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Changbin wartete. Versuchte sich selber zu finden, während er Jeongin im Blickfeld hatte. Auch heute sah er so aus, als würde er am liebsten losweinen. Die Y-Kette baumelte an seinem Hals. Er nahm das glatte Metall in seine Hand, vergewisserte sich immer, dass es noch da war. Hatte Changbin ihn wirklich so fertig gemacht? So sehr, das Jeongin kaum noch lachen konnte? Er fokussierte sich auf sein altes Ich. Welches Leid und Schuld verspüren konnte. Für Jeongin, der am Ende ja nichts gemacht hab. Nur das Opfer eines kranken Menschens war. „Es tut mir Leid", flüsterte er leise vor sich hin. Jeongin war nicht Schuld. Nur er alleine. Schon immer. Jeden Tag. Jede Minute. Jede Sekunde. Er war schuld, dass alles so schlimm für jeden geworden war. Nicht der Junge, der an seine Kette klammerte war der Schuldige, sondern er selber und das wird er bis zum Ende sein. Er hatte seiner Mutter einen Sohn entraubt und seinen Geschwistern den Bruder. Verdammt, was hat er da nur gemacht? Langsam bekam er sein Gewissen zurück, dass er mit Steinen beworfen hatte, bis es fiel. Bis es ihn endlich in Ruhe lies. Jetzt lies Changbin es zu. Das schlechte Gewissen in ihm ausbreiten.

Und wie er das endlich schaffen konnte die Schuld an sich zu sehen? Felix hatte ihn die Augen geöffnet. Seinen Blick wieder klarer gemacht, während er den Blick ins Schwarze gerichtet hatte. Jetzt war alles sichtbar für ihn. Auch, dass er ein Monster war. Eines, welches eingefangen werden muss. Changbin wartete geduldig, bis die Stunde vorbei war. Dann ging er zu Jeongin. Dieser schaute ihn ängstlich an. „Bitte, geh weg". Er klammerte sich fester an seine Kette fest und suchte nach einem Ausweg, um zu fliehen. „Keine Sorge. Ich mache nichts. Ich will nur mit dir reden. Wenn du dich nicht traust mit mir alleine zu reden, dann nimm Hyunjin mit." Jeongin sagte kein Wort. Er blieb eingeschüchtert an seinem Platz sitzen. Die Augen starr auf Changbin gerichtet. „Bitte, Jeongin", sagte Changbin so sanft, wie möglich. Langsam stand der Junge vor ihm auf, zögerte aber noch. Er musste daran denken, wie er Hyunjin in der Umkleide gepackt hatte. Der Junge war doch gefährlich...und doch machte er einen Schritt nach vorne. Changbin lief zur Tür und wartete auf ihn.

Auf dem Flur trafen sie auf Hyunjin und Felix. Als Hyunjin sah, dass Changbin in der Nähe von Jeongin war, warf er ihm einen bösen Blick zu. „Was willst du?", fragte Hyunjin angepisst. Felix gab Changbin einen entschuldigend Blick zu. „Sorry, ich konnte ihn nicht abhalten hierher zukommen." Hyunjin wandte sich zu Felix an. „Ich wollte eh zu Jeongin. Was ist hier los? Was soll das hier?". Bei dem Namen wurde Hyunjins Stimme ein wenig weicher. „Changbin will mit mir über irgendwas reden." Hyunjin trat zu Jeongin. „Dann komme ich mit."

Die vier liefen nach draußen. Hyunjin hatte Changbin im Blick. Seine Hand in Jeongins Hand. Felix sah Changbin besorgt an. Das was er vorhatte, wird schwer für ihn werden. Sehr schwer. Changbin brauchte alle Kraft, die er bekommen konnte. Changbin lief ganz vorne. Nur er wusste, wo es hin ging. Vor ihm tauchte der kleine Waldabschnitt ab. Abgetrennt von einem Zaun. „Klettert rüber." Hyunjin blieb allerdings stehen. „Wieso sollten wir da rüber?" Changbin seufzte. „Bitte, Hyunjin. Mach es einfach." Er selber kletterte den Zaun hoch und sprang auf der anderen Seite runter. Die anderen drei taten es ihm gleich. Auf der anderen Seite lief Changbin weiter. „Wir sind bald da".

Changbin führte sie durch den kleinen Wald und machte erst Halt, als sie alle auf einer kleinen Lichtung hielten. Auf dem ersten Blick schien alles normal zu sein. Die Bäume grün, der Wind in ihren Ästen. Die Stille des Waldes. Und doch war nichts an diesem Ort normal. „Was machen wir hier",fragte Jeongin. Changbin lief zu einem Baum hin, an dem ein kleines Holzkreuz in der Erde steckte. Die Blumen dort schon lange vertrocknet und zu Staub verrottet. „Jeongin, komm her." Hyunjin wollte ihn aufhalten, doch Jeongin lies die Hand los. „Keine Sorge. Ich passe auf". Jeongin warf Hyunjin ein schwaches Lächeln zu. Die beiden haben nicht vergessen, dass Felix sie vor Changbin warnen wollte.

„Du willst wissen, was mit deinen kleinen Bruder passiert ist?" Jeongin fror ein, sobald er von seinem kleinen Bruder hörte. „Ja....", bekam er gerade so raus. Changbin wusste was, dass er nicht wusste. Hyunjin spannte seine Muskeln an. „Ich hab...ihn umgebracht". Jeongin brauchte Sekunden, um zu verstehen, was Changbin da erzählt hatte. Er hatte doch nicht wirklich...das wäre zu...oder doch? Oder doch?! „W-Was?". Jeongins Lippen bebten. Dazu kam noch ein Zittern dazu. Die Wörter brachten ihm aus seinem Konzept. „Das ist sein Grab." Changbin ging auf die Knie und richtete das kleine Holzkreuz zurecht, das er aus kleinen Ästen vom Wald gebastelt hatte. Früher lagen auch ein paar Blumen für den Toten auf dem Grab, aber das war schon ein Jahr her."Was?, fragte Jeongin. Seine Stimme bebte, wie er selbst. Sein Herz hörte auf zu funktionieren. „N-Nein", sagte er leise. „Du hast...ihn nicht umgebracht...stimmt's?". Changbin schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, es wäre nicht passiert. Das Feuer, dass damals in deinem Klassenzimmer ausgebrochen war, hab ich gemacht. Ich wollte, dass du darin stirbst". Changbins Geheimnis endlich gelüftet. Die Sorge um Jeongins verschwunden Bruder aufgelöst.

Während Jeongin auf die Knie sackte, lief Hyunjin zu Changbin rüber. " DU HAST WAS? SAG MIR, DASS DAS NICHT WAHR IST!" ,brüllte Hyunjin und packte Changbin unsanft an den Schultern. Er stieß ihn hart an den Baum, worauf Changbins Kopf gegen die harte Rinde schlug. Ein kurzer Schmerz am Hinterkopf. „WIESO HAST DU DAS GETAN?! SAG ES MIR. SAG ES, DU KRANKER BASTARD!". Hyunjin rammte Changbin gegen den Baumstamm. Felix fiel ihn Schockstarre. Nichts an ihm wollte sich regen. Jeongin weinte. Weinte seinen Verlust, weil er endlich wusste, was mit seinen Bruder passiert war. Er fühlte sich an, als würde er getötet werden. Er starb. Ja, er starb noch einmal. Dieses Mal am schlimmsten.

„Es tut mir Leid". „Ach, dir tut es Leid? DIR TUT ES LEID? Schau dir nur Jeongin an! DU HAST SEIN LEBEN KAPUTT GEMACHT!". Hyunjin verpasste Changbin einen Schlag ins Gesicht. Brennender Schmerz an seinen Lippen. Der leichte Geschmack von Blut auf seiner Zunge. „ER LEIDET JEDEN TAG WEGEN DIR! Scheiße, was ist nur los mit dir?" Nochmal eine Faust von Hyunjin auf seinem Gesicht. Und dann nochmal. Darauf folgte noch ein Schlaf. Bis Hyunjin Changbins Blut an seinen Fingerknöcheln klebte. Changbin wehrte sich nicht mal dagegen. Er verdiente es. Er verdiente jeden Schlag. „Wie konnte ich je in deiner Nähe sein? Wenn ich nur gewusst hab, wie krank du wirklich bist." Changbin spürte, wie warme Blut seine Lippen benetzte. Hyunjin wollte ihn nochmal schlagen,aber er wurde von Felix aufgehalten, der endlich aus seiner Starre kam. „Bitte, hör auf", flehte er ihn an. „Du hast es gewusst, oder? Du hast es die ganze Zeit gewusste. Hab ich Recht?". Hass spiegelte sich in Hyunjins Augen. „Du hast es die ganze Zeit gewusst..". Hyunjin lies von Changbin ab, da er dank Felix den Blick von dem Mistkerl abwenden konnte und so Jeongin am Boden sah. Changbin war genug zusammengeschlagen worden.

Wisst ihr, dass das einer meiner absoluten Lieblingskapitel von der FF ist? *-* YES, ich bin krank :'D. So viele Feelz...SO VIELE FEELZ!! 

Coinflip (Changlix FF)Where stories live. Discover now