59. Interview

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Also, welchem Teil von LGBTQ+ ordnest du dich zu?:
Ich ordne mich eigentlich nicht gerne zu, aber wenn ich mich festlegen müsste, wäre ich definitiv bi.

Wie alt warst du denn, als du gemerkt hast, dass du nicht hetero bist und wie hast du es festgestellt?:
Ich habe mich schon im Grundschulalter  sowohl für Mädchen als auch für Jungs interessiert. So richtig gemerkt habe ich das alles mit 12 und habe es dann auch ein paar Leuten gesagt.

Wie bist du am Anfang damit umgegangen? Wie war das vor allem im Grundschulalter für dich?:
Ich hab mir da früher nie Gedanken drüber gemacht, weil ich der festen Überzeugung war, 100% hetero zu sein. So mit 11/12 habe ich dann schon mehr darüber nachgedacht, weil ich dort das erste Mal richtig Gefühle für ein Mädchen entwickelt habe. Ich bin eigentlich ziemlich offen damit umgegangen, da meine Eltern und eigentlich mein ganzes Umfeld ziemlich gut mit dem Thema sind. (Meine Mutter geht sogar zur CSD als hetero.)

Da nicht jeder mit dem Thema sehr vertraut ist; Könntest du in eigenen Worten erklären, was der CSD ist?:
Der Christopher Street Day ist eine jährlich ausgeführte Demonstration für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen etc. In Berlin ist die CSD einer der größten Stadtumzüge und gilt als einer der größten seiner Art in Europa.

Also hast du dich auch offiziell geoutet?:
Ich hab mich bei meiner Familie und Freunden geoutet. Manchmal werde ich gefragt, ob ich bi bin, weil es sich eben ziemlich rumgesprochen hat (Jahrgang usw.) und dann rede ich entweder mit der Person darüber oder ignoriere es, wenn es mir zu doof ist.

Musstest du dir auch negative oder gar homophobe Kommentare anhören, oder hat es jeder akzeptiert?:
Klar hört man mal blöde Sprüche von bestimmten Personen, aber so richtig blöd angemacht oder beleidigt wurde ich noch nicht.

Gab es im Gegenzug Reaktionen auf dein Outing, die dich besonders gerührt haben oder über die du dich sehr gefreut hast?:
Meine Mama und ich haben seit meinem Outing ein noch besseres Verhältnis und das freut mich sehr.

Hattest du denn schon eine Beziehung zum gleichen Geschlecht?:
Nein noch nicht

Denkst du, dass es manchmal leichter für dich wäre, wenn du hetero wärst?:
Nein, ich bin sehr zufrieden mit meiner Sexualität. Ich mache mir über sowas eigentlich keine Gedanken, weil ich ja nichts an mir ändern kann

Das ist es ja, man kann es nicht ändern. Was sagst du dazu, dass es trotzdem Leute gibt, die meinen, Leute schlecht zu machen oder gar zu mobben, nur wegen ihrer Sexualität, für die sie nichts können?:
Ich finde es unfassbar unreif jemanden wegen seiner Sexualität zu beurteilen. Ich beleidige ja auch niemanden der hetero ist.

Und was hälst du von Leuten, die sic als Teil von LGBTQ+ bezeichnen, obwohl sie es nicht sind, weil sie es als Trend ansehen?:
Meiner Meinung nach sollte man sowas nicht als Trend ansehen. Finde es einfach dumm sich zu "outen" nur, weil es gut ankommt.

Möchtest du sonst noch irgendwas zu dem Thema verkünden, irgendetwas anmerken. Eine Botschaft oder irgendwelche abschließenden Worte?:
An alle da draußen die noch vor ihrem Outing stehen. Sei es das Innere Outing oder das bei Freunden und Familie: Ich weiß wie hart es ist sich selbst so zu nehmen wie man ist aber glaubt mir, wenn ihr eigentlich immer positives Feedback zu dem Thema von eurem Umfeld bekommen habt, werdet ihr keine Probleme bekommen. <3

Danke für das Interview und danke für das Interview führen katinka-june

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