Solange er glücklich ist

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Als Kageyama am nächsten Morgen aufwachte brauchte er ein paar Minuten um zu verstehen das das nicht sein Zimmer war, auch nicht sein Bett und definitiv lag er nicht allein darin. Neben ihm lag der kleine Wuschelkopf der noch tief und fest zu schlafen schien. Kein Wunder, er war bestimmt total erschöpft, dachte er grinsend und dann wurde ihm klar was sie getan hatten. Schon einige Male hatte er sich das vorgestellt, doch nie hätte er damit gerechnet, das Hinata so direkt danach fragen würde und schon gar nicht wenn seine Familie in hörweiter Nähe war. Der kleine hatte doch mehr Mut als erwartet. Die Woche zufor hatte er immer mal wieder in unbeobachteten Moment danach gegoogelt, einfach um vorbereitet zu sein, falls sie irgendwann diesen Schritt gehen sollten, da hatte er nicht im entferntesten dran gedacht, das es schon so bald sein würde.
Immer noch etwas müde und leicht verspannt richtete er sich auf und schaute sich erstmal etwas neugierig um. Er war noch nie bei der kleinen Nummer 10 gewesen und gestern abend hatte er keine Augen für so etwas wie Deko, Einrichtung oder weiteres gehabt. Nur die Größe war ihm aufgefallen. Es war sehr überschaubar, viel kleiner als bei ihm zuhause, aber er ging mal davon aus, das Hinatas Mutter nicht so viel Geld verdiente wie seine beiden Eltern. Doch alles was man brauchte war da. Ein Bett, ein Einbauschrank, ein kleines Nachtkästchen mit Lampe, ein Schreibtisch und ein Stuhl. Mit dem kuschligen orangenen Teppich am Boden und den cremefarbenen Vorhängen wirkte es gemütlich und vielleicht etwas zu mädchenhaft oder zu süß, aber das passte ja ganz gut.
Die Wände waren hier und da mit Volleyballpostern verziert, von Spielern oder Turnierbildern. Hinter dem Bett an der Wand hing eine große Korkplatte auf der viele Fotos und Gegenstände gepinnt waren. Neugierig besah er sich diese. Da waren Bilder von seiner Schwester und ihm, Kinderfotos auf denen Hinata noch klein war, Schulfotos aus der Mittelschule mit ehemaligen Klassenkameraden und viele mehr. Dann hing dort eine Eintrittskarte von einem Freizeitpark, eine Kinokarte und ein Flyer von irgendeinem Volleyballturnier. Kunterbunt und total unordentlich, aber liebevoll gemacht, so etwas hing bei ihm zuhause nicht, dachte er bedrückt. Nicht das er sich wünschen würde das peinliche Kinderfotos die Wände zieren würden, doch etwas persöhnliches fehlte schon in seinem Haus. Etwas melancholisch stand er vorsichtig auf, ohne den schlafenden zu wecken und streckte sich um seine verspannten Muskeln zu lockern. Da sah er den kleinen Wecker auf dem Nachttisch, es war erst kurz vor 7 an einem Ferientag und damit viel zu früh um aufzustehen, doch er konnte jetzt unmöglich wieder einschlafen. Also zog er sich eine bequeme Hose an und ein halbwegs frisches T-shirt aus seiner Tasche und verlies leise das Zimmer.
Erst als er draußen stand überlegte er wo er eigentlich hin wollte, dies war ein fremdes Haus, hier konnte er sich nicht einfach gemütlich auf die Couch setzen und abwarten bis Hinata aufwachte. Etwas unsicher ging er trotzdem die Treppe hinunter, da von unten Geräusche zu hören waren, scheinbar war er nicht der einzige Frühaufsteher.
Als er neugierig um die Ecke sah umfasste etwas seine Beine und er blieb stocksteif stehen. "Mama, Kageyama ist auch schon wach, kann er mit uns frühstücken"?
Das etwa 1,10 große Mädchen zog ungeduldig am Saum seinen T-shirts und sah ihn erwartungsvoll aus großen braunen Augen an. Sich leise eine Tasse Tee zu holen schien also kein Plan mehr zu sein.
"Natsu, wie wäre es erstmal mit guten Morgen und vielleicht hat er noch gar keinen Hunger, es ist noch ziemlich früh", meinte daraufhin ihre Mutter und warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu.
"Oh natürlich, guten Morgen und hast du Hunger", fragte Natsu bevor er den Mund auch nur öffnen konnte und wie auf Komando knurrte in diesem Moment sein Magen.
"Ich glaube schon Mama, sein Magen knurrt nämlich", verkündete das kleine Mädchen und sah vielsagend in die Küche. "Dir entgeht auch nichts", murmelte er grinsend und konnte sich nicht davon abhalten durch diese sichtlich genauso widerspenstigen Haare zu wuscheln.
Gemeinsam gingen die beiden Richtung Küchenzeile wo Frau Hinata gerade dabei war Tee zu kochen.
"Ist es also wahr. Möchtest du etwas essen Kageyama, was esst ihr denn zuhause ich hätte.. und dann folgte eine lange Liste an köstlich klingenden Dingen, doch Tobio war in dieser Hinsicht ziemlich einfach gestrickt. Natsu kletterte auf den Barhocker neben ihn und hörte gespannt ihrer Mutter zu um sie dann zu unterbrechen: "Mama kann ich meine Lieblingsflocken haben, die schmecken Kageyama bestimmt auch", rief sie und grinste ihn an.
Gleich darauf stand eine Schale und ein Löffel vor ihr und aus einem Schrank holte Frau Hinata eine bunte Frühstücksflockenpackung, die der ältere sofort erkannte. Es war die gleiche Packung die auch bei ihm zuhause nie leer gehen durfte. Schokosterne, Haferflocken, Flakes die perfekte Mischung. "Die haben wir auch zuhause", rutschte es ihm heraus und gleich darauf stand auch schon eine Schale vor ihm. "Na wenn das so ist, du sollst dich bei uns ja wie zuhause fühlen", meinte Frau Hinata und lächelnd schenkte sie Milch in die Schüssel. "Die schmecken einfach jedem, hab ich doch gesagt", erklärte Natsu mit vollem Mund und schmunzelnd fing auch er an zu essen.
Als das kleine Mädchen fertig gegessen hatte rannte es in ihr Zimmer um etwas zu holen, wobei sie ihre Mutter daran erinnerte auch gleich etwas anzuziehen und sich die Zähne zu putzen, was sie mit einem "Ja ja mach ich Mama" kommentierte.
Kageyama sah in seine halbvolle Müslischale und ass gierig weiter, auch wenn es nun deutlich ruhiger war.
"Also Kageyama jetzt erzähl mal, wie war es denn im Trainingslager, habt ihr viel dazu gelernt und hattet ihr Spaß du und Shoyo?" Bei dem letzten Teil des Satzes verschluckte er sich und musste kräftig husten. "Na na ist ja gut, trink noch einen Schluck Tee".
Ob sie etwas ahnte?
Er trank seinen Tee und erzählte ein bisschen über das Training, die Unterkunft die anderen Teams und natürlich von Hinatas Unfall. Seine Mutter schien gut informiert zu sein, über vieles wusste sie Bescheid, auch viele der Namen waren ihr geläufig und angeregt fragte sie bei einigen Dingen spezifisch nach. Ihr Gespräch ging solange bis Kageyamas Schale leer war und er wollte gerade aufstehen, als sie mit einer besonderen Frage herausrückte.
"Sag mal, du und Hinata ihr versteht euch doch ganz gut oder, ihr seid Freunde"?
Er nickte, da er nicht wusste was er sagen sollte ohne sich gänzlich zu verraten.
"Weißt du ich habe ihn schon lange nicht mehr so fröhlich gesehen, vor dem Trainingslager hatte er mal so eine Phase, da schien er recht unglücklich zu sein, doch gestern schien er völlig entspannt das freut mich."
Sie nahm ihm die Schüssel weg und stellte sie in die Spüle, dann schenkte sie ihm noch Tee nach.
"Wenn da", fing sie von vorne an ohne ihn direkt anzushen, "Wenn da zwischen euch doch mehr sein sollte als Freundschaft, dann sollst du wissen, das ich das in Ordnung finde. Ich möchte nur das mein Schatz glücklich ist und wenn du der Grund bist, warum er so strahlt, dann will ich dem nicht im Weg stehen." Bei ihren letzten Worten hob sie den Blick und sah ihn direkt an. Tobio lief vollkommen rot an und fing an irgendwelchen verlegenen Worte zu stottern. "Ähm, ja , ich, ähm das ist schön".
Sie quietierte das Ganze nur mit einem kleinen Kichern und wandte sich dann wieder dem dreckigen Geschirr in der Spüle zu.
Immer noch totmatenrot entschuldigte er sich und ging zurück in Hinatas Zimmer.
Oh man war das peinlich. Er wollte garnicht daran denken das ihm dieses Gespräch früher oder später noch mit seinen eigenen Eltern bevorstand.

kagehina kribbeln im BauchOù les histoires vivent. Découvrez maintenant