22 | Rückblicke

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     ... oder wie Mathea und Lovis über Bord gingen.

     AN MANCHEN TAGEN ist die Verwechslungsgefahr von Lovis und einem Kleinkind beunruhigend gewaltig, sodass man sich fast fragen könnte, ob es dort überhaupt einen Unterschied gibt

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     AN MANCHEN TAGEN ist die Verwechslungsgefahr von Lovis und einem Kleinkind beunruhigend gewaltig, sodass man sich fast fragen könnte, ob es dort überhaupt einen Unterschied gibt. Die offensichtlichste Divergenz ist wohl, dass ein Kleinkind meinem Bruder höchstens bis zum Knie reichen würde und weniger Haare auf dem Kopf hat. Allerdings hört es dann auch fast schon auf.

     Heute ist so ein Tag, an welchem man Lovis am liebsten mit dem Kopf voraus aus dem Fenster werfen will, weil er einem so sehr auf die Nerven gibt, dass es unvorstellbar erscheint, dass man ihn eigentlich gern hat.

     Während er sich gestern unerwartet ruhig verhalten hat, scheint er heute alles nachholen zu wollen, was er gestern versäumt hat, sodass Ajax und ich schon beim Frühstück dafür sorgen müssen, dass Mathea ihn ihr Wasser über den Kopf kippt oder über das Balkongeländer wirft.

     Ajax hechtet genau im richtigen Moment nach vorne, um ein oskarreifes Schlachtszenario zu verhindern, wohingegen ich nur weiß, dass meiner beste Freundin ihre Aktion in spätestens drei Stunden sehr unangenehm gewesen wäre. Woraus Lovis wohl wieder seinen Nutzen ziehen würde, um ihr noch mehr auf die Nerven zu gehen.

     »Könnt ihr euch nicht ein einziges Mal wie zwei normale Menschen verhalten?«, brummt der Franzose genervt und entwindet Mathea das Wasserglas aus der Hand.

     Diese gibt nach einigen Momenten des Widerstandes auf und funkelt den blondhaarigen Jungen herausfordernd an. »Und wie genau definierst du normal

     Ich unterdrücke ein hoffnungsloses Kopfschütteln und achte stattdessen darauf, dass mein Bruder vorerst kein weiteres Wort von sich gibt, indem ich ihm entschlossen den Mund zuhalte. Unzufrieden und unverständlich grummelt dieser Worte vor sich hin, deren Bedeutung keiner außer ihm kennt.

     »Ich definiere es als alles, außer dem, was ihr jeden Tag aufs Neue veranstaltet«, antwortet Ajax augenverdrehend und stellt das Glas energisch auf die andere Seite des Tisches. »Wie alt seid ihr denn bitte? Vier?«

     »Er legt's drauf an«, entgegnet Mathea, wobei ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu Lovis und mir hinüberhuscht. Doch dieser kurze Augenblick reicht, um zu sehen, wie genervt das Mädchen von meinem Bruder ist.

     »Ihr seid echt anstrengend«, bringt Ajax gereizt hervor.

     Meine Augen zucken kurz zu ihm. Er hat die Arme verschränkt und lehnt mit dem Rücken an der Wand und würde ich die Anspannung in seinem Blick nicht sehen, könnte man fast überzeugt sein, der Franzose sei komplett gelassen.

    Wieder brummt Lovis irgendetwas und versucht, meine Hand wegzudrücken. Entschlossen halte ich Stand und spüre seine wachsende Frustration. Als ich aus den Augenwinkeln sehe, wie er sein Bein bewegt, zucke ich automatisch zur Seite, bevor sein Fuß mich treffen kann. Ungewollt muss ich auch meine Hand zurückziehen, schließlich ist mein Arm auch nicht unendlich lang.

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