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Die Tage vergehen wie im Flug und ich gewöhne mich mit jeder Sekunde mehr an Darren. Er macht mich glücklicher, als ich es je zu träumen gewagt hätte und das, obwohl mein Vater, sowie mein Bruder, so gut wie nie Zuhause sind. Früher wäre ich deswegen verletzt gewesen und wahrscheinlich bin ich das auch wirklich ein wenig, doch bei Darren kann ich einfach nicht nicht glücklich sein. Ein Grinsen, eine Berührung, ein Kuss reicht und ich schwebe im siebten Himmel. Er ist so gut zu mir und auch wenn er mir nicht alles erzählt, was ihn beschäftigt, weiß ich, wie sehr er mich liebt und dass er mich genauso braucht, wie ich ihn.
Es sind gerade Ferien und ich bin gerade Zuhause angekommen, die vergangene Woche war ich bei Abby. Die Vorfreude auf Darren ist so groß, dass ich platzen könnte. Sein Handy ging vor zwei Wochen kaputt, weswegen wir noch nicht einmal telefonieren konnten und ich vermisse ihn abgöttisch - so etwas habe ich noch nie empfunden. Ich grinse breit, als ich aus dem Briefkasten einen Brief von Darren entdecke und springe vor Freude auf und ab.
Wenig später sitze ich auf meinem Bett, trage nur ein Shirt von Darren und denke kurz an den Kuss, den wir miteinander geteilt hatten, bevor ich zu Abby fuhr. Die Leidenschaft und Liebe, die darin lag, war so stark... Das war unser längster Kuss. Mann, ich vermisse ihn so sehr.
Ich setze mich auf und öffne lächelnd den Umschlag. Ein Brief... wie romantisch.
Baby,
Ich schreibe diesen Brief in tiefsten Bedauern, da ich es nicht übers Herz gebracht habe, es dir persönlich zu sagen. So habe ich mich für diese hoffnungslos romantische Variante entschieden, auch wenn der Sinn des Briefes keine Romantik enthält und du mich am Ende nur verabscheuen wirst.
Tris, ich verlasse dich.
Ich denke seit Wochen darüber nach und auch wenn es mir das Herz zerreißt, muss ich gehen. Ich fliege schon morgen früh zurück nach London.
Es tut mir leid. All das hätte nicht soweit kommen dürfen... du und ich.
Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe, Tris. Ich liebe dich wirklich sehr. Doch ich werde trotzdem gehen. Ich kann nicht zulassen, dass meine Probleme, meine Fehler dich zerstören und zum Weinen bringen. Dafür liebe ich dich zu sehr. Du verdienst Besseres. Ich bin deiner nicht würdig.
Ich weiß, dass ich gebrochen bin, doch es ist nicht deine Aufgabe, mich zu heilen. Das kannst nicht einmal du. Ich werde für immer so zerstört sein. Doch ich werde nicht auch noch dein Leben verbittern, indem ich dich aufgrund meiner Liebe zu dir, bei dir bleibe. Es wird dir sicher bald besser gehen, ohne mich.
Es tut mir leid, Tris. Ich bin nicht stark genug.
Dein Darren

Ich lese den Brief noch einmal. Und noch einmal. Immer wieder, bis die Tränen meine Sicht versperren und mich daran hindern. Ich sehe die Buchstaben, doch verstehe den Sinn dahinter nicht. Wie kann eine bestimmte Reihenfolge von Buchstaben mir die Luft zum Atmen nehmen.
Mein Herz zerbricht, zieht sich zusammen, hört auf zu schlagen. Der Schmerz, welcher wie ein Blitz in meiner Brust einschlägt, verbreitet sich innerhalb weniger Millisekunden. Er wird so stark, dass ich keuchend nach Luft schnappe. Ich ertrinke an meinen Tränen, ersticke an diesem Schmerz.
Nein, ich träume. Das kann nicht wahr sein. Vor nicht mal Zehn Minuten war doch alles in Ordnung. Ich sehe an mir herunter. Ich trage noch sein verdammtes Shirt. Wut packt mich und Adrenalin durchstößt mich, als ich aufstehe und laut aufschreie. Allmögliche Schimpfwörter, die ich noch nie verwendet habe, verlassen meinen Mund und hallen an meinen Wänden zurück.
Ich bin so wütend, ich kann nicht mal mehr weinen. Ich muss mich abregen, weswegen ich mir meine Leggins und Sportschuhe anziehe und drauflos laufe, doch ich gehe nicht zu Darren, nein. Er wird zurückkommen. Das muss er. Ich weiß es zu Hundertprozent.

Als ich am späten Abend nach Hause komme, bin ich ausgepowert, doch der Schmerz ist noch immer da. Wie kann Darren so Etwas schreiben? Ich könnte ihn windelweich prügeln! Wie kann er mir so weh tun? Er kann wirklich was erleben, wenn er morgen zur Schule kommt.
Als ich das Wohnzimmer betrete, stelle ich erstaunt fest, dass jeder da ist. Wirklich jeder; Brianna, Owen, Lydia, Derek und mein Dad. Etwas muss passiert sein, denn jeder wirkt am Boden zerstört und verheult.
„Dad?", frage ich vorsichtig und besorgt. Als er mich traurig ansieht, schrillen alle Alarmglocken in meinem Kopf. „Dad was ist passiert?"
„Bea", sagt nun mein Bruder, er klingt furchtbar traurig. Ich habe ihn seit vier Wochen nicht mehr gesehen.
„Was ist passiert?", wiederhole ich ängstlich.
„Es geht um Abby", schnieft Derek und mein Herz setzt aus.
„Was ist mit ihr?"
Er sieht zu Boden.
„Was ist mit ihr?", wiederhole ich, nun lauter.
„Sie hatten einen Unfall. Sie..." Er verstummt und bricht Tränen aus.
„Sie hat es nicht überlebt, Bea", beendet mein Dad seinen Satz.
und ab da zerbricht alles.
Ich nehme nur verschleiert wahr, wie ich zusammenbreche, wie ich schreiend auf die Knie stürze und in einem Meer aus Tränen versinke. Wie sich der Schmerz in jede Vene meines Körpers ausbreitet und mit jedem einzelnen Herzschlag verbreitet. Wie ich verzweifelt nach Luft schnappe und wie mein Dad die Arme um mich schlingt. Wie ich ihn schlage und weine und schreie.
Und ich versinke immer mehr in einem Loch, aus dem mich keiner mehr retten kann, außer einer Person, doch selbst dieser ist nicht mehr da.
Und genau in diesem Augenblick weiß ich, dass er nicht mehr zurückkommen wird.

the burden - Die Bürde unserer LiebeWhere stories live. Discover now