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»Ich bin in zehn Minuten da«
Mein Herz macht einen Sprung, sobald ich Darren's Nachricht gelesen habe. Schnell stehe ich auf, nehme meine Jacke und Sporttasche, rase die Treppen hinunter.
Vor unserem Haus steht bereits Darren's Wagen (oder das Wagen seine Mom eben) und Darren lehnt lässig an die Tür und grinst, als er mich sieht. Viel zu schnell laufe ich zu ihm, strahle vor Freude wie ein Idiot.
„Hey", begrüße ich ihn, unschlüssig, ob ich ihn umarmen soll oder nicht. Diese Entscheidung nimmt er mir ab, in dem er nach meinem Arm greift und mich in eine Umarmung zieht. Ich unterdrücke ein verliebtes Seufzen.
„Hi Schönheit", erwidert er meinen Gruß und ich weiß, dass mein Herz gleich aus meiner Brust springt, direkt in seinen Händen, willig zu machen, was auch immer er will. Oh Gott. Und er duftet auch noch wunderbar, wie immer. Ich atme tief ein und seufze schließlich doch. Soll er doch denken was er will.
Ich bin froh, dass ich mich dieses Mal zurecht machen konnte: Meine Haare habe ich geglättet, habe ich mich etwas geschminkt, trage ein schulterfreies Oberteil und eine enge Jeans. Nun fühle ich mich selbstsicherer und freue mich auf den Nachmittag.
„Können wir los?", fragt er nach dem wir uns (zu früh) von einander gelöst haben. Ich nicke glücklich und steige ein.
Gestern auf dem Rückweg habe ich es geschafft ihn zu überreden sein Zimmer umzugestalten. Ich sagte ihm, dass man sich viel wohler fühlen würde, wenn mehr vorhanden ist und er hat mit dann gestattet, ein paar Sachen für ihn mitzunehmen. Deswegen habe ich auch die Sporttasche mit allmöglichen Kram gefüllt, die seinem Zimmer mehr Persönlichkeit verleihen würden. Die Vorfreude ist riesig und ich hoffe, er freut sich auch darauf.
Als wir bei ihm ankommen, werden wir sofort von seinen kleinen Schwestern begrüßt und mir wird von jedem (mindestens vier Mal insgesamt) Essen angeboten. Seine Mutter ist wieder arbeiten.
Darren lässt sich auf dem Bett nieder und sieht mich abwartend an. Grinsend hebe ich die Sporttasche hoch.
„Lass uns beginnen."
Ich leere den Inhalt der Tasche auf dem Fußboden und beginne, die Sachen dann nacheinander im Zimmer zu verteilen. Die ganze Zeit über beobachtet mich Darren konzentriert dabei.
Ich nehme die gelblichen nach vanilleduftenden Kerzen, stecke sie in Kerzenhalter und verteile sie auf der Fensterbank.
„Kerzen", skeptisch hebt Darren eine Augenbraue. Ich nicke fröhlich.
„Hast du Feuer?"
„Hier", sagt er und reicht mir eine, die er aus seiner Hosentasche herausgefischt hat.
„Rauchst du?", frage ich skeptisch, die Augenbrauen in die Höhe gezogen.
Er zuckt mit den Schultern. „Gelegentlich."
„Hm", mache ich nur, da ich es widerlich finde. Ich zünde die Kerzen an und genieße den friedlichen Anblick kurz, ehe ich weitermache.
Dann nehme ich den Bilderrahmen und reiche sie ihm.
„Damit du das Bild von dir und deinen Schwestern aufhängen kannst."
Nachdenklich blickt er mich an, als er danach greift. Unsere Finger berühren sich kurz.
„Danke", sagt er und sieht mir mit Nachdruck in die Augen. Er nimmt meine Hand, in der der Bilderrahmen war und führt sie langsam zu seinen Lippen. Er drückt einen Federleichten Kuss darauf. Währenddessen sieht er mir direkt in die Augen. Ich glaube ich erleide gleich einen Herzinfarkt.
Das war mit Abstand die zauberhafteste Geste aller Zeiten. 
„Danke für das alles hier."
Ich nicke nur, unfähig einen gescheiten Satz zu formulieren. Meine Augen flattern. Dann lässt er meine Hand los.
Ich räuspere mich kurz und wende mich dann wieder dem Inhalt auf den Boden zu. Ein riesiger Teddy (1 Meter groß), den ich zu meinem zwölften Geburtstag von meinem Bruder bekommen habe, liegt halb auf den Boden, halb in der Tasche. Ich hole ihn komplett raus und präsentiere ihn Darren.
„So weich", seufze ich und reiche es ihm dann. Doch er sieht es skeptisch, wenn auch grinsend, an und nimmt es.
„Du hast mir ein Teddy gekauft?"
„Oh, nein", sage ich schnell. „Es war meiner. Aber ich schenke ihn dir. Ich habe genügend Kissen und Kuscheltiere und so weiter..."
„Das kann ich nicht annehmen. Ein kleiner Teddy hätte es doch auch getan", meint er, doch legt trotzdem einen Arm um meinen Teddy. Ich grinse.
„Nein, ich habe ihn extra für dich mitgebracht", erwidere ich und wende mich den restlichen Sachen zu, bevor er weiter protestieren kann.
Nicht mehr viel liegt auf dem Boden, weswegen ich das Wenige Zeug nehme und auf dem Bett verteile, damit er es sich ansehen kann. Er nimmt eine kleine Holzfigur in die Hand und betrachtet sie.
„Eine Eule? Wozu soll die gut sein?", fragt er und dreht das Ding in alle Richtungen, um zu schauen ob es eine Öffnung hat.
„Dekor", erkläre ich schlicht und nehme es ihm aus der Hand. „Ich habe dieselbe Zuhause."
Ich lege es auf die Fensterbank. Dann klebe ich Poster, unseren Stundenplan und ähnliches an seine Wand, verteile noch einige Dekoration auf der Fensterbank und setze mich schließlich wieder neben ihm.
  „Wir müssen dir eine Kommode besorgen", überlege ich laut und sehe auf die Fensterbank. Der Duft von Vanille hängt in der Luft.
„Nicht nötig", meint er sofort und ich runzle die Stirn. Haben sie nicht genug Geld oder will er einfach nicht?
„Wir könnten aus Kartons einen kleinen Tisch bauen. Zum drauf setzen reicht es nicht aber du könntest es dekorieren", schlage ich vor.
„Wie soll ich sowas bauen?"
„Wir packen das schon", sage ich zu schnell und erröte dann, wegen seinem Blick. „Äh, ich helfe dir, meinte ich. In der Schule stehen viele leere Kartons rum." Gut gerettet, Tris, gut gerettet.
Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen und mir wird wieder ganz warm ums Herz. Er sieht so schön aus, wenn er lächelt. Bevor ich starren kann, hole ich das Letzte aus der Tasche und reiche es ihm. Verwundert nimmt er das Bild und sieht es sich an, ehe er auflacht.
Das Bild ist aus meiner Kindheit und wurde auf meinem zehnten Geburtstag geschossen. Ich schaue grimmig in die Kamera und neben mir ist mein grinsender Bruder. Platschnass, da mich Derek in den Pool geschubst hatte und mit Sand bedeckt, da ich in den Sandkasten fiel, als ich ihm an die Gurgel springen wollte, stehe ich neben ihm in einem Schneewittchen Kleid. Einfach nur peinlich.
„Ich habe dein Bild mitgenommen", gestehe ich und sehe ihn entschuldigend an. „Und deswegen habe ich Schuldgefühle bekommen. Und du bekommst als Entschädigung dieses peinliche Bild von mir."
Darren sagt gar nichts. Er schaut das Foto eine Weile an, legt es dann weg und sieht mich an. Ich werde nervös. Dann nimmt er vorsichtig meine Hand und zieht mich zu sich, bis ich zwischen seinen Beinen stehe.
„Du bist der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin, Tris."

the burden - Die Bürde unserer LiebeWhere stories live. Discover now