01 | Freibad

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     ... oder wie wir § 244 StGB herausforderten.

     MAN KÖNNTE MEINEN, Lovis Idee, in eine Eisdiele einzubrechen, um uns still und heimlich an der Vielfalt der Sorten zu vergreifen, um am Ende nur herauszufinden, dass das Eis über Nacht nicht in der bekannten Theke aufbewahrt wird, wäre ein sc...

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     MAN KÖNNTE MEINEN, Lovis Idee, in eine Eisdiele einzubrechen, um uns still und heimlich an der Vielfalt der Sorten zu vergreifen, um am Ende nur herauszufinden, dass das Eis über Nacht nicht in der bekannten Theke aufbewahrt wird, wäre ein schlechter Einfall gewesen. Die Enttäuschung war, nebenbei bemerkt, entsprechend groß.

     Allerdings bin ich nicht umsonst mit Mathea und Ajax befreundet und nenne Lovis gelegentlich meinen Zwillingsbruder, wenn wir nicht auf noch genialerer Pläne kommen würden. Ich weiß zwar nicht genau, wie es jedes Mal, wenn wir uns für einen Nachmittag verabreden, damit endet, dass wir nachts die Flucht ergreifen müssen, aber ich bin definitiv nicht abgeneigt, es jeden verdammten Tag wieder zu tun.

     Unser Plan, diese gottverdammte Stadt hinter uns zu lassen, ist erst vor wenigen Stunden entstanden, doch vorher gilt es, noch ein paar andere Punkte von unserer Liste abzuhaken, bevor wir uns diesem widmen.

     Also wie gesagt: keine Ahnung, was wir hier genau tun. Und noch weniger Ahnung, wie wir plötzlich hierhin gekommen sind. Fakt ist, dass wir vor dem öffentlichen Schwimmbad stehen und Ajax damit beschäftigt ist, seinen überdimensionalen Körper über den Zaun zu wuchten.

     Mathea, Lovis und ich beobachten den Basketballspieler bloß aufmerksam, aber natürlich würde niemand von uns je auf die absolut absurde Idee kommen, unserem Freund zu helfen. Dafür kann man sein Jammern einfach zu gut genießen.

     «Stell dich nicht so an!», kommentiert Mathea die Kletteraktion unseres Kumpels grinsend. «Wofür trainierst du viermal die Woche, wenn du nicht einmal so einen lächerlich kleinen Zaun hochkommst?»

     «Noch ein Wort und ich komme zurück und werfe dich drüber», ist Ajax' angepisste Antwort, die allerdings ziemlich dumpf zu uns hinunterschallt. «Denn dafür hab' ich definitiv trainiert.»

     «Dann wäre zumindest irgendjemand drüben», meint Mathea schulterzuckend.

     «Ich wusste gar nicht, dass man neuerdings mit Menschen Körbe wirft», wirft Lovis möglichst unbeteiligt ein und zupft an dem Saum seines Pullis, von dem er sich trotz der Sommertemperaturen nicht trennen kann.

     «Tut man auch nicht», erwidert Mathea spöttisch. «Man gibt sie ihnen nur.»

     «Der war schlecht», ertönt augenblicklich Ajax' Gemecker, gemischt mit seinem angestrengten Schnaufen.

     «Also genau in deiner Liga, Kletteräffchen», ruft das schwarzhaarige Mädchen zurück und verdreht ihre saphirblauen Augen. «Und jetzt beeil dich verdammt noch mal! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.»

     «Es war nicht meine Idee», protestiert unser Kumpel genervt. «Außerdem: wer ist hier gerade derjenige, der hochklettert?»

     Lovis und Mathea tauschen einen kurzen Blick und sie müssen ihre Gedanken nicht einmal aussprechen. Wenn Ajax das Klettern nennt, sind wir beim Morgengrauen noch hier.

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