- 15 -

5 1 0
                                    

„Ich erkläre es euch später", versuche ich den Mädels zu entkommen, die am Ende der Stunde auf dem Pausenhof stehen und mich mit Fragen zu bombardieren, nur um zu erfahren, was zwischen mir und Darren läuft.
„In kleinstem Detail, junge Dame", ermahnt mich Bailee durch zusammen gekniffenen Augen. „Sei froh, Malik kommt, sonst hättest du keine Wahl."
Ich nicke lachend.
„Ladys", begrüßt uns Malik, wie immer mit einem charmanten Lächeln auf seinen Lippen und gesellt sich zu uns.
Während sie sich unterhalten, halte ich Ausschau nach Darren, welchen ich zu Beginn der Pause aus den Augen verloren habe, wegen den Mädels. Als ich ihn entdecke setzt mein Herz aus.
Er sitzt mit ein paar anderen Typen auf der Bank und telefoniert. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und er sieht wütend aus. Ehe ich mich aufhalten kann, bin ich auf dem Weg zu ihm.
„Darren?" Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter, nachdem er aufgelegt hat und er zuckt zusammen. Mein Herz zieht sich deswegen irgendwie zusammen. „Ist alles in Ordnung?" Ich setze mich neben ihn, doch er meidet mein Blick.
„Alles okay." Er atmet hörbar laut und sehr schnell ein und aus.
„Sicher? Du sie-"
„Verdammt, ich sagte, es ist alles okay!" Wütend sieht er mich an und steht auf. Als er dann geht, sehe ich ihm fassungslos hinterher. Was zur Hölle ist jetzt mit ihm los?

In der nächsten Stunde sitze ich in der Bibliothek und lese das Buch »1984«. Als ich Schritte höre, lege ich es allerdings schnell zur Seite.
„Können wir reden?", kommt es sofort über meine Lippen, als ich ihn sehe. Er seufzt leise und setzt sich neben mich. Ich habe keine Ahnung was er hat, doch ich kenne ihn nicht lange genug um zu wissen, wie ich mit ihm umgehen muss, wenn er so drauf ist.
„Was ist los?", frage ich also direkt, auch wenn ich es hasse aufdringlich zu sein, doch bei ihm kann ich nicht anders.
„Es ist nichts, Tris", antwortet er und sieht mich an. Seine Augen strafen seinen Worten mit Lügen, denn sie trotzen vor Trauer und Müdigkeit. Ich lege eine Hand an seine Wange, denn sein Anblick zerbricht mir das Herz.
„Du kannst mir alles erzählen, Darren." Er schmiegt sich an meine Hand und seufzt erneut. Er legt seine Hand auf meine, die auf seine Wange ruht und schließt die Augen.
„Ich... Ich glaube, ich verliebe mich in dich, Tris", gesteht er leise, ohne die Augen zu öffnen. „Und ich weiß nicht, ob ich für solche Gefühle bereit bin. Ich bin nicht gut für dich."
Ich bin sprachlos. Mir bleibt die Luft zum Atmen weg und ich kann ihn nur schockiert ansehen. Mein Herz rast – vielleicht erleide ich diesmal wirklich einen Herzinfarkt. In meinem Bauch veranstalten allmögliche Tiere einen riesigen Zirkus und mein ganzer Körper kribbelt. Meine Emotionen fahren Achterbahn, einerseits könnte ich wegen seinem Blick weinen, andererseits vor Freude kreischen. Meine Daumen fahren sanft über seine Bartstoppeln und auch ich schließe die Augen, genieße die Berührung seiner Haut.
„Ich bin für alles bereit", traue ich mich irgendwann zu sagen. „Mit dir bin ich für alles bereit, Darren."
Danach küsse ich ihn.
Seine Lippen fühlen sich etwas rauer an, als das letzte Mal, dennoch ist es Perfekt. Es fühlt sich an, als hätte ich seine Lippen Monate nicht mehr berührt und ich nehme diesen Moment in mir auf, mit jeder Zelle meines Körpers. Niemand wird mir jemals so ein Gefühl geben können, dass weiß ich einfach.
„Ich bin nicht gut genug für dich", wiederholt er schweratmend, seine Stirn lehnt gegen meine.
„Doch", erwidere ich und lecke über meine Lippen. Seine Augen verdunkeln sich.
„Nein", widerspricht er und sein Blick bleibt an meinen Lippen haften. „Doch es ist mir egal, denn ich habe mich in dich verliebt."
Dann stürzt er sich auf mich und küsst mich, bis mir Sehen und Hören vergeht.

Drei Tage später sitzen wir im Matheunterricht, doch ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren. Stattdessen starre ich den wunderschönen Mann neben mir an, der den Kopf auf seiner Hand stützt und die Augen geschlossen hält. Ist er wirklich eingeschlafen?
Seine Gesichtszüge sind entspannter als sonst, dennoch hat er einen gestressten Blick auf dem Gesicht.
„In einer Woche ist es soweit", beginnt unser Lehrer und macht eine kurze dramatische Pause. Ich rolle mit den Augen. „Dann geht es in die Gebirge!"
Trotz seiner Bemühungen aufgeregt zu klingen, bricht die gesamte Klasse in genervten Stöhnen aus. Wir hatten vor ein paar Wochen darüber gesprochen, doch ich hatte es komplett vergessen. Nächsten Dienstag werden wir für vier Tage und drei Nächte einen Ausflug machen.
Während unser Lehrer das Programm durchgeht, welches wir durchziehen müssen, schweift mein Blick erneut zu Darren.
Ich berühre vorsichtig mit einem Finger seine Wange und streiche leicht über die Bartstoppeln. Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Ich kann mich nur schwer beherrschen ihn nicht zu küssen, denn er sieht so einladend aus. Ich seufze verliebt. Er ist so, so schön.
Ich fahre über die Konturen seiner Gesichtszüge und versuche mir alles ganz genau einzuprägen. Er bedeutet mir so viel. Es ist schon fast verrückt, wie viel. Mein Herz zieht sich vor dem aufkeimenden Gefühl zusammen und überwältigt mich. Ich halte es nicht mehr aus, beuge mich vor und küsse ihn auf die Wange. Meine Brust erwärmt sich wohlig, als meine Lippen seine weiche Haut berühren.
Er blinzelt ein paar Mal und sieht mich verwirrt an. Wahrscheinlich versucht er zu realisieren, dass er nicht Zuhause ist, dann setzt er sich auf und reibt sich verschlafen übers Gesicht. Er grinst mich leicht an. „Habe ich wirklich geschlafen?"
Ich nicke.
„Konntest du nicht schlafen gestern?"
Darren nimmt meine Hand und platziert sie unter seinen Kopf, als er es wieder auf den Tisch legt und die Augen schließt.
„Ich kann nie schlafen", murmelt er und küsst meine Hand, ehe er wieder weg döst. Besorgt mustere ich ihn und streiche mit der anderen Hand durch sein Haar.
Was ist mit dir geschehen?

the burden - Die Bürde unserer LiebeWhere stories live. Discover now