen. „Wieso bist du nur so?, fragte er sich selber mit zitternden Lippen. „Wieso bist du so geworden?...." Changbin fragte sich zum tausenden Mal, was nur falsch mit ihm war. Er wünschte sich nichts weiteres als ein normales Leben mit Freunden, die ihn nicht fallen ließen. Wieso mussten Menschen so böse sein? Wieso musste er so böse sein?

Er war gerade dabei sich an Selbsthass zu verkaufen. Intensiver Selbsthass, weil er nichts akzeptieren kann. Dass seine Freunde nicht wirklich mehr von ihm wollen, sondern es aus reinen Mitleid machten. Wieso musste er Jeongin so hassen und ihn einfach nicht in Ruhe lassen können? Er hat ihm doch eigentlich nie was gemacht. Vielleicht war er selber daran Schuld. Ja verdammt. Er war an allem Schuld. Er hatte es so weit kommen lassen. Seine Faust gegen seinen Kopf. Er war nichts weiteres als eine Krankheit. Der Schmerz verteilte sich langsam und deckte ihn wie eine warme Decke zu. Tränen tropften aus seinem Augen. „Es tut mir Leid...",flüsterte er ins Nichts. Niemand wird ihn hören können. „Es tut mir Leid", wiederholte er sich und zog die Knie an sich. Der Schmerz an seinem Kopf wurde schwächer, bis er dann ganz abgeklungen war. Changbin rammte seinen Kopf an die Wand, nachdem er sich daran angelehnt hatte. Eine neue Welle an Schmerz rollte über ihn weg und benebelt ihn ein wenig. Schöner Zustand.

„Was machst du da?!".



Coinflip (Changlix FF)Where stories live. Discover now