Der richtige Moment

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Es war Dienstag morgen und Hinata tigerte nervös in der Küche herum. "Setzt dich jetzt Shoyo und iss etwas", forderte ihn seine Mutter auf und stellte eine Schüssel Frühstücksflocken auf den kleinen Bartresen in der Küche. Widerwillig setzte er sich und schaufelte einige Löffel in seinen Mund, jedoch nicht ohne die Küchenuhr dabei zu fixieren. "Vielleicht wäre es doch besser gewesen nochmal mit deinem Freund zu reden", sagte seine Mutter während sie ihnen einen Tee kochte. Es war sowieso schon so still im Haus, da Natsu für den Vormittag bei einer Freundin war, damit sie sich ordentlich auspowerte. Seine Mutter hatte versprochen das sie danach immer total glücklich und entspannt war und nicht so aufgedreht und quengelig wie es manchmal der Fall war.
"Mhm, ich weiß nicht ob er überhaupt noch mit mir redet", murmelte Shoyo und lies den Kopf hängen. Es war jetzt zwei Tage her das er sich mit Kageyama im Park gestritten hatte und anfangs war er auch noch ziemlich sauer auf ihn gewesen, doch nun war sein Zorn verraucht und spätestens in der ersten Nacht ohne ihn war ihm klar geworden wie sehr er ihn doch vermisste.
Manchmal war er kurz davor gewesen ihm eine Nachricht zu schreiben, hatte es aber jedesmal unterlassen. "Ach jetzt sag sowas nicht, ihr werdet euch wieder vertragen, das Essen wird wunderbar laufen und wir werden uns alle ein bisschen besser kennenlernen."
Wo nahm seiner Mutter nur diesen Optimismus her? Hinata rührte nur unsicher und plötzlich appetitlos in seiner Müslischale herum bis eine weiche Hand sein Kinn hob. "Jetzt lass den Kopf nicht hängen. Er ist es doch wert oder nicht"? Er nickte langsam und sah in die grünen liebevollen Augen seiner Mutter. "Na also, dann geh jetzt am besten Duschen und mach dich fertig".
Hinata war bereits auf halben Weg Richtung Treppe als er plötzlich stutzte. "Sag mal, woher weißt du eigentlich um wieviel Uhr wir eingeladen sind, Kageyama hat gar nichts davon gesagt"?
"Na, ich habe gestern angerufen und gefragt, um zwei sollen wir da sein", verkündete Frau Hinata und wirkte dabei völlig belanglos. "Du hast bei ihnen angerufen? Woher weißt du denn die Nummer?" Noch nichtmal er kannte die Festnetznummer seines Freundes.
"Ich weiß doch ihren Nachnamen und ihre Adresse, da war das nicht sonderlich schwer".
Nicht so viel drüber nachdenken, dachte er immer wieder während er sich unter die Dusche stellte und versuchte seinen Mageninhalt drinnen zu behalten. Wieso wurde ihm immer so schlecht wenn er nervös war?
Als er gerade aus der Dusche stieg und sich seine Zähne putzte klingelte plötzlich sein Handy. Schnell spuckte er die Zahnpasta aus und ging ran ohne auf das Display zu sehen da er damit beschäftigt war sich die trillende Zahnpasta vom Kinn zu putzen.
"Ja? Shoyo Hinata"?
"Hi, ähm ich bins".
Hinata fiel doch glatt die Zahnbürste aus der Hand als er die Stimme erkannte. Was sollte er sagen? Sollte er wieder auflegen? Sollte er ihm Vorwürfte machen warum er jetzt erst anrief? Wollte er sich etwa entschuldigen oder schlimmer wollte er das Essen absagen?
All das raste in Sekundenschnelle durch seinen Kopf doch irgendwas musste er erstmal antworten.
"Hi". Oh man was dümmeres war ihm wohl nicht eingefallen.
"Was machst du gerade", fragte Kageyama und klang dabei für seine Fälle sogar recht interessiert.
"Ähm, ich habe gerade geduscht und wollte mich fertig machen für..." Ihm fehlten die Worte, was wenn er es doch abgesagt hatte? Nein, schließlich hatte seine Mutter ja gestern noch bei ihnen angerufen und nach der Uhrzeit gefragt.
"... für später", fügte er deshalb schnell hinzu.
Stille. War er noch dran? Er entschied sich für eine Gegenfrage.
"Und was machst du gerade"?
"Also ehrlich gesagt, stehe ich vor deiner Haustür", kam es aus der Leitung und er wirkte irgendwie aufgebracht, als wenn Hinata das doch wissen müsste.
Im zweiten Moment realisierte er das Gesagte. Kageyama stand vor seiner Tür, jetzt, in diesem Moment.
"Warum stehst du vor meiner Haustür", fragte er verwirrt?
"Ich wollte nochmal mit dir reden", sagte er zerknirscht und er konnte sich vorstellen, das er gerade richtig verlegen rot wurde.
"Ja, dann komm doch rein".
Es tutete, er hatte aufgelegt und im selben Moment klingelte es an der Haustür.
Verdammt, jetzt aber schnell. Nur in ein Handtuch gewickelt sprintete er in sein Zimmer und schlüpfte in ein frisches graues T-shirt und eine Boxershort. Keine Sekunde später ging auch schon seine Tür auf und der schwarzhaarige sah ihn neugierig an.
"Wieso hast du keine Hose an"?
"Ich war grade noch Duschen, hab ich doch gesagt"?
Es war irgendwie so komisch zwischen ihnen, obwohl ihm Hinata liebend gern um den Hals gefallen wäre zögerte er.
Der größere trat erstmal ein und schloss die Tür hinter sich.
Dann stand er ziemlich verloren ein paar Schritte von ihm entfernt und blickte auf seine Füße. Seine Wangen waren leicht geröttet und er sah einfach nur süß aus. Also alles hätte er für möglich gehalten, doch das er den manchmal furcheinflösenden, meist grimmig schauenden Zuspieler jemals für süß halten würde war nicht dabei gewesen. Allein für diesen Gedanken hätte Kageyama ihn schon schlagen können.
"Also worüber wolltest du reden", versuchte er den anderen aus der Reserve locken.
"Na über das was du alles im Park gesagt hast. Mir ist da was klar geworden in den letzten Tagen." Seine Worte waren lieb gemeint und wahrscheinlich sehr gut überlegt, doch es wirkte als wenn er Reisnägel essen müsste und Hinata unterdrückte ein schmunzeln und probierte nach außen hin sehr ernst zu wirken.
Er verschränkte zusätzlich die Arme und zog damit die Aufmerksamkeit des Zuspielers endlich von dessen Füßen weg. Natürlich war er sich bewusst, das er in dem engen T-shirt und der blauen Boxershort eine gute Figur machte und das fiel auch seinem Freund auf, als er ihn nun ansah.
"Und das wäre", fragte er trotzdem, was Kageyama mit den Zähnen knirschen lies, er hasste es sichtlich das er nicht die Kontrolle hatte.
"Also ich... wollte dir sagen das.. es mir leidtut. Ich hätte nicht... so panisch reagieren sollen. Irgendwann hätten sie sich sowieso ... Kannst du dir vielleicht eine Hose anziehen, Dummkopf."
Hinata konnte das Grinsen jetzt nicht mehr unterdrücken, wandte sich jedoch zum Kleiderschrank um und zog eine schwarze Stoffhose heraus und schlüpfte schnell hinein. Als er sich wieder umdrehte war Tobio nur noch einen Schritt entfernt und sachte legte er ihm einen Arm auf die Schulter. "Du bist zwar unglaublich nervig, aber ich kann nicht leugnen das... das ich Gefühle für dich hab und mit dir zusammen sein will." Kageyamas Gesicht war tomatenrot und es wirkte als wären ihm die Worte deutlich schwer gefallen, aber sie rührten Hinata so sehr, das er dem größeren um den Hals fiel. Er vergrub sein Gesicht in seinem weißen T-Shirt und drückte ihn an sich. "Ich will auch mit dir zusammen sein, auch wenn du manchmal ein egoistischer König bist." Hinata spürte wie der andere in seine Haare griff um daran zu ziehen, so wie er es immer tat wenn er ihn König nannte, doch diesmal lies er es sein und streichelte stattdessen sachte durch seine Haare.
"Aber müssen wir es heute schon meinen Eltern sagen"?
"Nein, müssen wir gar nicht, das habe ich auch nie von dir verlangt, weißt du bei meiner Mama.."
"Sie weiß es schon", unterbrach ihn der Schwarzhaarige.
"Ja sie weiß es und sie geht damit eigentlich ganz cool um, sie wird uns nicht verraten."
Sie hielten sich immer noch im Arm und Shoyo konnte das Herz seines Gegenübers schlagen hören, während er seinen vertrauten Geruch einatmete. Im Trainingslager, das gefühlt schon ewig zurück lag, hatte er schon einmal darüber nachgedacht Kageyama seine Gefühle mit drei ganz besonderen Worten zu sagen und entschied das es jetzt an der Zeit war.
"Weißt du, obwohl wir es noch geheim halten und obwohl es zwischen uns immer wieder mal Streit geben wird und wir sehr verschieden sind, glaube ich doch das wir sehr glücklich sein können. Ich liebe dich Kageyama." Zwar sah er ihn dabei nicht an, doch es war trotzdem die Wahrheit und fühlte sich gut an. Im nächsten Moment schob ihn der größere ein Stück zurück und Hinata hob den Blick. Auf Kageyamas Gesicht spiegelte sich ein echtes Lächeln, was irgendwie gruselig aussah, doch er gab sich offensichtlch Mühe. Ganz leicht strich sein Freund ihm über die Wange, dann küsste er ihn und es war Antwort genug für den kleinen, zutiefst glücklichen Wirbelwind, der sich leise seufzend in den Kuss fallen lies.



kagehina kribbeln im BauchWhere stories live. Discover now