43. Interview mit @storygirl254

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Zu welchem Teil von LGBTQ+ gehörst du?:
Ich bezeichne mich selbst als lesbisch.

Wie alt warst du als du gemerkt hast, dass du nicht hetero bist?:
Als mir das erste Mal der Gedanke gekommen ist, dass ich nicht hetero sein könnte, war ich 14, aber bis ich dass dann auch akzeptiert habe, ist einige Zeit vergangen. Als ich mich das erste mal geoutet habe, war ich 15

Und wie bist du damit am Anfang umgegangen?:
Zu Anfang dachte ich mir immer, dass das alles nur ne Phase wäre, die vorbei ginge. Dann kamen aber immer mehr Sachen, die mich daran zweifeln ließen, hetero zu sein, wie z.B., dass ich mir keine Beziehungen mit Jungen vorstellen konnte, mir aber der Gedanke an eine Beziehung mit einem Mädchen sehr gefiel, oder dass ich es beim Tanzkurs aufregend und toll fand, mit Mädchen zu tanzen, und ich mich immer gefreut habe, wenn für mich kein Tanzpartner über war und ich mit einer Gasttänzerin tanzen konnte. Mit Jungs zu tanzen ließ mich hingegen vollkommen kalt. Als ich diese Sachen dann allmählich realisiert habe, habe ich langsam angefangen, es zu akzeptieren. Die Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde hat mir dabei sehr geholfen.

Hast du dich auch schon einmal geoutet und wenn ja was war die positivste und was die negativste Reaktion?:
Ja, ich habe mich mittlerweile bei relativ vielen Leuten geoutet, und eigentlich fast nur positive Reaktionen bekommen. Die schönste Reaktion kam aber von meinen Eltern. Sie haben mir nach meinem Coming Out gesagt, dass es ihnen egal wäre, wen ich liebe, solange ich glücklich bin, dass sie sich später genauso über eine Schwiegertochter wie über einen Schwiegersohn freuen würden, und dass sie sehr stolz auf mich seien, dass ich so mutig war und es ihnen erzählt habe. Die negativste Reaktion kam von meinen Großeltern, zu denen ich eigentlich ein sehr gutes Verhältnis habe. Ich habe schon geahnt, dass sie nicht allzu begeistert sein würden, weil sie auch nicht so toll auf das Outing meines Großonkels als trans reagiert haben. Als ich es ihnen gesagt habe, haben sie es zuerst für einen dummen Scherz gehalten. Später kamen von meiner Oma dann Sprüche wie "Vielleicht hast du ja einfach nur noch nicht den richtigen Jungen getroffen. Überleg dir dass nochmal.", oder "Wenn es später wirklich so sein sollte, ist das natürlich auch okay, aber du bist doch noch viel zu jung, um sowas jetzt schon zu wissen.". Das tat sehr weh. Dazu sei aber gesagt, dass ich sie mit meinem Coming Out sehr überrumpelt habe. Mein anderer Opa ist ein paar Wochen zuvor gestorben, ohne dass ich mich bei ihm outen konnte, und an dem Tag, an dem ich es meinen Oma und Opa erzählt habe, war die Trauerfeier für meine Uroma, die nur eine Woche nach meinem Opa eingeschlafen ist. Deshalb habe ich irgendwie den Drang gehabt, es ihnen zu sagen.

Gab es Phasen in denen du lieber hetero gewesen wärst?:
Nein, ich kann mich an keinen Moment erinnern, in dem ich mir wirklich gewünscht habe, hetero zu sein.

Wie findest du es, dass man wegen seiner Sexualität gemobbt werden kann?:
Einfach nur traurig. Klar, nicht jedem gefällt es, dass es noch andere sexuelle Orientierungen außer heterosexuell gibt, aber deshalb andere Menschen, die nicht dem eigenen Stereotyp entsprechen, zu mobben, dass ist einfach nur armselig. Egal ob einem bestimmte Dinge an einer Person gefallen oder nicht, Mensch ist Mensch. Jeder hat das Recht, so akzeptiert zu werden, wie er ist, und die Pflicht, andere so zu akzeptieren, wie sie sind.

Möchtest du noch etwas allgemeines zu dem Thema LGBTQ sagen?:
Es ist etwas ganz Normales, das jeder auch als solches akzeptieren sollte. Wie singt Sarah Connor in ihrem neuen Song so schön: Es ist nur Liebe. Und an alle LGBTQs, die schonmal negative Reaktionen auf ein Coming Out oder einfach so zu dem Thema bekommen haben: lasst euch nicht unterkriegen. Ihr seid nicht alleine, auch wenn es manchmal so scheint, und ihr seid perfekt, so wie ihr seid.❤

Danke für das Interview storygirl254

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