Antworten ohne Fragen

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Eine halbe Stunde später gingen sie wieder rein, da es langsam kühl wurde. Doch lange Zeit blieben sie nicht drinnen, da Oikawa um halb 12 dazu aufrief zum Schrein loszugehen und so sammelten sich alle im Hauseingang und zogen ihre Jacken und Schuhe an.
Tsukishimas Blick huschte zu Yamaguchi der gerade Yachi in ihre Jacke half. Die beiden sahen sich daraufhin viel zu lange freudig an und man konnte direkt sehen wie sie verträumte Gedanken austauschten, wurden dann jedoch kurzerhand von Michi unterbrochen die Yachi bei der Hand nach draußen zog. Tsuki warf den beiden einen missbilligenden Blick zu. Naja vielleicht traf der Blick auch nur Michi. Er war immer noch äußerst verstimmt wenn er daran dachte das die Lippen dieses Mädchens auf dem Mund seines Freundes gelegen hatten. Außerdem konnte er Menschen nicht ausstehen die konsequent etwas verheimlichten und damit- das war das entscheidende- anderen schadeten oder sie manipulierten.
"Warum schaust du denn den Mädchen so verpissen nach", fragte Yamaguchi der seinem saurem Blick gefolgt war.
"Ich mag sie nicht", antwortete er nur kurz und zog dann den Reisverschluss seiner Jacke zu.
"Wen? Yachi oder Michi"?
"Michi"!
"Wieso das denn? Ich find sie eigentlich ganz nett, sie kann echt gut Karten spielen".
"Das stimmt, jedoch benutzt sie ihr Pokerface auch außerhalb des Spieles", murmelte Tsuki verbissen und steckte seine fröstelnden Finger tief in die Taschen seiner Jacke.
"Wie meinst du das"?
"Sie hat ein Geheimnis, das sie nicht Preis geben will".
"Jeder hat doch Geheimnisse das ist doch normal. Ihr kennt euch außerdem gar nicht, wieso sollte sie dir ein Geheimnis verraten", fragte Tadashi überrascht und Tsuki sah ihn an.
Im Grunde hatte er irgendwie Recht! Wieso interessierte ihn es so sehr was Michi geheim hielt? Weil sie sich komisch benahm? Weil sie schlecht über Schwule sprach? Weil sie Kuro geküsst hatte? Weil er hoffte das es irgendwas krasses war, so krass das sie einfach wieder verschwand und er Kuro wieder für sich haben konnte?
Tsuki erschrak über seine eigenen Gedanken.
Konnte er Michi deshalb nicht leiden? Weil er Angst hatte das Michi ihm Kuro wegnehmen würde?
Auch wenn er sich inzwischen nicht mehr Kopf zerbrach ob Kuro an Michi interessiert war, mochte er trotzdem den Gedanken nicht das sie sich in Tokio fast jeden Tag sahen.
"Das habe ich auch nicht verlangt, eigentlich will ich nur das sie uns in Ruhe lässt".
Yamaguchi zog eine Augenbrauche hoch.
Er musste wohl doch weiter ausholen damit er ihn verstand.
"Sie hat sich vorhin ziemlich eindeutig gegen Schwule ausgelassen und hat sich fast im selben Atemzug an meinen Freund rangemacht um ihn zu bekehren", erläuterte Tsuki sah Yamaguchi dabei jedoch nicht an. Er brauchte seine Augen auf dem Boden, denn der Weg den sie entlanggingen war ziemlich holprig und durch einige Stolperfallen erschwert.
Oikawa lief als Führer vorneraus. Der Capitän hatte eine große Taschenlampe mitgenommen doch die meisten der anderen trugen Laternen. Wie oldscool. Tsuki hätte sich auch mit dem Licht ihrer Handytaschenlampen begüngt doch das schien wohl zu unromantisch zu sein.
"Wow, das ähm war bestimmt nicht einfach für dich. Deswegen wart ihr vorhin solange verschwunden".
"Jep. Ist dir wohl gar nicht so genau aufgefallen, weil du nur Augen für Yachi hast", meinte Tsuki grinsend und versuchte seinen Kumpel etwas aufzuziehen.
Yamaguchi blieb kurz stehen und gab einen ungläubigen Laut von sich.
"Was, also das, das stimmt doch gar nicht".
"Ach ja? Ich könnte schwören ihr werft euch schon den ganzen Abend lang verträumte Blicke zu".
"Ich ähm mag sie eben, sie ist ziemlich schlau und man kann sich gut mit ihr unterhalten, außerdem haben wir viel gemeinsam und naja sie ist... echt süß". Den letzten Teil sagte er sehr leise doch Tsuki hörte es.
"Gesucht und gefunden", kommentierte er diese Aufzählung.
"Es, da, also da ist nichts, wir haben uns nur unterhalten und.. "
"Aber du willst mehr", fragte Kei indirekt und stieg über eine größe Wurzel. Sie gingen mitten durch den Wald und obwohl er schon am Vormittag hier entlang gelaufen war, sah der Weg bei Nacht doch ganz anders aus.
"Naja, dazu gehören immer zwei, ich weiß ja nicht ob sie mich auch mag".
"Glaub mir das tut sie. Das sieht man".
"Wirklich"?
"Wirklich"!
"Meinst du, ich soll es ihr sagen? "
"Klar, oder willst du darauf warten das sie es tut"?
Man hörte Yamaguchi tief durchatmen. "Na gut, ich werds tun, noch dieses Wochenende". Keine Ahnung ob er das gerade zu ihm oder zu sich selbst meinte, doch der Entschluss war schonmal richtig.
Irgendwie war es schon seltsam. Wenn er daran dachte das noch vor einem Monat, fast sie beide etwas miteinadner gehabt hätten. Auch wenn dazu andere Umstände geführt hatten, und keiner von ihnen richtige Gefühle gehabt hatte, war da doch dieses Erlebnis zwischen ihnen. Er war jetzt glücklich mit Kuro und sein Freund hatte diese Beziehung einfach so akzepiert. Nicht ein einziges Mal hatte er gemeckert oder war schlecht gelaunt gewesen. Tsuki erinnerte sich an viele Male die er Yamaguchi versetzt oder ihm abgesagt hatte. Das alles wurde ihm jetzt erst bewusst.
"Danke übrigens", versuchte Tsuki seine Dankbarkeit auszudrücken.
"Für was"?
"Das du die Sache mit mir uns Kuro so gut aufgenommen, zurückgesteckt und akzeptiert hast".
"Das ist doch selbstverständlich, du bist mein bester Freund und ich will das du glücklich bist".
Die Worte klangen etwas ausgelutscht doch Tsukishima spürte das sie ernst gemeint waren. Er warf seinem Freund ein dankbares Lächeln zu welches der andere erwiderte.
Manchmal verstanden sie sich auch ohne Worte.

Auch Kuro sah Michi und Yachi lange hinterher. In seinem Kopf sponn er immer noch die wildesten Ideen zusammen, wie Michis Worte mit ihrer Taten übereinstimmen konnten doch er kam einfach auf keinen grünen Zweig. Kuro schob diese verwirrenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich darauf, was er eigentlich ansprechen wollte.
Kenma lief still in einigen Metern Abstand neben ihm her. Er hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und wirkte nachdenklich.
"Alles ok bei dir Kenma du wirkst als müsstest du irgendein Rätsel lösen"?
"Was? Nein, alles gut".
"Okey, aber du weißt das du es eh nicht vor mir verheimlichen kannst".
"Ich weiß", meinte Kenma genervt.
"Aber es ist nichts, ich habe nur über etwas nachgedacht".
"Und über was"?
"Nicht so wichtig", wich Kenma aus und kam ihm ungewollt näher, da der Weg enger wurde.
Die Laterne die Kuro in der Hand hielt spendete ein wenig Licht und er konnte Kenmas Blick einfangen den er gerade in die Dunkelheit warf und der an den beiden besagten Mädels ein paar Reihen weiter vorne hängen blieb.
"Sag mal du und Michi, wie gut seit ihr eigentlich befreundet", fragte Kuro gerade heraus und sah seinen besten Freund neugierig an.
"Gut, also wir zocken oft nach der Schule oder gehen zusammen in den Technikladen. Wieso fragst du? "
"Ach nur weil du sie vorhin umarmt und ihr dann auchnoch deine Karten gezeigt hast", sagte Kuro grinsend und mit unschuldigem Tonfall.
"Na und, ich wollte von ihr Wissen was sie an meiner Stelle spielen würde", antworte Kenma logisch und zog eine Augenbraue hoch.
"Jetzt mal ehrlich Kenma noch nicht einmal ich darf in deine Karten sehen und wir sind seit der Grundschule befreundet", meinte Kuro lachend und hielt einen Ast zur Seite der in den schmalen Weg hinein ragte.
Sein bester Freund ging an ihm vorbei doch sein Blick blieb an ihm hängen.
"Worauf willst du hinaus", fragte er daraufhin und und schien wirklich unschuldig.
"Naja es wirkt so als seit ihr ziemlich vertraut miteinander". Kuro wackelte aufreizend mit den Brauen doch Kenma rollte nur mit den Augen.
"Sie ist anders als die anderen Mädchen, sie spielt Viedeospiele, kennt sich mit Software, Konsolen und Controllern aus. Sie ist cool".
"Wow, die Worte aus deinen Mund dann muss sie ja was ganz besonderes sein".
"Kann man so sagen". Da war er wieder sein ruhiger fast gleichgültiger Ton. Gerade eben als er über sie gesprochen hatte war er für einen Moment warm und ausdrucksstark geworden, allein diese Tatsache hatte Kuro schon aufhorchen lassen.
Doch in Kuro war ein anderer Gedanke gewachsen. Kenma kannte Michi gut, die beiden verbrachten viel Zeit miteinander, was wenn er mehr über ihre Vergangenheit wusste?
"Sag mal hast du vorhin mitbekommen was sie zu Tsuki gesagt hat"?
"Nein, ich war mitten in einem Spiel."
Kuro wirkte schon enttäuscht doch dann sprach der andere weiter.
"Aber sie hat mir vorhin kurz erzählt was zwischen euch passiert ist".
Die Wangen des schwarzhaarigen färbten sich leicht rot. Wow, das sie es gleich brühwarm weitererzähle hätte er ihr nicht zugetraut.
"Und du weißt auch warum sie es gemacht hat"? Kenma nickte.
"Ich kann einfach nicht verstehen was in aller Welt sie gegen Homosexuelle hat und warum sie so krampfhaft versucht sie schlecht zu machen. "
"Kennt man ihre Vergangheit ist das nicht sonderlich verwunderlich", meinte Kenma leise und duckte sich unter einen tiefhängenden Ast.
"Was meinst du damit? Kennst du ihre Gründe"?
"Ja sie hat sie mir erzählt", sagte der blonde Zuspieler wie beiläufig.
Kuro fiel fast aus allen Wolken. Er wusste es? Seit wann? Wieso hatte er es ihm dann nicht erzählt? Was war es denn blos?
"Und was ist es? Was ist der Grund? ", fragte Kuro ungeduldig und blieb fassungslos stehen.
Kenma bemerkte es und blieb ebenfalls stehen. Er drehte sich langsam zu ihm um, legte den Kopf etwas schief und biss sich nachdenklich auf die Lippen.
"Ich denke das solltest du sie selber fragen, mir steht es nicht zu das weiterzuerzählen", erwiderte er nach langem überlegen und wandt sich schon zum gehen doch Kuro hielt ihn an der Schulter fest.
"Das habe ich doch, doch sie redet nicht mit mir darüber, sie weicht ständig den Fragen aus oder wechselt das Thema", rief Kuro aufgebracht und versuchte verzweifelt den Drang in sich den anderen einfach so lange zu schütteln bis er ihm die Wahrheit sagte zu unterdrücken.
"Es ist etwas was sie in der Vergangenheit sehr verletzt hat, sie hat dadurch viel verloren, natürlich redet sie nicht gern darüber", übernahm Kenma Partei für sie.
"Wie hast du es dann herausgekriegt", fragte Kuro neugierig und sah seinen Freund tief in die Augen.
"Ich war öfter bei ihr zuhause, habe ihre Mutter kennengelernt, gesehen wie sie lebt irgendwann habe ich ein Telefonat mitbekommen und dann hat sie es mir erzählt."
Er schwieg eine Weile doch dann fügte er leise hinzu.
"Sie hat es mir erzählt, ich habe sie nicht danach gefragt." Der jüngere, deutlich kleinere Zuspieler sah ihn ernst an. Dann entzog er ihm seinen Ärmel und ging weiter.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now