10 | Kindheitshelden

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     ... oder wie wir wie glücklich begossene Pudel im Regen tanzten.

     Ich wache auf, weil ein lautes Donnergrollen die Luft erbeben lässt

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     Ich wache auf, weil ein lautes Donnergrollen die Luft erbeben lässt. Blinzelnd liege ich in der Dunkelheit auf dem Rücken und lausche dem Rauschen des Windes, vermischt mit dem schnellen Konzert der Regentropfen auf dem Dach unseres Wagens und dem gelegentlichen Getöse des Sturmes.

     Ich schließe die Augen, die Musik der Natur genießend, und lausche den gleichmäßigen Atemzügen der anderen, welche noch immer tief und fest schlafen, obwohl draußen die Welt unterzugehen scheint. Auf eine vertraute, angenehme Art und Weise.

     Dann legt jemand plötzlich seinen Arm auf meinem Bauch ab und kuschelt sich von der Seite an mich. Neugierig öffne ich die Augen und drehe den Kopf, um in Ajax' schlafendes Gesicht zu blicken. Die Haare des Franzosen sind noch zerzauster, als gewöhnlich und sein gleichmäßiger Atem trifft warm auf meine Haut, was mich das Gesicht verziehen lässt. Ich wende den Kopf ab, obwohl ich ihm noch länger beim Schlafen hätte zusehen können. Dann fällt mir allerdings auf, wie seltsam das gewesen wäre.

      Ajax' Arm auf meinem Bauch ist zumindest eine Ausrede, um noch länger liegen bleiben zu können. Denn erstaunlicherweise sind die Matratzen im Wagen noch bequemer, als es mir früher vorgekommen ist, und ich möchte am liebsten einfach nur den gesamten Tag liegen bleiben. Außerdem entnehme ich der Schwere meiner Augenlieder, dass ich nicht unbedingt lange geschlafen habe.

    Mein Blick gleitet über die Pflanzen, welche wir demnächst mal wieder gießen sollten und die man zwischen den ganzen Gepäckstücken nur noch erahnen kann. Der ganze hintere Teil des Wagens versinkt bereits im reinen Chaos, aber das ist in Ordnung. Wir schieben alles in die freien Ecken, um Platz zu schaffen, und freie Ecken haben wir vorerst noch genug.

     Ajax lehnt seinen Kopf an meine Schultern und atmet hörbar aus, was mich amüsiert grinsen lässt. Wieder drehe ich den Kopf und blicke zu dem blondhaarigen Jungen. Er wirkt in diesem Moment so ruhig und unbesorgt, wie schon lange nicht mehr. Sein gesamter Körper ist entspannt und ich wünschte, es wäre nicht bloß dem Schlaf zuzuschreiben.

      Mein Blick liegt länger auf ihm, als er müsste, und das ist mir bewusst. Aber Ajax sieht so verdammt friedlich aus, dass es schwer fällt, die Augen abzuwenden. Es würden jedem schwer fallen.

    Das unregelmäßige Tosen des Unwetters vermischt sich weiter mit dem gleichmäßigen Atemzügen und ist unheimlich beruhigend. Ich schließe die Augen. Wünschte, ich könnte wieder einschlafen, um meinem Körper etwas mehr Leben einzuhauchen. Und andererseits ist dieser Moment so verdammt schön, dass ich rein gar nichts verpassen möchte.

     Dabei ist er nicht einmal großartig besonders. Aber vielleicht haben die Leute recht: Es sind die kleinen Dinge im Leben, die uns unfassbar glücklich und zufrieden machen können. Und gerade reicht der Regen. Gerade reicht das Atmen meiner Freunde. Gerade reicht dieser Moment.

WAS UNS HIGH MACHT | ✓Where stories live. Discover now