Erklären, entschuldigen, verstehen

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Kuro konnte sie jetzt zwar verstehen, doch er war nicht der einzige der diese Information haben hätte sollen.
Sie musste sich auf jeden Fall bei Tsuki und Hinata entschuldigen. Hoffentlich war ihr das klar.
"Weißt du ich kann jetzt zwar deine Gründe verstehen, aber da gibt es noch mehr Leute die du sehr vor den Kopf gestoßen hast", fing Kuro vorsichtig an, weil sich Michi immer noch nicht richtig beruhigt hatte.
"Das, das tut mir leid, wenn ich irgendwie gemein, oder überzogen rüberkam, dann war das nicht mit Absicht. Auch wenn das nur ein paar Tage waren, muss ich zugeben haben die mich stark an meiner Vergangenheit knabbern lassen".
"Hast du deshalb so oft telefoniert", fragte Kuro neugierig?
"Unter anderem". Sie seufzte tief und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
"Meine Mum hat zweimal angerufen. Sie und Dad verstehen sich zwar immer noch gut, doch das Verhältnis ist jetzt ziemlich gestört nachdem sie das von dem Mobbing mitbekommen hat."
"Verständlich".
"Ach sie will jetzt das ich auf Friede, Freude, Eierkuchen mache und eine Neujahrkarte schicke und nochmal mit ihm rede über alles".
"Aber du willst nicht"?
Michi zögerte einen Augenblick.
"Versteh mich nicht falsch ich liebe meinen Dad und irgendwie finde ich es auch schön das er jetzt glücklich ist, aber es ist so viel passiert".
Sie machte eine Pause.
"Außerdem müsste ich dafür zurück in meine Heimatstadt, weil sowas will ich nicht am Telefon klären. Aber ich glaube da bin ich einfach noch nicht bereit dazu. "
Michi wirkte erleichtert und zugleich geknickt als sie den letzten Teil sagte.
"Das musst du wissen", lenkte Kuro ein. "Aber wie gesagt, sosehr dich das hier auch Überwindung gekostet hat, ich finde die anderen haben ein Recht drauf das zu erfahren. Gerade Tsuki und Hinata hast du mit deiner homophoben Rede echt etwas verstört", untermauerte Kuro und verschränkte die Arme.
Das etwas verheult aussehende Mädchen vor ihm nickte.
"Du hast Recht, ich sollte mich entschuldigen".
"Wäre gut. Ich will dich ja nicht bloßstellen aber dann haben ehrlich gesagt die anderen auch nen besseren Eindruck von dir".
Wieder nickte sie.
"Jetzt gleich"?
"Das ist deine Entscheidung. Aber jetzt sitzen sie noch alle am Tisch. Außerdem machen die sich bestimmt schon Gedanken wo wir so lange bleiben. Die denken schon du kotzt dir die Seele aus dem Leib".
Sie musste ein wenig lachen.
Wohl ein gutes Zeichen.
Sie rappelte sich auf und sah in den Spiegel.
"Oh mein Gott, ich sehe wirklich aus als hätte ich meine Seele ausgekotzt", rief sie verzweifelt und kramte bereits in einer der vielen Kulturtaschen nach einer Haarbürste und etwas Make up.
Kuro sah ihr zu wie sie es innerhalb von 10 Minuten aussehen lies, als wenn nie etwas passiert wäre. Gekämmte Haare und eine wenig von diesem brauen Zeug aus der Tube und sie sah fast wieder lebendig aus.
"Geht das so", fragte sie unsicher und sah ihn durch den Spiegel an.
Der schwarzhaarige gab einen Daumen hoch und sie atmete noch einmal ruhig durch.
"Na dann mal los". Sie setzte ein ziemlich angestrengtes Lächeln auf und er konnte die Anspannung die von ihr ausging fast mit Händen fassen.  Na wenn das mal gut ging.

"Was in aller Welt machen die da drin so lange", fragte Tanaka und warf einen neugierigen Blick in Richtung Badezimmer.
"Vielleicht hat Kuro sie nochmal ins Bett gebracht", spekulierte Kenma.
"Vielleicht reiert sie auch einfach solange", sagte Nishinoya anerkennend.
"Ach hört doch auf, die werden schon wiederkommen", meinte Daichi und trank einen weiteren Schluck Tee.
Tsuki saß am Tisch und konnte seine Augen nicht vom Flur abwenden.
So sehr er es auch wollte, es ging nicht.
Sie waren einfach schon zulange weg.
Vielleicht war Michi gar nicht schlecht gewesen, vielleicht hatte sie einfach die Nachricht das Kuro in seine Stadt ziehen würde überrumpelt.
Ihn hatte es ja auch aus der Bahn geworfen.
Eigentlich hatte er die Info immer noch nicht ganz verarbeitet. Klar hatte er sich das gewünscht, aber nie hätte er damit gerechnet das er sowas für ihn tun würde. Gedankenverloren nahm er geradenoch einen Schluck von seinem Tee als ein Raunen durch die Gruppe ging.
"Ah sie lebt noch", rief Oikawa belustigt und alle wanden den Blick.
Da waren sie ja. Beide.
Michi sah deutlich fertig aus. Womöglich war ihr doch schlecht geworden.
"Gehts dir gut", fragte Yachi mitfühlend und berührte sie sachte am Arm.
"Ja geht wieder, danke."
Michi warf ihm einen schnellen Blick zu und obwohl er nicht richtig deuten konnte was er zu bedeuten hatte, war er anders.
Auch Kuro sah ihn an und seinen Blick verstand er schnell. Er wusste es. Irgendwas war da passiert im Bad, irgendwas bedeutungsschweres.
"Na dann ist ja gut, ich weiß nicht was ihr heute so geplant habt aber ich würde gerne an den Strand gehen", meinte Oikawa und es klang schon nach beschlossener Sache.
Während die anderen schon rege darüber diskutierten warum man im Winter an den Strand ging, musterte Tsuki immer noch die junge Managerin.
Sie setzte sich wieder und aß ihr restliches Frühstück auf, wirkte jedoch irgendwie verändert.

Das ganze Frühstück saß er wie auf Kohlen weil er unbedingt mit Kuro reden wollte, doch dieser war in ein Gespräch mit Iwaizumi vertieft.
Als die Sache mit dem kurzen Ausflug endlich geklärt war und sie sich auf ihre Zimmer verzogen um sich fertig zu machen hielt er es fast nicht mehr aus.
Kaum war die Zimmertür hinter ihnen zu, brach es aus ihm heraus.
"Was weißt du"?
"Sie hats mir erzählt"!
"Was erzählt, jetzt komm schon".
"Es hat mit ihrem Dad zu tun und dem Grund warum sie umgezogen ist. "Wie? Was? Jetzt sags mir doch einfach".
"Ich denke das sollte sie dir selber sagen".
Tsuki verdrehte die Augen und stöhnte genervt auf.
"Hey ich bin doch keine Tratschtante. Ich hab ihr nämlich eingetrichtert das sie sich bei dir entschuldigen muss. "
"Boah, da könnte ich echt drauf verzichten, ich kann sie echt nicht gut leiden", raunzte Tsuki und zog eine frische Jeans aus dem Schrank.
"Warum eigentlich? "
"Sie ist einfach anstrengend und nervig und sie schmeißt sich ständig an irgendwen ran um ihr ihren Senf reinzudrücken".
"Wow, du kannst ja echt fies sein".
"Wieso auf einmal ich? Du wolltest doch die ganze Zeit auch wissen was sie geheim hält. Also ich finde diese Geheimniskrämerei sowas von kindisch und blödsinnig, ist doch klar das ich sie da nicht gerade feiere oder".
"Hey ich fand das auch nicht gerade cool, aber sie war, also sie hat. Sie hat echt was durchgemacht und... "
"Jetzt spuks doch aus, was hat sie... "
In diesem Moment flog die Tür auf.
"Entschuldige, man hat euch von Flur aus streiten hören können, und ich glaube ich bin der Grund".
Michi stand in der Tür und schien etwas verlegen.
Kuro und Tsuki sahen sich an und wussten nicht so recht was sie sagen sollten.
"Du willst wissen warum ich dich so blöd angemacht habe und warum ich aus allem so ein großes Geheimnis gemacht habe? Ich erzähls dir wenn du willst. Lieber wäre es mir gewesen wenn ich die Sache hätte ruhen lassen können, aber naja."
"Ich bin ja mal gespannt was jetzt dein rießiges Geheimnis ist, das ja alles verändert zu haben scheint", meinte Tsuki trocken und verschränkte die Arme.
Und sie tat es.
Sie erzählte ihm von ihren Eltern, der Scheidung, dem Gerücht, dem Foto und dem Mobbing.
Der blonde Junge musste sich mehrmals daran erinnern zu schlucken weil er so schockiert war.
Klar hatte er gewusst das das mit dem Outing schwierig werden könnte, doch das es solche Ausmaße annehmen konnte, dann man sogar Drohbriefe nach Hause bekam und bespuckt und beschimpft wurde von den Leuten die man mal Freunde genannt hatte, war zuviel für ihn.
"Naja jetzt weißt du es. Es tut mir leid wenn ich irgendwie Streit zwischen euch gesäht habe. Ich kenne dich noch nicht lange aber ich habe verstanden das Kuro dich wirklich liebt und das er dich bestimmt in keinster Weise verletzten wird. Ich habe vielleicht ein bisschen eigennützig gedacht. Ich hatte Angst das man mich wieder mobben würde und das ich wieder umziehen müsste und das ich wieder neue Freunde finden müsste. "
"Das musst du nicht".
"Ich werde schon dafür Sorgen", sagte Kuro.
"Und wie willst du das machen, dein ganzes Team weiß Bescheid über uns", erinnerte in Tsuki zweifelnd.
"Den werde ich es einfach eintrichtern und sein mir mal ehrlich in 4 Monaten mache ich meinen Abschluss und dann geht das eh keinen mehr was an, dann bin ich auf der Uni weit weg von Tokio".
Das war ein berechtigter Einwand.
"Danke", murmelte Michi und sah Kuro lange an und lies dann den Blick zu ihm schweifen.
Für einen Moment war es still, der Augenblick war bedeutungsschwer und schien alles aus der Welt geschafft zu haben.
"Ich glaube ich sollte meinen Dad mal anrufen und mich entschuldigen, ich hab schon lang nicht mehr mit ihm geredet", meinte sie vielsagend und drehte sich mit einem entspannten lächeln um und verlies das Zimmer.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now