06 | Schlaglöcher

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     ... oder wie wir immer noch keinen Plan hatten.

     DER NÄCHSTE TAG ist mindestens genau so warm, wie der vorherige

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     DER NÄCHSTE TAG ist mindestens genau so warm, wie der vorherige. Die Nacht im Bus zu verbringen, war eklig und nicht einmal annähernd so fantastisch, wie es in Filmen und Büchern immer beschrieben wird. Es war eng und stickig und nervig.

     Zwar hat keiner geschnarcht – obwohl mich das wohl am wenigsten gestört hätte –, aber zwischen Lovis und Mathea eingequetscht zu werden, würde ich nicht als optimal bezeichnen.

     Ich bin viel zu früh wach, aber ich weiß nicht genau warum. Wahrscheinlich, weil Mathea mir mitten in der Nacht ihren Arm ins Gesicht geschlagen hat und ich danach zu viel Angst hatte, um weiterschlafen zu können.

     Also rutsche ich auf dem Bauch voran, um mich von Lovis und Mathea zu befreien. Sobald ich wieder etwas mehr Platz habe, stehe ich auf und verlasse den Wagen, so leise es geht.

     Die Luft ist frisch, aber angenehm, sodass ich in meinem kurzärmeligen Oberteil nicht wirklich friere. Meine Füßen tragen mich automatisch zum Meer, das in der morgendliche Sonne fast so schön glitzert, wie gestern Abend. Dafür, dass wir keine Küche haben, war das Abendessen ausgesprochen gut. Noch nie haben mir Kartoffelsalat und belegte Brote so gut geschmeckt.

     Trotz des guten Essens fühle ich mich jetzt eklig. So, wie man sich fühlt, wenn man bei einem weitentfernten Freund gepennt und zu wenig und zu schlechten Schlaf abbekommen hat. Es wirkt, als hätte man seit mehreren Jahren keine Dusche mehr gesehen und ich hasse dieses Gefühl. Es lässt mich erst wieder los, wenn ich einen ganzen Tag damit gelebt oder geduscht habe.

     Ich streiche mir seufzend eine Strähne aus dem Gesicht und weiß, dass wir diese Nacht in einem Hotel unterkommen müssen, sonst können wir die ganze Reise sofort abbrechen.

    Langsam komme ich zum Stehen und überblicke die Landschaft. Das Meersalz ist Balsam für meine Seele. Ich schmecke es in der Luft und fühle es auf der Haut.

    Ich will weiterlaufen, als ich aus den Augenwinkeln eine Person erspähe, die sich mir nähert. Überrascht drehe ich den Kopf und muss lächeln, während ich Lovis dabei beobachte, wie er sich durch den Sand kämpft.

     Seine Haare stehen in alle Richtungen ab und es zeichnen sich tiefe Augenringe in seinem Gesicht ab, was mir bestätigt, dass auch er kaum geschlafen haben muss. Ich habe nachts gemerkt, wie er sich mehrmals umgedreht hat. Er ist ebenfalls nicht zur Ruhe gekommen.

     «Morgen», begrüße ich ihn grinsend, er schenkt mir ein undefinierbares Brummen.

     Ich muss lachen und folge dann seinem Blick, der sich auf das Wasser gerichtet hat. Wir schweigen beide, während wir uns auf dem kühlen Sand niederlassen und einfach nur gemeinsam die Natur bewundern.

     Mathea fand es verwirrend, dass Lovis und ich uns so gut verstehen, was wohl daran liegt, dass sie sich mit ihren Geschwistern immer in die Haare kommt. Ich glaube, sie weiß, dass es größtenteils allerdings ihre Schuld ist – temperamentvolle Gemüter, vorlaute Zungen und quengelige Kinder sind wahrlich keine gute Kombination.

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