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-Yanlış olduğunu bile bile yürüdüğüm yolsun sen-

Cesur

Ich fühle mich frei, wie noch nie. Die ganze Last, die ich mit mir tragen musste, ist wie ausgelöscht. Meine Seele tanzt in meinem Körper, wie ein Vogel in der freien Luft. Ich fühle mich lebendiger, befreiter.

Meine Narben fühlen sich so an, als wären sie verheilt, als wären sie nie da gewesen. Meine Schmerzen, meine Trauer wie weggeblasen. Zum ersten Mal nach Jahren fühle ich mich so richtig gut.

Als hätte die Wüste den tiefen Ocean voller schlechter Erinnerungen in mir aufgesaugt. Mein Brustkorb fühlt sich leichter an und ich verspüre keinen Druck mehr, welcher mir beim Atmen Schwierigkeiten verschaffen hat.

Die kalte Mauer um mich, welche nur eine Fassade war und meine wirklichen Gefühle in mir versteckt hat, ist gefallen. Die Mauer ist gefallen und hat die Kälte, die Leere mit in den Untergrund gezogen.

Und all das habe ich Hayat zu verdanken. Die Frau, die ich ohne zu zögern umbringen wollte. Die Frau, die ich seelisch erbarmungslos gefoltert habe. Die Frau, die ich körperlich verletzt habe. Und trotz dessen ist sie bei mir und liebt mich.

Sie liebt mich, mit jeder Faser ihres Körper. Sie liebt mich, ohne an die Konsequenzen zu denken. Sie liebt mich, mit meinen Narben. Sie liebt mich und ihr ist es egal, dass ich zwei Menschen das Leben genommen habe. Sie nimmt mich, wie ich bin.

Eine Träne rollt mir die Wange runter und sofort lege ich meine rechte Hand auf das Gesicht. Niemals habe ich damit gerechnet, dass das Eis eines Tages um mich bricht. Dass ich wieder die Wärme, die Liebe spüren werde.

Ich wische mir die eine einzige Träne, die so viele Gefühle und Emotionen mit sich trägt, weg und schaue runter zu Hayat, welche eingekuschelt an meiner Brust schläft.

Ihr warmer Atem streift meinen nackten Oberkörper und verpasst mir eine Gänsehaut. Die Stelle, an die ihr Atem mich kitzelt, brennt und hinterlässt eine Spur mit sich.

Meine große Hand landet sanft auf ihren Kopf und ich streiche behutsam über ihr schönes, dichtes Haar. Ihr perfekter Duft kitzelt an meiner Nase und ich kann nicht anders, als diesen tief einzuatmen.

Ich decke ihren nackten Körper mit der Decke ordentlich zu, damit sie nicht friert. Sie soll nicht krank werden meinetwegen. Ich drücke sie noch fester an mich und muss an die Stunden zuvor denken.

Auf meinen Oberschenkel sitzend bückt sie sich vor und ich spüre ihren heißen Atem auf der Brust. Eine Hitzewelle überschlägt meinen Körper und ein Schauer durchzuckt die Stelle.

Ihre weichen, sinnlichen Lippen berühren meine linke Brust. Genau dort, wo der Mann im Knast auch das Messer in mich hinein gestochen hat. Ohne zu zögern.

Ich versteinere auf der Stelle und meine Atmung wird immer flacher. All die ganzen Schmerzen, als das kalte Messer in Berührung mit meinem Fleisch gekommen ist, tauchen wieder auf und ich schließe die Augen.

Ich kneife sie feste zusammen und versuche den aufkommenden Schmerzen in mir zu verdrängen. Als wären das nicht Hayats Lippen die meine Narbe entlang küssen, sondern das Messer, welches mir diese hässliche Narbe verpasst hat.

Mein Körper zittert, als sie noch tiefer mit ihren Lippen wandert und an meiner rechten Hüfte ankommt, wo die Narbe endet. Mein Griff um ihre Hüfte wird immer fester und fester. Mein Körper zittert wild.

All die ganzen schlechten Erinnerungen, die ganzen unerträglichen Schmerzen lasse ich mit dem Druck an ihrer Hüfte heraus. Ich schreie laut auf, als Hayat ihre Lippen von meiner Haut nimmt und mir tief in die Augen schaut.

C E S U R - IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt