Gänsehaut bei Sonnenuntergang

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Kuro merkte wie Tsuki mit sich rang. Bisher hatten sie noch gar nicht über diese Tatsache gesprochen, obwohl er sich schon ein wenig mehr Begeisterung erhofft hatte. Schließlich spielte der blonde Blocker einer nicht gerade kleine Rolle in seiner Entscheidung für diese Uni.
Langsam bekam er ja selbst Zweifel ob es eine gute Entscheidung gewesen war, oder ob er vielleicht sogar davor hätte fragen sollen.
"Du klingst nicht gerade begeistert wenn du davon sprichst", benannte er das Problem und verabscheute es das er ihn jetzt nicht einfach in den Arm nehmen konnte.
Tsuki wandt ihm ruckartig den Kopf zu und wirkte bestürzt.
"Hey versteh das nicht falsch, ich finde es toll das du ab Mai nur eine halbe Stunde entfernt sein wirst..."
"Aber? Das klingt nach einem aber?"
Sein Freund schenkte ihm eins seiner seltenen Lächeln. "...aber, bist du dir sicher, das es die richtige Entscheidung war?"
"Wie meinst du das?"
"Naja, ich will nicht der Grund sein warum du deine Familie, deine Heimatstadt und deine Freunde in Tokio zurücklässt, besonders wenn man bedenkt das wir erst so kurz zusammen sind", meinte der blonde Blocker realistisch und begann damit mit dem Finger Kreise in den Sand zu zeichnen.
"Du kannst dir sicher sein, das ich das nicht nur wegen dir gemacht habe."
"Sicher"?
"Ziemlich sicher sogar. Ich hatte die Aufnahmetests nämlich bereits im Herbst abgelegt, das hatte ich schon völlig vergessen. Es ist eben eine verdammt gute Uni in diesem Fachbereich. Sie wäre sowieso auf meiner Liste gestanden. "
Das schien Tsuki zu beruhigen und er nickte erleichtert.
"Aber hätte ich dich nicht kennengelernt wäre es vielleicht doch eine Uni in Tokio geworden, aber du bist nun mal da und ich möchte zu gern in deiner Nähe sein". Er schupste den anderen freundschaftlich an und Tsukishima verdrehte nur grinsend die Augen über dieses kindliche Verhalten.
"Ja das ist schon ne schöne Vorstellung, aber glaub nicht das du dann jeden Abend bei mir auf der Matte stehen kannst", holte sein Freund gleich zum Gegenschlag aus.
"Och, schade. Naja ich werde zwischendurch vielleicht auch ein wenig lernen müssen", meinte er zwinkernd.
Die Stimmung zwischen ihnen war gut und sie ratschten noch eine ganze Weile über dies und jenes bis sie irgendwie wieder auf das Thema Outing kamen.
Vielleicht weil Michi eine Weile mit Kageyama und Hinata redete.
"Die beiden gehen so locker damit um, es ist gerade so als wenn sie gar nicht darüber nachdenken würden", meinte Kei zähneknirschend und warf wütend eine Handvoll Sand von sich.
"Tuen sie wahrscheinlich auch nicht. Seien wir mal ehrlich, nur in punkto Volleyball denken die beiden über drei Ecken. Sozial sind sie eh schon ziemlich eingeschränkt auf die Clubakkivitäten, aber sie haben etwas anderes viel wichtigeres."
"Und das wäre".
"Ziemlich großes Vertrauen in ihr Team und die Verschwiegenheit der übrigen."
"Aber so einfach ist das nicht".
Tsuki seufzte tief und streckte seine Beine aus.
Kuro fand das sie immer noch etwas zu dünn waren, aber das war wohl veranlagungssache.
Für ein paar Minuten blieb es still zwischen ihnen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
"Hast du Angst das es genauso wird wie bei Michi", fragte Kuro aus einem Gedankengang heraus und sah sein Gegenüber neugierig an.
"Nein, also ich meine, nicht direkt das was da passiert ist, ist ziemlich krass und in solch einem Scenario hoffentlich nicht häufiger üblich. Trotzdem will ich nicht das die Leute im Team und besonders nicht die die ich wirklich gut leiden kann, irgendwie trifft."
Er brauchte nicht genauer erläutern um wen genau er sich da Sorgen machte, sein gezielter Blick gab bereits Antwort.
"Du meinst Yamaguchi"?
Ertappt zuckte Kei zusammen, nickte dann aber kaum merklich.
"Er hab in der Grundschule schon mal mit Mobbing zutun gehabt, und ich glaube nicht das er das nochmal überstehen würde. Er kann ziemlich... schwach sein."
"Auch wenn er hundertpro hinter dir steht"?
"Selbst dann, vielleicht gerade deswegen wäre es noch schlimmer. Ich weiß das ich ihm da unbewusst aus dem Mobbing rausgeholfen habe, weil er sich an mich gehängt hat. Aber ich weiß nicht wie er reagieren würde, wenn man mich plötzlich schräg ansehen würde. Natürlich viel prallt von mir ab, aber eben nicht alles".
"Verstehe, aber im Moment sieht er ziemlich gefestigt aus, findest du nicht. Schließlich seit ihr beide auch älter geworden", erinnerte ihn Kuro und blickte hinüber zu Yamaguchi und Yachi die gerade vorne am Wasser gemeinsam Muscheln suchten.
Tsuki folgte seinem Blick und richtete schmunzelnd seine Brille.
"Ja, ich schätze Yachis Aufmerksamkeit tut ihm gut".
"Aufmerksamkeit? Jetzt sein wir mal ehrlich das läuft doch was zwischen den beiden? Weißt du da nicht ein bisschen mehr? Komm schon, ich muss sowas wissen".
"Auch wenn dich das so gar nichts angeht, ja ich glaube da ist wirklich ein bisschen mehr zwischen den beiden. Er wollte sich auch vor ihr bekennen, doch ich weiß nicht ob er das jetzt schon getan hat".
"Mai, wie süß. Die zwei passen echt gut zusammen. Sie ähneln sich sogar ein wenig. Sie sind beide etwas schusselig und schüchtern, jedoch auch sehr intelligent und aufgeschlossen. Sie würden ein hübsches Paar abgeben. "
Tsuki kam einen zustimmenden Laut von sich und schüttelte dann verächtlich den Kopf.
"Was ist"?
"So schnell kann sich alles drehen. "
"Du meinst weil du noch vor wenigen Wochen deine Lippen auf seine gedrückt hast".
Tsuki lief tomatenrot an und schupste ihn heftig zur Seite sodass er lachend in den Sand fiel.
"Hey, hey kein Grund gleich handgreiflich zu werden", lachte er immer noch ausgelassen.
"Das hätte keine deutlichen Worte gebraucht", grummelte er nur und fuhr sich durch die Haare.
"Ach aber ich liebe es doch wenn du mal kurz aus deiner völlig resignierten Rolle rutscht, da kann man dich so gut ärgern".
"Du bist echt ein komischer Vogel Kuro Tetsuro".
Kuro hielt einen Moment inne. Das war einer der wenigen Augenblicke in dem Kei seinen Vornamen ausgesprochen hatte und aus seinem Mund klang es fast schon wie eine Liebkosung.
Eine Gänsehaut breitete sich über seinen Nacken aus und er versuchte die Wirkung durch schnelles Reiben abzumildern.
Die Sonne ging langsam unter und es war ein unfassbar schöner Sonnenuntergang der sich ihnen bot. Der Himmel färbte sich in die wundervollsten Rot-Gelb-Rosanen Schattierungen.
Auch wenn die Duneklheit auch Kälte brachte, so machte jedoch keiner anstalten aufzustehen. Als er sich umsah, sah er mehrere Kleingruppen die gemeinsam gen Himmel blickten.
Das Capitänspärchen der Karasuno saß neben dem Freak-Duo und wenn er genauer hinsah konnte er sogar ausmachen das beide einander an der Hand hielten.
Mutig.
Die beiden älteren taten es zwar etwas unauffälliger doch für ein geschultes Auge war es unverwechselbar.
Auch Yachi und Yamaguchi waren am Strand stehen geblieben und blickten zum Horizont. Der größere hatte einen Arm um das blonde Mädchen gelegt und sie drückte sich zitternd an ihn. Wahrscheinlich fror sie, doch das kam dem sonst so genierenden wohl gerade Recht.
Nachdem er seinen Blick einmal über den Rest der Gruppe schweifen gelassen hatte, drehte er sich zu Tsuki.
Die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich in seiner Brille wieder und tauchten den Rest seines Gesichts in warmes Licht.
Er sah so unglaublich süß aus, am liebsten wäre er ihm jetzt von der angestauten romanischen Stimmung um den Hals gefallen aber er tat es nicht.
"Ich weiß was du denkst", flüsterte Tsuki plötzlich und sah ihn direkt an.
"Ist das so offensichtlich? "
"Schon."
"Ich würde dich so gerne berühren", murmelte Kuro und seine Augen wanderten langsam über den schlanken Körper seines Partners.
"Zu gern deine Wärme spüren, deine weiche Haut und deinen Herzschlag", fuhr er mit seiner Aufzählung fort und zog dabei seinen Freund fast schon mit Blicken aus.
"Wenn du mich so ansiehst kann ich das fast schon spüren", flüsterte Kei leise und schloss genießerisch die Augen.
"Ich würde deinen Hals entlang küssen bis du eine Gänsehaut bekommst. Dann würde ich dir einen sanften, gefühlvollen Kuss geben".
Kuro leckte sich sehnsüchtig über die Lippen und versuchte sich an den Geschmack der anderen Lippen zu entsinnen.
Tsuki atmete einmal tief durch.
"Das wäre echt schön".
Kuro nickte und schloss die Augen um sich die Scene noch genauer vorzustellen.
"Aber es funktioniert auch ohne Berührungen", flüsterte Kei im amüsierten Ton.
Er verstand nicht gleich, öffnete jedoch seine Augen und sah Tsukis Arm auf dem sich tatsächlich eine Gänsehaut ausgebreitet hatte.
Ein zufriedenes Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus.
"Das werde ich mir merken. Und wenn wir heute abend allein sind, werde ich meinen Worten noch Taten folgen lassen", whisperte er ihm direkt ins Ohr und sah mit Freunde wie Tsuki erwartungsvoll grinste und sich dabei leicht auf die Unterlippe biss.
Egal was die Zukunft noch bringen würde, er war sich sicher das er mit dem blonden Blocker an seiner Seite viel Spaß haben würde, weil trotz anfänglicher Bockigkeit, war der jüngere genauso unerlässlich wie er selbst. Und so passten sie perfekt zueinander.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now