12 | Dächerwelten

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     ... oder wie der billige Abklatsch der Bremer Stadtmusikanten unser Zimmer stürmte.

     MORD IST NOTWENDIG, wenn drei Unruhestifter um neun Uhr morgens in dein Zimmer platzen und sich vorher an den Instrumenten des Haushalts bedient haben, um jetzt ein Konzert zu geben

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     MORD IST NOTWENDIG, wenn drei Unruhestifter um neun Uhr morgens in dein Zimmer platzen und sich vorher an den Instrumenten des Haushalts bedient haben, um jetzt ein Konzert zu geben.

     Mord ist auch dann notwendig, wenn ein gewisser Jemand – und wer könnte es auch anderes sein, als Lovis höchstpersönlich – der Meinung ist, mit einer Trompete genau neben deinem Ohr seine nicht vorhandenen Künste zum Besten zu geben.

     Ich glaube, Mathea und ich waren noch nie so schnell wach. Und ich glaube auch, dass noch niemand es geschafft hat, dass wir augenblicklich nach dem Aufwachen bereits auf 180 sind. Gratulation, Jungs. Eventuell beteilige ich mich geringfügig an den Kosten der Grabsteine.

     «Wollt ihr mich eigentlich verarschen?», brüllt Mathea auch schon los und sollte es irgendjemanden in diesem Haus geben, der noch schläft, dann ist er spätestens jetzt wach.

     Als wäre sie eine Rachegöttin der griechischen Mythologie höchstpersönlich, springt das schwarzhaarige Mädchen von der Couch auf und wirft sich auf das nächstbeste Opfer: Zale.

      Mit einem Schrei gehen die beiden zu Boden und landen zu ihrem Glück auf den Stapel an Kissen, die Mathea und ich aufgrund von Platzmangel von unserer Schlafgelegenheit beseitigen mussten.

     Dabei schließt sich der Mund der schwarzhaarigem Schönheit nicht eine Sekunde, da sie viel zu sehr damit beschäftigt ist, wüste Beleidigungen durch die Gegend zu werfen. Der Tag kann ja noch lustig werden.

     Wäre ich nicht so verdammt müde, würde ich mir wahrscheinlich Lovis vorknüpfen, welcher der Trompete munter schiefe Töne entlockt, die in den Ohren wehtun. Es hatte schon seine Gründe, warum unsere Eltern sämtliche Instrumente aus unserem Haus entfernt haben. Mein Bruder ist ein hoffnungsloser Fall, was das Musizieren angeht. Ich glaube, dass seine damalige Klavierlehrerin sehr kurz davor war, ihn einfach kopfüber aus dem Fenster zu schmeißen, wenn wir ihn nicht vorher schon zum Abbrechen gezwungen hätten.

     «Ich schwöre dir, wenn du nicht sofort aufhörst, hau ich dir das Ding um die Ohren!», faucht Mathea zornig und blickt aus funkelnden Augen zu Lovis, der tatsächlich mit einem kläglichen Fiepen verstummt und sich hinter Ajax' Gestalt versteckt.

     Dankbar atme ich hörbar aus und lasse mich zurück in die Laken fallen, obwohl mir unerträglich warm ist. Die Fenster sind geöffnet, das Zwitschern der Vögel dringt an meine Ohren.

     Zale scheint immer noch mit Mathea zu kämpfen, seine Proteste gehen in ihren wütenden Tiraden unter, und ich würde definitiv nicht mit ihm tauschen wollen. So schnell, wie Mathea sich meistens wieder beruhigt, so verbittert kann sie auch zurückschlagen, wenn man die Grenze überschritten hat.

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