60. Das Glücksglas

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Danke für den Text viktor_1207

Was du mit nur einem Wort anrichten kannst „Schwuchtel" oder „Kampflesbe" und noch viele andere Beleidigungen, auf
die ich nicht weiter eingehen möchte, fallen regelmäßig in unserem
alltäglichen Sprachgebrauch. Und das obwohl das Grundgesetz uns
eigentlich davor schützen sollte. Und zwar vor jeglicher Form von
Diskriminierung. Von Sexismus über Homophobie bis hin zum Rassismus.
Aber mir geht es hier gar nicht darum, wie das Gesetz die ganze Sache sieht.
In diesem Artikel möchte ich aufmerksam machen, was ein einziges Wort
ausrichten kann. „Das ist doch nur ein Wort", umschreiben viele eine
Beleidigung. Ist es das wirklich? Mag sein, dass es nur ein Begriff ist, aber
jeder Mensch assoziiert etwas damit. Wenn wir Beleidigungen benutzen,
und damit meine ich nicht nur homophobe, benutzen wir sie meist
unüberlegt, manchmal kennen wir nicht einmal ihre Bedeutung. Viel
schlimmer: Wir machen uns nichts daraus, welchen Schaden wir damit
anrichten können. Für den einen ist es nur ein Wort, für den anderen heißt
es Ablehnung, zum Außenseiter werden, Erniedrigung und anders sein – im
negativen Sinne.
Meistens machen sich die Betroffenen bewusst nichts daraus, aber
unbewusst sehr wohl. Stelle dir deine Psyche als Glas vor. Alles, was dich
glücklich und zufrieden macht, kommt dort rein. Leider kommt dort auch
alles Negative, wie Beleidigungen und schlechte Erfahrungen, rein.
Verständlicherweise sollten die schönen Momente überwiegen. Stelle dir
nun vor, dass jeden Tag eine Beleidigung – ein einziges Wort – gegen dein
Glas wie ein Hammer schlägt. Die kleinen Risse, die normalerweise schnell
repariert werden, dehnen sich immer weiter aus, bis sie das ganze Glas
umzingeln. Eine weitere Beleidigung – ein einziges weiteres Wort – sorgt
dafür, dass das Glas in tausend scharfe Scherben zerspringt, die sich in dein
Fleisch bohren. Mit dem Glas zerspringen auch deine Hoffnungen, Träume,
schönen Erinnerungen. Du bist nicht mehr fähig, Glück zu speichern und bist
dem Bösen im Leben schutzlos ausgeliefert. Die Folge? Depressionen,
aggressives Verhalten, Selbstverletzung oder die Verletzung anderer, Drogenkonsum, Isolation, suizidale Gedanken und vieles mehr. Ein weiteres
Glas herzustellen ist schwierig und kann viel Zeit in Anspruch nehmen.
Manchmal schafft man es auch nicht allein. Manchmal schafft man es auch
gar nicht...
Und nun, die Frage aller Fragen: „Wie können wir all das verhindern?" Ganz
einfach. Ersetze das negative mit einem positiven Wort. Sei nicht der
Hammer, der das Glas zerschmettert, sondern das Pflaster, das das Glas
zusammenhält. Und wenn das zu viel verlangt ist, dann sag' einfach gar
nichts!
Also, wieso beleidigen wir überhaupt? Wieso generalisieren wir? Wieso
erniedrigen wir andere? Ist es Selbsthass? Mangelnde Selbstakzeptanz? Das
Gefühl über einer Person zu stehen? Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Was
ich allerdings weiß, ist, dass alle Menschen fähig sind, zu hassen, jedoch nur
wenige die Fähigkeit besitzen, zu lieben.
Wenn du also das nächste Mal jemanden über den Weg laufen solltest, den
du nicht magst oder einfach nur beleidigen möchtest, denke daran: Mit nur
einem Wort könntest du ihrem Glas den finalen Stoß verpassen...

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