9. Interview mit @Rembeck

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Was ich kurz anmerken möchte bevor ich zu lesen beginnt: Das war mein erstes Interview und die meisten Fragen habe ich mir dort auch spontan überlegt also I'm sorry guys

Zu welchem Teil von LGBT+ gehörst du?:
Ich bin Pansexuell.

Was genau ist das? Wie würdest du es definieren?:
Pansexuell bedeutet, dass das Geschlecht gegenüber egal ist und man prinzipiell nur auf den Charakter schaut (natürlich hat man auch gewisse Vorlieben, wie jeder andere auch). Ich kann also mit einem Jungen, Mädche, Transqueer oder anderen zusammenkommen, da es mich nicht interessiert, wie sich mein Gegenüber identifiziert.

Wie lange gehörst du schon zu LGBT+ bzw wie alt warst du als du es gemerkt hast?:
So genau kann ich das eigentlich gar nicht beurteilen, da es mehr so ein Verlauf war. In der Fünften Klasse bin ich zum ersten Mal mit der Thematik in berührung gekommen und bemerkt, dass ich nicht hetero sein muss. Geoutet habe ich mich zunächst in der sechsten Klasse - mit einer ganz anderen Absicht. Zuerst war es mehr wie ein Test, von welchen Leuten ic mich fernhalten muss. Das richtige "Outing" kam erst in der siebten, aber gewusst habe ich es eigentlich schon seit der fünften Klasse, als ich mich mit einigen YouTubern verglichen und identifiziert habe.

Du hast also gemerkt, dass du nicht hetero bist durch YouTuber?:
So ziemlich, ja. Nach den YouTubern habe ich mehrere Filme und Serien gesehen, mit lesbischen Charakteren. So kam es, dass ich mich auch mit diesen verglichen habe.

Bei wem hast du dich als erstes "richtig" geoutet?:
Bei meinem Klassenkameraden, der hinter mir sitzt und den ich aus meiner Klasse am wenigsten Leiden konnte.

Dein positivstes Outing?:
Bei meiner besten Freundin. Ich hatte so Angst davor und sie hat es mehr als gut aufgenommen.

Und dein schlimmstes Outing?:
:( Gute Frage. Es hört sich nicht wirklich schlimm an, aber als ein Klassenkamerad sich darüber lustig gemacht hat, dass es nur für Aufmerksamkeit wäre, war ich schon sehr traurig. Ich habe so lang überlegt, ob ich das tun soll und dann werden Witze über die Aufmerksamkeit gemacht. Das ist so die schlimmste Erfahrung, die ich gemacht habe, obwohl er eigentlich nicht homophob ist.

Hast du irgendwelche Tipps zum outen oder zum akzeptieren, dass man eben nicht hetero ist?:
Zur Akzeptanz muss man immer selbst kommen. Es darf nicht ein Druck nach einer entgültigen Entscheidung sein, es muss von innen heraus kommen, dass man sich überhaupt bereit dazu fühlt. Manchmal habe ich sogar Tage, da frage ich mich, ob ich nicht doch nur auf Männer stehe, aber das Verunsichert mich nicht, da ich mit mir selbst im Klaren bin. Man muss alles selbst mit sich ausfechten, was dabei hilft, ist ein Gespräch mit einem anderen, der nicht hetero ist. (Selbst wenn nur übers Internet) Zum Outen selbst habe ich wirklich einen großen Tipp: Mach das ganze nicht größer, als es ist. Es ist natürlich ein großes Thema, aber sind wir ehrlich; hinterher zählt nur der Gegenüber und die Reaktion. Egal wie er/sie reagiert, an dir wird sich nichts ändern und deswegen empfehle ich es eigentlich jedem, es ganz nebensächlich zu machen. In einem Nebensatz, wie heiß doch jene Schauspielerin aussieht, reicht eigentlich meistens schon. Bei meinen Eltern habe ich mich noch nicht geoutet, das werde ich erst tun, wenn ich eine Freundin habe - nur dann fühle ich mich bereit dazu. Und genau das ist der Punkt: Tu es so, wie es sich für dich richtig anfühlt. Wie eine deiner tausenden Gedankengänge am besten Abläuft.

Hat sich viel in deinem Leben geändert seit deinem Outing?:
Eigentlich gar nichts, außer die Tatsache, dass ich freier über jegliche Geschlechter schwärmen kann. Ich fühle mich viel befreiter, aber mein Leben ist kaum anders geworden, nur Beziehungen mit anderen Pan-, Bi- oder Homosexuellen steigt durch einen wachsenden Freundeskreis.

Weiß es jetzt eigentlich schon deine ganze Klasse?:
Ja, aber es gibt sicherlich manche, die es nicht glauben. Es gibt auch die Leute, die mir sagen, dass ich einfach keinen richtigen Mann gefunden habe und in anhimmeln zu viel hinein interpretiere. Aber die Leute sind nicht in meiner Klasse. Oder die, die sagen, ich habe einfach nicht genug Angebot, wenn ich es bei einem Geschlecht lasse. Ich find das witzig.
Und gehen dir manche jetzt aus dem Weg oder sowas?:
Nicht wegen meiner Sexualität. Es gibt nur manche, die mich etwas auf Abstand halten, da sie mir nicht signalisieren wollen, dass ich irgendeine Chance hätte. Jedoch kann ich mit jedem normal reden und jeder behandelt mich wie vorher.

Hättest du dein outing im Nachhinein anders gemacht?:
Ich hätte gerne dieses testouting weggelassen, obwohl das eigentlich ein entscheidender Faktor war, warum ich so offen damit umgegangen bin. Es war der Weg, den ich gegangen bin und irgendwie war es beste, den ich hätte wählen können. Also revidiere ich das Ja. Ich würde nichts anders machen, auch wenn ich mich in manchen Situationen peinlich berührt fühle, wenn ich darüber nachdenke. Ich würde aber jedem empfehlen, kein "Testouting" zu machen, das war echt ein dämlicher Schritt, wenn man es logisch angeht!

Hattest du schonmal eine Beziehung mit Leuten aus LGBTQ+?:
Ich hatte eine kurze Beziehung mit einem Transgender Jungen, den ich eigentlich als Mädchen kennengelernt hatte. Ansonsten habe ich auch viel mit Mädchen aus dem Internet geflirtet und geschrieben. Leider findet man im realen Leben kaum homosexuelle Jugendliche, da man eben nicht die Möglichkeit hat, in einen Club zu gehen (etc.)

Und du würdest momentan gerne eine Freundin haben? Also lieber als einen Freund mein ich.
Ich würde gern mehr Erfahrungen mit einem Mädchen haben, weil ich nur eine bisher hatte. Das heißt jedoch nicht, dass ich lieber eine Freundin als einen Freund haben würde. Wie gesagt, Geschlecht spielt bei mir nicht eine so große Rolle.

Hattest du schonmal eine Phase gehabt in der du dir gewünscht hast, dass du hetero wärst?:
Nicht unbedingt eine Phase, eher jeden Dienstag im Sportunterricht, wenn ich nicht unbedingt auf die Körper der anderen Mädchen schauen sollte... Es gibt eher weniger Phasen, eher Situationen.

Und wie findest du es, dass manche wegen ihrer Sexualität gemobbt oder gehänselt werden?:
Einfach unverständlich und unverschämt. Nur weil es für die mobber nicht normal ist, haben sie keinerlei recht dazu. Ich könnte auch sagen "oh, hetero ist aber unnormal für mich, lass mal mobben" und niemand würde die Argumentation verstehen. Es ist einfach bullshit, soetwas zu tun.

Hast du Vorlieben am Aussehen bei Männern und Frauen oder gleicht sich das in etwa aus?:
Oder gibt es Unterschiede. Also die Vorlieben bei Männern, Frauen und anderen Geschlechtern unterschieden sich eigentlich bei mir nur ein wenig. Ich bin jemand, der beispielsweise im allgemeinen keine korpulenteren Körper attraktiv findet (das bedeutet nicht, dass ich korpulente Leute hässlich finde und diskriminiere! Rein Sexuell für eine Beziehung gesehen!). Auch finde ich breit gebaute Menschen nicht sonderlich attraktiv. Im allgemeinen gibt es natürlich auch Vorlieben bei den einzelnen Geschlechtern: bei Männern habe ich es lieber, dass sie größer sind als ich. Bei Frauen ist mir das eigentlich egal, obwohl ich ein bisschen kleinere bevorzuge.Das mit den Vorlieben variiert von Mensch zu Mensch. Im allgemeinen hat man für jedes Geschlecht eigentlich eine gewisse Vorliebe.

Und wie sieht es mit Filmen aus? Kannst du dich dort in jede Rolle gleichgut hineinversetzen?:
Bei Filmen kann ich mich persönlich in jede Beziehung hineinversetzen außer einem schwulen Pärchen. Ich fiber dort einfach nicht so mit, wie bei anderen Beziehungen, die auch meiner Sexualität entsprechen. Da geht es glaube ich lgbtq+ Menschen wie heterosexuellen MenschenWas würdest du dir wünschen für die Menscheit was das Thema angeht?Man sollte offener und lockerer an das Thema herangehen. Es ist immer einfacher, wenn man sich nicht zu sehr über die Sexualität identifiziert (quasi "Ich bin die Pansexuelle in der Klasse), und deshalb wünsche ich mir auch für die Menschheit, dass sie es lockerer nimmt und es akzeptiert, was Frauen mit Frauen, Männer mit Männer und Frauen mit Männern machen (natürlich gibt es viele weitere Geschlechter, dass würde bloß zu lange dauern, alles aufzuschreiben ;)). Ich wünsche mir mehr Toleranz, und das gilt für beide Seiten.

Hier auch noch einmal Danke an dich liebe Rembeck , dass du das mit mir ausgehalten hast

WeAgainst: HomophobieWhere stories live. Discover now