12. Sie und ich

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Danke für deinen Text Juliejules02

Ich hatte nie viel gehabt. Eigentlich besaß ich immer nur die Notwendigkeiten, die man für ein Leben in der Mittelklasse der Gesellschaft braucht. Und trotzdem war ich glücklich. Glücklich, weil ich sie hatte. Meine beste Freundin. Meine Seelenverwandte. Die Frau, die ich liebte. Natürlich war der Weg hart gewesen, denn immer wieder hatte man uns Steine in den Weg gelegt. Hatte man uns gesagt, dass es unnatürlich sei, wenn sich zwei Frauen liebten und dass wir eine Schande für die Gesellschaft wären. Aber wir hatten uns irgendwie durchgeboxt, selbst wenn die Hürden manchmal unüberwindbar erschienen waren. Sarah und ich hatten uns kennengelernt als wir gerade in die zehnte Klasse gekommen waren. Anfangs hatten wir ein paar kleine Startprobleme gehabt, doch die hatten wir schnell bei Seite schieben können. Dann, während des Studiums, hatten wir uns eine Weile aus den Augen verloren, doch durch ein paar Freunde und mit etwas Hilfe des Schicksals, fanden wir uns schließlich doch wieder. Ich weiß noch wie mich mein bester Freund wochenlang damit aufgezogen hatte, dass ich in Sarahs Gegenwart rote Wangen bekam und fast einer reifen Tomate die Stirn bieten konnte. Jedes einzelne Mal. Konnte ich ihm deshalb böse sein? - Nein, natürlich nicht. Genauso wie ich ihr niemals böse sein konnte. Es gab so viel, was wir zusammen erlebten. So unendlich viel. All unsere Pläne und Träume. Unsere Ziele. Abenteuer. Ich hätte nie viel gehabt. Eigentlich besaß ich immer nur die Notwendigkeiten, die man für ein Leben in der Mittelklasse der Gesellschaft braucht. Und trotzdem war ich glücklich. Glücklich, weil ich sie hatte.

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