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Voller Sorge und Kummer stehe ich mit Bailee und Jenny an der Bushaltestelle und suche die Gegend nach Darren ab, doch er ist nirgends zu sehen.
Heute ist der Tag der Abreise und allmählich sind alle Schüler schon da, doch kein Zeichen von Darren und langsam werde ich sauer. Seit letzten Donnerstag ist er nicht mehr zur Schule gekommen – ich habe ihn fünf Tage nicht gesehen! Und er reagiert nicht auf meine Anrufe, sondern schickte zwischendurch nur Nachrichten wie »Alles ist okay« oder »Ich denke an dich«.
Mistkerl. Wenn er heute nicht kommt, bringe ich ihn um.
Ich stehe also vor dem Bus, meine Handtasche in der Hand, mit dem Blick nach Darren suchend, während mein Lehrer mit dem Busfahrer das Gepäck verstaut. Die Zeit wird immer knapper und ich immer wütender.
Dieser Mistkerl! Wenn ich ihn wieder sehe, dann...
Mein Herz setzt aus, als ich endlich den wunderschönen Mann entdecke, der mich breit angrinst und lässig auf mich zu läuft. Dieser...
„Du-", setze ich zu einer Schimpfparade an, doch er legt seine Lippen auf meine und verstummt mich. Egal wie sauer ich bin – ich habe ihn unglaublich vermisst, weswegen ich mich gehen lasse und ohne Hemmungen seinen Kuss erwidere. Ich blende alles aus – meine Freundinnen, Klassenkameraden, Lehrer. Nur Darren, ich und unsere Sehnsucht nach einander existiert. Ich öffne meine Lippen und seine Zunge dringt ohne Zögern hinein und erobert meinen Mund. Fast stöhne ich auf.
„Ich habe dich vermisst, Baby", murmelt er an meinen Lippen und ich gebe einen zustimmenden Laut von mir, ohne mich von ihm zu lösen. Ich nehme alles was er mir gibt, koste jeden Augenblick aus. Seine Hände liegen auf meinen Wangen, halten mich fest, während meine Finger sich in seine Arme krallen. Mein Herz rast als wir uns endlich lösen. Benommen blicke ich ihm in die Augen. Gott, wie ich ihn vermisst habe.
„Sucht euch ein Zimmer!", ruft einer unserer Klassenkameraden und nun werde ich doch rot. Wie peinlich... Als ich das selbstgefällige Grinsen auf Darren's Gesicht sehe, werde ich wieder wütend.
„Wo zur Hölle warst du?", fahre ich ihn an und schubse ihn leicht weg, da ich Abstand von ihm brauche, wenn ich klar denken möchte. „Ich war verrückt vor Sorge!" Die Angst, dass er mich nach seiner Offenbarung auf Abstand halten würde, verschweige ich.
Seine Augen blitzen amüsiert auf. „Mir geht's gut", versichert er mir und greift nach meiner Hand, um mich wieder zu sich zu ziehen.
„Was war los?" Ich versuche die Berührung und das Kribbeln, welches es verursacht zu ignorieren.
„Wir hatten Familienprobleme", antwortet er etwas leiser, doch sein Gesicht bleibt ungerührt. Fragen liegen auf meiner Zunge und die Neugier wächst, doch ich unterdrücke den Drang und nicke.
„Ist jetzt alles in Ordnung?", frage ich stattdessen und er lächelt wieder.
„Ja, alles in Ordnung." Er nähert sich mir. „Ich habe dich nur vermisst."
Die Wut verschwindet endgültig und ich erwidere das Lächeln, ehe ich einen kurzen Kuss auf seine Lippen drücke. „Ich dich auch."
Er starrt mich plötzlich mit einer Intensität an, dass ich Angst habe, dass er vor all den Leuten auf mich stürzt und das löst ein seltsames Gefühl in mir aus.
„In den Bus!", ruft Mr Miller plötzlich und reißt uns aus den Bann.
Darren reicht mir eine Hand und ich ergreife sie wortlos. Wir steigen gemeinsam in den Bus ein und setzen uns natürlich auch nebeneinander (ich merke, dass Bailee etwas beleidigt deswegen ist). Während er einen Arm mich legt und mich an sich zieht, schmiede ich einen Plan in meinen Kopf, um alles über ihn herauszufinden. Erst muss ich ihm meine Geheimnisse anvertrauen, dann vertraut er auch mir. Er wird sich mir komplett öffnen, da bin ich mir sicher. Denn ich weiß, dass ich ihm ohne zu zögern mein Inneres offenbaren würde.
„Du starrst mich an", bemerkt er und beißt spielerisch in mein Ohrläppchen. Ich kichere. „Ich bin so müde." Er gähnt, als wolle er es beweisen und ich muss lächeln, als er sich wie ein Kind die Augen reibt. Er ist so süß.
Er schließt seine Arme um meine Taille und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Dann seufzt er zufrieden und drückt mir ein Kuss auf den Hals. „Weck mich, wenn wir da sind."
„Okay", wispere ich, als ich meine Arme um seinen Körper lege und ihn fest an mich drücke. Die Zuneigung, die in diesem Moment empfinde, überwältigt mich und auch ich schließe die Augen und schlafe wenig später ein.

„Hey, aufstehen", weckt mich eine zarte Stimme aus dem traumlosen Schlafe. Ich reibe über mein Gesicht, ehe ich mich langsam aufsetze und orientierungslos umschaue. Aisha sieht mich lächelnd an.
„Wir sind da, die meisten sind schon ausgestiegen." Immer noch im Halbschlaf nicke ich dankend und sie steigt aus. Erst jetzt bemerke ich die Jacke, die auf mir liegt und mir wird warm ums Herz.
Ich stehe auf, nehme meine Handtasche, Darren's Jacke und steige aus dem Bus. Fast alle Schüler sind draußen, sitzen auf ihrem Gepäck oder stehen in kleinen Gruppen.
„Hi", begrüße ich meine Freundinnen, als ich unsere Clique erreiche. „Wisst ihr wo Darren ist?" Ein Schulterzucken hier und da als Antwort.
Ich strecke mich verschlafen und höre das zufrieden stellende Geräusch des Knackens meiner Knochen.
„Ich kann nicht fassen, dass ich die ganze Fahrt durchgeschlafen habe." 
Die Mädels grinsen nur.
„Wenn man Darren als Kuscheltier hat, schläft es sich wohl besser", meint Bailee schmunzelnd und ich werde rot, doch auch ich muss grinsen.
„Wie läuft es denn so?", erkundigt sich Jenny und mir wird noch wärmer, als sie vielsagend die Augenbrauen in die Höhe zieht.
„Ganz gut."
Nun wackelt auch Bailee mit den Augenbrauen. „Nur ganz gut? Wir haben vor der Abfahrt alle eure Mini-Show gesehen."
Aisha kichert und ich werde zur Tomate.
„Wir hatten uns so lange nicht gesehen!", versuche ich mich zu verteidigen, doch die Mädels lachen erbarmungslos weiter.
„Hattet ihr... du weißt schon."
Meine Augen weiten sich.
„Bailee!"
„Also ja?"
„Oh Gott", ich bedecke mein Gesicht mit den Händen.
„Wie war es?"
„Wir haben noch kein Sex gehabt!", antworte ich, sichtlich beschämt, über so etwas in aller Öffentlichkeit zu besprechen.
„Dann wird es Mal Zeit!"
„Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?" Ich meide die Blicke meiner Freundinnen.
„Jetzt lass sie in Ruhe, Bailee", sagt Aisha, doch auch sie wirkt amüsiert.
Plötzlich schlingen sich zwei Arme um mich und ich höre Darren in mein Ohr flüstern. „Hi Baby."
Die Blicke der Mädels liegen auf uns und mir wird wieder extrem warm. „Hi", erwidere ich deswegen nur kleinlaut und lehne mich gegen ihn.
„Hi Mädels", begrüßt Darren meine Clique, während er sein Griff verstärkt. Gott, dieser Mann...

the burden - Die Bürde unserer LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt