Vermiss dich jetzt schon

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Tsuki schaffte es trotz 5 stündiger Zugfahrt nicht sein Honigkuchenpferdgrinsen aus dem Gesicht zu bekommen.
Zwar gab es doch einen kleinen Teil in ihm der auch mit einem tränenden Auge aus dem Fenster sah aber er versuchte ihn weitesgehend zurückzudrängen.
Das Wochenende war eigentlich durchaus positiv verlaufen.
Wenn man bedachte mit welch einer Stimmung er am Freitag hergefahren war, war es doch gut gelaufen.
Er hatte sich mit Kuro versöhnt und das war eigentlich das wichtigste. Die kleine Nummer im Geräteraum war praktisch nur noch die Kirsche auf der Sahne gewesen und trieb ihm selbst jetzt noch die Röte ins Gesicht.
Aber auch die gemeinsame Zeit mit ihm hatte unglaublich gut getan. Es machte ihn zwar immer noch etwas unsicher das er sich in seiner Anwesenheit oft vollkommen anders benahm und fühlte als sonst, aber solange sich es gut anfühlte sprach wohl nichts dagegen.
Sie hatten sich in dieser Zeit auf jeden Fall ein wenig besser kennengerlernt. Tsuki wusste nun von seiner Mutter, die abgetaucht war und das er von seinen Großeltern groß gezogen worden war. Und dann war da noch seine Tante von der er eindeutig seine direkte Art geerbt hatte.
Sie war am Samstagmorgen einfach hereingestürmt und hatte sie beim Frühstück überrascht. Sie hatte sich von den verstreuten Klamotten ihres vorabendlichen Abenteuers nicht abbringen lassen und hatte sie doch tatsächlich für Sonntag zum Mittagessen eingeladen.
Zu dem sie doch tatsächlich fast zu spät gekommen wären, weil Kuro bei dem Vorschlag gemeinsam zu duschen wohl doch etwas anderes in Sinn gehabt hatte.
Da hatte er ja noch damit gerechnet das es ein wenig steifes Essen mit seiner Tante werden würde, doch da hatte er auch noch nichts von ihren Kindern gewusst.
3 Kinder. Einen Teenager der die meiste Zeit mit Kopfhörern am Tisch gesessen war. Kaito 13 jahre alt. Er hatte ihn stark an sich selbst erinnert.  Dann einen ziemlich aufgeweckten Jungen mit hellblonden Haaren der sie immerzu mit lustigen Scherzen und Kommentaren zum lachen brachte. Einmal hätte sich Tsuki fast an seinem Jasmintee verschluckt als der 10 jährige seine Mutter fragte warum man Erbsen den Erbsen nannte und nicht grüne Kügelchen die nach Popel schmecken. Er hieß Kouki.
Und dann gab es da noch das Mädchen. Sie hatte lange schwarze Haare das es zu einem adrett geflochtenen Zopf gebunden hatte und war sonst eigentlich eher still während des Essens. Doch immer wenn sie mit Kuro sprach kam sie ein wenig aus sich raus und lächelte ihn vertraut an. Man musste schon auf den Kopf gefallen sein um nicht zu bemerken das die beiden irgendetwas besonderes verband. Nach dem Essen waren sie alle zusammen in den Park gegangen. Seine Tante war derweil im Haus geblieben und hatte ihnen die Kinder anvertraut.
Während sich Kaito irgendwo mit seinem Handy auf eine Bank fallen lies. Kletterte der 10 Jährige fröhlich auf dem Klettergerüst herum und war in seiner Energie nicht mehr zu bremsen. Die 7-jährige saß zuerst etwas verloren auf der Schaukel und blickte etwas neidisch zu ihrem Bruder auf dem Klettergerüst.
Doch dann rauschte Kuro an und zog die Schaukel hoch und schubste sie großzügig an sodass sie freudig aufquiekte.
Seinen Freund zusammen mit den Kindern zu sehen mit denen er offensichtlich aufgewachsen war erwärmte sein Herz. Eigentlich war das nicht so sein Ding. Er würde sich zumindest nicht als Kindernarr beschreiben dafür waren die Kleinen einfach zu unberechenbar. Aber es zeigte von Kuro nochmal eine ganz andere Seite. Klar kannte er ihn als verantwortungsvollen etwas verrückten Mannschaftskapitän, aber hier zeigte er den einfühlsamen großen Bruder und das berührte in ihm etwas das er nicht beschreiben konnte.
Stunden später, selbst Kouki war ausgepowert gingen sie wieder nach Hause.
"Kannst du mal Sakura nehmen ich glaube ich habe meinen Rucksack vergessen", sagte Kuro plötzlich und ohne auf eine Antwort zu warten drückte er ihm einfach das kleine schlafende Mädchen in den Arm und rannte nochmal zurück.
Und aufeinmal stand er alleine da. Mit drei Kindern.
Er hatte sich gefühlt wie eine alleinerziehende Mutter. Während er mit einer Hand das Mädchen auf der Hüfte hielt das sich schläfrig an seine Brust drückte, hatte der 10 jährige seine andere Hand genommen als sie an eine Ampel kamen.
Irgendwie schaffte er es dann noch den abgeschotteten Teenager daran zu hindern direkt auf die Straße zu laufen weil er nur auf sein Handy glotze und ihn mit den Kopfhörern auch nicht gehört hatte. Um so jemanden zum stehen zu bringen gab es nur eine wirksame Möglichkeit. Am Kabel der Kopfhörer ziehen bis sie aus der Buchse rutschen. Dann würde sich jeder erstmal genervt umdrehen. Und so geschah es auch. Gerade noch rechtzeitig bevor er einen Fuß auf die Straße gemacht hatte.
Mit Hilfe von Kouki fand er dann auch schließlich den Weg zurück nach Hause. Etwa 100 Meter vor ihrer Haustür hatte sie dann Kuro eingeholt.
Danach hatte Kuro ihn zum Bahnhof gebracht.
Normal war er kein Freund von großen Abschieden, außerdem scheute er sich immer noch etwas davor in der Öffentlichkeit Zuneigung zu zeigen und bis zu letzt hatte er dem Drang auch wiederstanden. Doch  dann gerade als der Zug einfuhr war er nochmal zurückgerannt hatte den schwarzhaarigen umarmt und ihm einen schnellen Kuss auf den Mund gedrückt. Einen tiefen Blick.
"Wir schreiben, ich vermiss dich jetzt schon", hatte Kuro ihm ins Ohr geflüstert. Er hatte es erwidert und war dann schnell zu einem der Eingänge gerannt. Wie in diesen kitschigen Filmen hatte er solange wie möglich aus dem Fenster gesehen bis sein Freund nur noch ein kleiner unscheinbarer Punkt in einer Menge von wartenden oder winkenden Menschen wurde.

Nun trat er nach 5 1/2 Stunden aus dem Zug und atmete zum ersten Mal wieder frische Luft. Tief sog er die kalte Luft in seine Lungen und machte gleichzeitig den Reisverschluss seines Parkas zu. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm das es kurz nach 9 war und er bereits eine Nachricht von seiner Mutter hatte, die fragte wann er denn nach Hause kam und ob sie ihn abholen sollte.
Tsuki tippte schnell eine Antwort, das er den nächsten Bus nehmen würde und wahrscheinlich in einer halben Stunde zu hause wäre.
Er war noch so sehr aufgewühlt von den Geschehnissen am Wochenende das er eine Autofahrt mit seiner hochneugierigen Mutter nicht überstanden hätte.
Also schulterte Tsuki seine Tasche und machte sich auf zur Bushaltestelle.
Gott sei Dank hatte er am Wochenende einen kurzen Moment gefunden um seine Schularbeiten zu erledigen sonst hätte er jetzt die restlichen Stunden seines Sonntags dafür opfern müssen.
Er musste grinsen bei dem Gedanken daran wie Kuro auf seine Schularbeiten geblickt hatte und festgestellt hatte das sie fast das Gleiche auf hatten. Tsuki war nämlich in einer Uni-vorbereitsunsklasse das hieß das seine Noten so gut waren das er in manchen Fächern schon die Aufgaben von höheren Klassen bekam.
Dieser Kerl brachte ihn einfach immer wieder zum lächeln und dagegen konnte er sich gar nicht wehren. Er sprach einen Teil von ihm an den er irgendwo tief in sich vergraben hatte und nichteinmal genau gewusst hatte wo er ihn vergraben hatte.
Aber jetzt  kam ein Tsukishima zum Vorschein der in ihn ein bisschen an den Kei erinnerte der er früher in seiner Kindheit gewesen war.
In dem Moment vibrierte sein Handy.
"Wie kann es sein das du mir jetzt schon fehlst, dieses Wochenende müssen wir unbedingt wiederholen".
Kuro.
Er war mal wieder eindeutig zu schnulzig, eigentlich hätte er die Augen verdrehen und irgend einen sarkastischen Kommentar tippen sollen, aber in diesem Augenblick, auf dem dunklen Bahnsteig, zu später Stunde und mti dem warmen Gefühl in seinem Bauch verkniff er es sich.
Dann schrieb er: "Das werden wir. "

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now