Zunge lockern

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Der Rest des Tages kam Kageyama endlich dazu sich ein wenig zu entspannen. Nachdem Hinata sein "Problem" gelöst hatte, gingen sie zurück ins Bad. Natürlich zeitversetzt, damit es nicht zu auffällig war. Langsam aber sicher hatten sie dieses Versteckspiel echt drauf. Eigentlich traurig, Kageyama fühlte sich äußerst unwohl dabei, die ganze Zeit seine überschwenglichen Gefühle für den kleinen Knirps zu verstecken und gleichzeitig zu wissen, das zwei andere in ihrem Team es deutlich offensichtlicher auslebten und nie darauf angesprochen wurden.
Gerade als er das gedacht hatte, liefen die beiden an ihnen vorbei, zwar beide mit einem Handtuch bekleidet, doch als er sich umdrehte und ihnen nachsah, lag Daichis Hand eindeutig auf dem Hintern des anderen.
Wieso fiel das keinem außer ihm auf?
"Hey schaust du jetzt schon anderen Kerlen auf den Arsch", riss ihn Tanaka mit einem zu festen Schulterklopfer aus seinen Gedanken.
"Nein verdammt. Aber da gibt es eindeutig andere", sagte er schlicht, sodass sein Mitspieler erst mal überlegend an Ort und Stelle blieb, um über seine Worte nachzudenken.

Fast den ganzen Tag verbrachten sie zwischen baden, liegen, entspannen, gelegentlich Pausen und ein paar Snacks.
Es war herrlich, obwohl Kageyama mehr als einmal daran dachte, das sie jetzt eigentlich schwitzend in der Turnhalle Bälle schlagen sollten und es ihn auch schon in den Fingern juckte.
Als die Sonne mit der Zeit unterging, wuschen sie sich und zogen in den Umkleidekabinen ihre Klamotten wieder an.
Ein letztes Mal warf der Zuspieler einen Blick auf den wundervollen grazilen Körper seines orangehaarigen Mittelblockers, als dieser seine Boxershort hoch zog.
Er tröstete sich jedoch mit dem Gedanken, das er spätestens heute Nacht, wieder die Gelegenheit hatte ihm sie wieder herunter zu reißen. Er hatte noch eine Schuld zu begleichen.
Schon wenig später saßen sie im Bus zurück zu ihrer Unterkunft und die Fahrt schien jeder für ein kurzes Nickerchen zu nutzen, denn das heiße Wasser stand in einem starken Kontrast, zu den inzwischen eisigen Temperaturen draußen.
Hinata war binnen weniger Minuten an seiner Schulter eingeschlafen und das so selbstversändlich und vertraut, dass Tobio den Drang unterdrücken musste, ihn noch näher an sich zu ziehen und nie wieder loszulassen. Es fühlte sich unbeschreiblich an, wie es war jemanden zu haben, dem er all seine Gefühle zeigen konnte und der einen dafür nicht auslachte oder seine Kompetenz als knallharter Zuspieler in Frage stellte. Immerzu hatte er es als seine Pflicht empfunden, gegenüber allen immer den undurchdringlichen und zielstrebigen Teamkameraden zu geben, damit ihn jeder respektierte und keiner auf die Idee kam, ihn von seinem Traum Nationnalspieler zu werden ablenkte.
Doch jetzt, mit Hinata an seiner Seite, fühlte er sich in keinster Weise respektlos behandelt, im Gegenteil der kleine sah nicht nur körperlich zu ihm auf, er bewunderte ihn auch, auch wenn er das selten in diesen Worten zu ihm sagte. Egal, er wusste das es so war.
Außerdem weckte der Wirbelwind in ihm Dinge, die er nicht für möglich gehalten hätte. Anfang des Jahres, war es ihm noch schwer gefallen überhaupt Mitleid oder Einfühlungsvermögen einem anderen entgegen zu bringen und nun sprach er von Liebe und Zugehörigkeit.
Zärtlich strich er Shoyo eine Strähne aus dem Gesicht und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, er war einfach zu süß wenn er schlief.
Plötzlich rumpelten sie über eine Unebenheit und sein Blick fiel schnell aus dem Fenster. Sie hatten den Parkplatz vor der Sporthalle erreicht und fuhren geradewegs zu ihrer Unterkunft.
Sachte rüttelte er an der Schulter des schlafenden Dornrösschens.
"Mhm sind wir schon da? Ein paar Minuten noch!", murmelte er und wollte sich schon erneut hinlegen, als Kageyama ihn schon an einem Ohr nach oben zog. Er konnte einfach nicht aus seiner Haut.
"Oh man Kageyama kannst du nicht einfach mal nett sein", schrie der Zwerg und war schlagartig hellwach. Der Rest seines Teams regte sich ebenfalls und zusammen gingen sie direkt in den Speisesaal der bereits fast leer war.
"Man hab ich einen Kohldampf ich könnte echt alles essen", rief Tanaka freudig und sprang übertrieben in Richtung Essensausgabe.
"Wirklich alles", fragte Yamaguchi neugierig?
"Auch Chilisoße", fragte daraufhin Tsukishima fies grinsend und sie beide konnten zusehen, wie Tanaka bei der Erwähnung an sein letztes Malheur, die gleiche Farbe annahm wie die erwähnte Soße.
Doch in der Tat hatten sie alle Riesenhunger und schaufelten ihre Teller und Tablette mit ordentlichen Portionen voll.
Als sie eine halbe Stunde später vollkommen gesättigt die Stäbchen fallen liesen, war jeder von ihnen rundum zufrieden.
"Hey Daichi was machen wir heute abend", fragte Enoshita neugierig und trank den Rest seiner Cola.
"Also ehrlich gesagt, habe ich da an einen Spieleabend gedacht, noch einen von Tanakas super spannenden Filmen erträgt glaube ich keiner", meinte Daichi und warf einen kurzen Blick zum Erwähnten Filmekritiker.
"Ja also, die Idee find ich gut", beeilte sich dieser zu sagen, während er sich etwas verlegen am Hinterkopf kratzte.
"An was hast du dabei gedacht Daichi", fragte Sugawara interessiert und stellte seine leeren Schalen zusammen.
"Das werdet ihr schon sehen, ich hab da auch noch was anderes dabei, aber jetzt bringt das Geschrir weg und macht euch Bett fertig, dann treffen wir uns im Gemeinschaftsraum", sagte der Kapitän und wie gewohnt spurrten seine Spieler.

Eine dreiviertel Stunde später, saßen endlich auch die letzten im Kreis auf dem Teppich. "Tsuki was hast du denn noch so lange gemacht", fragte Yamaguchi und sah den blonden Jungen skeptisch an. "Das geht dich nichts an, ich habe mich ja auch nicht verpflichtet hier zu sein", antwortete der angesprochene und setzte sich widerstrebend neben seinen Freund.
"Naja ist zumindest schön das du hier bist", versuchte Daichi die Situation zu entspannen.
"Jetzt sag schon Daichi, was hast du vor". Nishinoya platze scheinbar fast vor Aufregung und reckte und streckte sich, um zu sehen was ihr Mannschaftsoberhaupt hinter seinem Rücken hielt.
"Nun ich dachte mir, das Trainngslager ist eine gute Gelegenheit uns alle als Team etwas näher kennen zu lernen und da ich weiß, das einige eine ziemlich verklempte Zunge haben..." Er warf einen Seitenblick auf Kageyama, Asahi und Tsuki, die ungewollt erröteten. "... habe ich mir gedacht, wir könnten sie etwas lockern."
Langsam zog er hinter seinem Rücken eine dunkelgrüne Flasche hervor. Ein Raunen ging durch die Truppe, als sie verstanden was es war. Sake.
"Wow woher der Sinneswandel, Daichi", fragte Noya und schien selbst im Sitzen unruhig auf und ab zu hüpfen.
"Na ja ehrlich gesagt, habe ich das folgende Spiel noch nie ohne Alkohol gespielt und finde so lernt man am schnellsten sein Gegenüber besser kennen".
"Und was ist das für ein Spiel", fragte Hinata und beugte sich strahlend weiter nach vorn.
"Es heißt Never-have-i-ever und ist ein Europäisches Trinkspiel", erklärte Daichi ruhig und zog eine Packung Plastikbecher hervor und schenkte jedem großzügig ein.
"Wie geht das"? Kam es aus vielen Mündern.
"Also einer beginnt und fängt an mit, "Ich habe noch nie".. daraufhin nennt er eine Sache, egal welche, zum Beispiel ähm, ich habe noch nie den Unterricht geschwänzt. Daraufhin muss der jenige, der diese Sache schon gemacht hat, trinken, ganz einfach. Glaub mir, man lernt dadurch viele Dinge über andere, die man außerhalb des Spieles, nie erfahren hätte. Man muss allerdings ehrlich sein."
Kageyama hatte ein ungutes Gefühl, eigentlich war er ein unglaublich ehrlicher Mensch, er sagte immer genau das, was er dachte, doch jetzt wo er ein Geheimnis mit sich herum trug, passte ihm dieses Spiel gar nicht in den Kram.
"Das klingt ja cool", rief Hinata freudig und Kageyama schüttelte nur den Kopf über den leicht begeisterbaren Rotschopf. Wahrscheinlich, hatte er noch gar nicht darüber nachgedacht was das für sie heißen könnte. Egal, erstmal schauen was das für Fragen sind.
"Ich glaube ich habe da eine ganz schwache Erinnerung dran", meinte Asahi und fasste sich grübelnd an den Kopf.
"Und es ist egal was man fragt", fragte Tanaka und roch an seinem Becher.
"Genau, also lasst uns anfangen..."

kagehina kribbeln im BauchWhere stories live. Discover now