38. Be kind

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trotz alledem
falsch.
widerlich.
unnatürlich.
das ist es, was ich bin.
nichts weiter.
ich möchte meinen kopf gegen die wand schlagen, immer und immer wieder; nichts anderes fühlen
als den daraus resultierenden schmerz.
aber ich tue es nicht.
vielleicht, weil ich es schon zu oft getan habe.
und es nie geholfen hat.
nichts hilft.
denn der körperliche schmerz vermag den platonischen nicht zu überschatten.
ich weiß das.
ich habe es oft versucht.
doch die narben auf meinem Körper verblassen gegen die narben auf meiner Seele.
meine physischen wunden verheilen, während meine psychischen nur immer tiefer und tiefer
werden.
mit der zeit habe ich gelernt, eine Maske aufzusetzen.
ich kernte zu lernte zu lächeln, während alles in mir weinte.
ich lernte zu schweigen, während alles in mir schrie.
ich lernte zu nicken, während alles in mir widersprach.
und jetzt stehe ich hier.
in diesem Bad, in dem die schreie meiner Vergangenheit ungehört verhallten.
auf diesen fliesen, auf denen die Geschichte meines Lebens ungelesen geschrieben steht.
du seist tot, haben sie gesagt.
tot, gestorben an einem Herzinfarkt.
aber ich konnte ihnen nicht glauben.
du konntest nicht gestorben sein, dachte ich.
das konnte nicht sein.
das durfte nicht sein.
nicht du.

ich glaubte ihnen nicht, doch jetzt tue ich es.
denn ich stehe hier, in diesem Bad
bin hier, in deiner Wohnung.
doch du bist nicht mehr da.
deine blauen Augen durchstreifen meinen verstand.
lassen mich vergessen.
lassen mich wieder fühlen.
ich erschrecke.
ich darf nicht fühlen!
nicht so!
nicht für dich!
ich rede es mir ein.
ich sage: vergiss ihn! Und: du hast ihn nicht geliebt!
fast hätte ich mir geglaubt.
aber die tränen sprechen eine andere Sprache.
die tränen.
meine tränen.
ich lasse mich auf den Boden sinken; drücke meine Wange auf die kühlen fliesen.
ich schließe die Augen.
aber das blau verschwindet nicht.
ich balle meine Fäuste und haue auf die fliesen.
einmal, zweimal, dreimal.
das Geräusch meiner Schläge hallt in meinem Kopf wider.
laut, dumpf, unnatürlich.
es erinnert mich an damals.
so hat es immer geklungen, wenn du meinen Kopf auf den Wannenrand hautest.
so hat es geklungen, wenn du mich gegen die nackte wand schubstest.
und so hat es geklungen, wenn du mit dem Gürtel auf mich einschlugst.
die zeit dreht sich.
die Zeiger bewegen sich rückwärts.
und ich bin wieder hier.
im selben Bad.

auf denselben fliesen.
nur Jahre zuvor.
du bist da.
ich sehe dich an.
du blickst zurück.
blau.
ich sehe nur blau.
das blau des Himmels, das blau der Veilchen, das blau des Ozeans.
das blau deiner Augen.
du schaust sanft.
liebevoll.
zärtlich.
doch dann wechselt dein Gesichtsausdruck.
Verzweiflung sehe ich nun dort.
Verzweiflung und schmerz.
und angst.
ich verstehe es nicht.
wovor hast du angst?
du beginnst zu weinen.
dein ganzer Körper bebt.
ich trete näher an dich heran.
ich will dich umarmen; dich trösten und dir den halt geben, den du nicht finden kannst.
doch du stößt mich weg.
lass mich, schreist du mich an, fass mich nicht an!
es tut weh.
Louis, sage ich leise.
du blickst auf.
ich liebe dich.
und erst jetzt, als ich sie zum ersten mal ausspreche, begreife ich die volle Tragweite meiner worte.
ja, ich liebe dich.
du bist ein junge.
und ich bin es auch.

doch das ist mir egal.
alles, was zählt, ist das Gefühl, das ich verspüre, wenn ich in deine Augen sehe.
wenn ich in ihnen versinke.
meine worte werden von den wänden zurückgeworfen; schweben noch immer in diesem raum.
ich liebe dich.
bei ihnen kommt hass in deinem Gesicht auf.
hass.
ich weiche zurück, doch hinter mir ist nur die kalte wand.
langsam und bedrohlich kommst du näher.
du trittst dicht an mich heran.
ganz dicht.
dein Duft benebelt meine sinne; lässt mich vergessen, wie es geht, klar zu denken.
du, Harry Styles, liebst mich, Louis Tomlinson? hauchst du in mein Ohr.
ich bekomme eine Gänsehaut.
doch nicht in einem positiven sinne.
antworte, zischst du.
ich bleibe stumm.
antworte, Harry! Schreist du.
ich wimmere.
dann nicke ich unmerklich.
du knurrst.
du hebst die Hand.
und schlägst auf mich ein.
ich schreie und weine und flehe.
aber du hörst nicht auf.
ich sinke an der wand zu Boden.
mein kopf knallt gegen die fliesen.
du hast es verdient, schreist du mich an.
du bist falsch.
widerlich.
unnatürlich.
du darfst mich nicht lieben!

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