14 | Gedankenflüge

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     ... oder wie wir Zale ein Kartoffelkochbuch schenkten.

 oder wie wir Zale ein Kartoffelkochbuch schenkten

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     ABSCHIEDE TUN WEH. Zumindest dieser.

     Wir stehen an den Gleisen und ich glaube, ich könnte jeden Moment in Tränen ausbrechen. Aber das bringt uns nicht weiter, also reiße ich mich, wie der Rest von uns, zusammen und beobachte die vorbeirauschenden Züge aus gewisser Distanz.

     Lovis hat heute noch kein einziges Lächeln fertiggebracht und es zerreißt mir das Herz, ihn so verloren in der Menschenmasse zu sehen. Sein Blick gilt dem grauen Boden, auf dem sich einige Zigarettenstummel finden lassen, obwohl das Rauchen in diesem Teil des Bahnhofs nicht gestattet ist.

     «Mein Zug kommt in zehn Minuten», teilt Zale uns mit, wobei ein kleines Lächeln auf seinen Lippen liegt.

     Ich versuche, es zu erwidern, aber es fühlt sich nicht richtig an.

     Stattdessen blicke ich ebenfalls zu Boden und betrachte mein Board und den Rucksack, die ich abgesetzt habe, da vor allem letzteres ein ausgesprochen großes Gewicht vorzuweisen hat.

     «Gib's zu: Wir waren verdammt gute Wegbegleiter», unterbricht Lovis schließlich die erschlagende Stille und bringt ein knappes Lächeln zustande.

     Auf Zales Gesicht bildet sich der Ansatz seines Grinsens. «Ohne Zweifel. Vermutlich die besten, die ich je haben werde.»

     Ich blinzle. Es tut weh, den Briten gehen zu lassen. Und es fühlt sich falsch an, sich jeden Moment von ihm verabschieden zu müssen. Ich würde ihn bitten, länger bei uns zu bleiben, aber er hat seine Entscheidung bereits getroffen. Nachdem wir heute früh gemeinsam unsere Sachen gepackt haben, ging es für die ganze Gruppe zum Bahnhof. Ania begleitet uns, Elin hat sich schon verabschiedet. Anschließend hat der Brite ein Ticket für den nächsten Fernzug gekauft und nun stehen wir am Gleis und warten.

     Es herrscht Windstille und das passt genau so wenig, wie die goldenen Strahlen der Sonne auf unseren Gesichtern. In gewisser Weise nehmen sie den Kanten ihre Schärfe und lassen sie runder erscheinen.

      «Wir waren nicht richtig skaten», bemerkt Mathea und ihre Stimme klingt wehmütig.

     Ich beobachte, wie Ania sie besorgt ansieht und ihren Kopf anschließend gegen die Schulter des schwarzhaarigen Mädchens lehnt.

     «Ich schätze, das müssen wir nachholen, sobald wir uns wiedersehen», erwidert Zale schmunzelnd.

     «Sehen wir uns denn wieder?», will mein Bruder wissen, während sein Blick über den gefüllten Bahnhof schweift.

     Zale lacht leise. «Ich meine, ich könnte euch mal besuchen kommen. Oder ihr kommt nach England. Irgendwann.»

     Der Gedanke macht mich glücklich. Ich kann mir vorstellen, wie wir Tee trinkend auf einer kleinen Terrasse sitzen und den Stimmen der Stadt lauschen. Wie Mathea sich über den Regen beschwert, während Lovis und ich in den Pfützen herumspringen. Wie Ajax ein Foto nach dem nächsten macht und uns damit alle in den Wahnsinn treibt, obwohl wir es letztendlich doch lieben, uns seine Aufnahmen später wieder anzusehen.

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