19 | Lagerfeuer

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     ... oder wie unser unpoetischer Franzose seine poetische Ader entdeckte.

 oder wie unser unpoetischer Franzose seine poetische Ader entdeckte

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     ULM WAR LANGWEILIG. Eventuell bin ich nicht in der richtigen Position, um das beurteilen zu können, denn sobald wir in der Stadt angekommen waren, bin ich schnurstracks in unser Hotelzimmer spaziert und habe mich ins Bett geworfen. Mein Körper hatte schließlich wertvollen Schlaf nachzuholen.

      Während Lovis und Mathea den Ort erkundet haben, hat Ajax sich mir angeschlossen. Aufgestanden sind wir nur, um mit dem Rest unserer Gruppe Abendbrot zu essen, bevor ich wieder ins Bett gewandert bin.

     Dementsprechend habe ich quasi nichts von der Stadt gesehen und, wenn wir dann mal draußen unterwegs waren, hat mich meine Umgebung herzlich wenig interessiert. Mathea hat sich minutenlang bei mir beschwert, dass dieser Zwischenstopp umsonst gewesen wäre, weil Ajax und ich uns nicht einmal die Mühe gemacht haben, uns anständig umzusehen.

     Ihr Frust hat sich irgendwann gelegt. Und zwar genau dann, als wir aus dem Zug stiegen und die letzte Etappe unserer Reise erreicht hatten. Der Bahnhof in Friedrichshafen ist überschaubar und glücklicherweise nicht annähernd so überfüllt, wie der in Nürnberg, was zu erwarten war.

     Mathea lässt uns allerdings auch nicht viel Zeit zum Umschauen. Zielsicher marschiert sie aus dem Gebäude heraus und da sich der Rest von uns hier überhaupt nicht auskennt, folgen wir ihr raschen Schrittes, damit wir den Anschluss nicht verlieren.

     Ohne auf unsere Proteste zu achten, eilt die schwarzhaarige Schönheit durch die Straßen Friedrichhafens und lässt uns keine Verschnaufpause. Bald schnappen wir alle nach Luft und hinken etwas hinterher. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, seit wann Mathea so sportlich und ausdauernd unterwegs ist, jedenfalls sind Ajax, Lovis und ich restlos mit ihrem Tempo und den dazukommenden hohen Temperaturen überfordert.

     »Ich glaube, ich klappe gleich zusammen«, keuche ich und bemühe mich, meine beste Freundin möglichst nicht aus den Augen zu verlieren.

     Just in diesem Moment biegt das Mädchen in eine Seitenstraße ab, wodurch sie mal wieder außer Sichtweite ist. Ajax und Lovis geben gleichzeitig einen genervten Laut von sich und gemeinsam beschleunigen wir unsere Schritte.

     »Gleichfalls«, brummt Lovis genervt. »Warum macht sie eigentlich so Stress? Werden wir verfolgt?«

     Rasch wirft mein Bruder einen Blick über die Schulter, woraufhin ich verächtlich schnaube. »Ja, natürlich. Vom Staat höchstpersönlich. Noch nicht mitbekommen?«

     Es ist unglaublich heiß. Der Himmel ist beinahe wolkenlos und die wenigen Fetzen, welchen sein klares Blau durchbrechen, sind nicht in der Lage, die unbarmherzige Sonne auch nur ansatzweise aufzuhalten. Und obwohl ich mein dünnstes Oberteil und eine weite Stoffhose trage, ist mir viel zu warm.

     »Mathea, jetzt warte doch mal!«, rufe ich verzweifelt, wobei ich mir keine großen Hoffnungen mache, gehört zu werden.

     Wir scheinen uns mittlerweile in dem Teil der Stadt zu befinden, der dem Bodensee am nächsten ist, aber so richtig orientieren kann ich mich noch nicht.

WAS UNS HIGH MACHT | ✓Where stories live. Discover now