Geplatzte Bombe

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Tsukishima war gerade dabei sich ein neues Glas einzuschenken als er ein Gespräch zwischen Hinata und Michi mitbekam.
"... Kageyama euch schon länger?"
"Nein, haben uns erst an der Oberschule kennengelernt".
"Wow, ich hätte schwören können ihr kennt euch schon seit Jahren".
"Wie meinst du das"?
"Naja ihr geht so locker miteinander um und seit irgendwie immer zusammen".
"Wir sind eben ähm sehr gut befreundet".
Als Tsuki hinübersah konnte er sehen das der Knirps gerade rote Ohren bekam, ein Zeichen das er log.
"Ach echt, die meiste Zeit streitet ihr doch oder? "
"Gar nicht wahr, also das, das ist nicht so gemeint".
"Wenn du das sagst, aber mal ehrlich ihr streitet euch echt oft, man sollte meinen ihr seit ein altes Ehepaar".
"Hähhähä, ja das schon komisch näh", kam es äußerst gekünstelt von der Nummer 10.
Man konnte der schlecht lügen, wenn das so weiter ging hatte sie ihr Geheimnis noch vor dem morgigen Tag enthüllt.
"Ja echt komisch, vorallem weil ihr zwei Jungs seit. Das wäre ja echt ätzend, voll abnormal oder"?
Eine eigentlich viel zu bedeutungsvolle Pause trat ein bevor Hinata etwas erwiderte.
"Ja ähm, also ich find das ehrlich gesagt nicht so schlimm".
Oh man man konnte echt hören wie ihr gerade die Kinnlade runter fiel.
Eigentlich wollte Tsuki nicht lauschen, doch ob er wollte oder nicht, das Thema betraf ihn ja irgendwie auch?
"Ist das dein Ernst", fragte Michi und anhand ihres Tonfalls konnte man schon ihr Entsetzen erahnen.
"Jaah", meinte Hinata kleinlaut und seine Unsicherheit war deutlich anzumerken.
"Jetzt mal ehrlich zwei Jungs, zusammen, kotz würg, das kann ich mir nicht mal vorstellen. Hey, was hinter verschlossenen Türen abgeht, ist ja egal, aber offen auf der Straße, das geht einfach nicht. Das sollte echt offiziell verboten werden. Ich könnte nie mit solchen Leuten befreundet sein. Die sind doch einfach nur eklig. Irgendwie dreckig und unnormal. Da kann man doch gar nicht von Liebe reden das ist doch einfach nur krank. "
Wow, einfach nur wow. Was in aller Welt war da gerade aus diesem netten Mädchen gekommen?
Tsuki konnte nicht weiter tatenlos zusehen, am liebsten hätte er sie sowas von zur Schnecke gemacht, doch das ging natürlich auch nicht. Trotzdem wusste er mit Bestimmtheit das Hinata der Sache nicht gewachsen war.
Tatsächlich stand der deutlich kleinere vor dem aufgebrachten Mädchen und suchte verzweifelt nach Worten, wobei die Verzweiflung ihm Tränen in die Augen trieb.
"Hey jetzt fahr mal wieder runter, soll doch jeder selber entscheiden wen er liebt und wen nicht", knallte er ihr selbstsicher entgegen und verschränkte die Arme.
Michi drehte sich zu ihm um und ihre Augen verrieten ihre Abneigung gegen das Gesagte.
Hinata hingegen wirkte deutlich erleichtert und nutzte die Gelegenheit zu verschwinden, nicht jedoch ohne ihm vorher einen dankbaren Blick zuzuwerfen den er nur mit einem Augenrollen kommentierte.
"Ach ja, weißt du da bin ich ganz deiner Meinung, nur sollte man da mal nicht nur an sich denken", rief sie etwas zu laut und er sah wie sich ihre Nasenflügel bewegten. Sie war wirklich sehr sauer und das obwohl es dafür nicht mal einen Grund gab. Wieso spielte die sich hier wie so ein Moralapostel auf, war die irgendwie religiös? Und was zum Geier meinte sie mit nicht nur an sich denken?
"An wen soll man denn sonst denken, meinst du ich frag Gesellschaft vorher, wenn ich lieben darf und wen nicht"? Tsuki hatte eigentlich wenig Lust mit ihr über so etwas zu diskutieren, vorallem weil er sie nicht sonderlich gut kannte und ihn ihre Meinung herzlich wenig interessierte.
"Nein, fragen musst du sie nicht, aber du musst mit den Auswirkungen klarkommen. Das nämlich nicht alle tolerant sind, das nicht alle es toll finden. Das sie dich diskriminieren, dir Streiche spielen, dir nachstellen und dich beschimpfen. Das du dich plötzlich wehren musst, gegen Menschen die vorher deine Freunde waren und dich rechtfertigen musst vor Leuten die du nicht mal kennst. Aber hey, soll doch jeder machen was er will".
Sie beendete ihre kleine Rede und seufzte. Ihre Augen waren glasig geworden und jeder Blinde hätte sehen können, das hinter ihren klaren Worten eindeutig mehr steckte.
Doch kam nicht dazu noch etwas zu sagen, denn im nächsten Moment machte sie auf den Absatz kehrt und rannte in Richtung Zimmer.
Was war blos in die gefahren?

Er sah ihr immer noch verwirrt hinterher und überlegte fieberhaft was da dahinter stecken könnte, als ihm plötzlich jemand an der Hüfte griff.
"Hey, alles klar bei dir? Weiß du was mit Shibi-chan los ist, der kam mir gerade völlig durch den Wind entgegen", fragte Kuro belustigt und wuschelte ihm durch die Haare.
Tsuki stöhnte nur und drückte ihn weg.
"Michi ist passiert"!
"Was wie meinst du das? "
"Eure Managerin hat gerade die Homophobe Bombe platzen lassen", sagte Tsuki ruhig und nahm einen Schluck von seinem Wasser.
"Was? Nicht dein Ernst"?
"Das hat sie auch gesagt", murmelte Tsuki.
"Wie seit ihr überhaupt auf so ein Thema gekommen", fragte Kuro immer noch fassungslos und lehnte sich ihm gegenüber an die Küchenzeile.
"Sie hat Hinata auf seine enge Freundschaft zu Kageyama angesprochen? Wo ist der Schwachkopf eigentlich, der hat sich einfach aus dem Staub gemacht", sagte Tsuki verärgert und war schon dabei den Raum abzusuchen.
"Der ist grad raus zu seinem Schätzchen. War ja klar das der da den Schwanz einzieht, ich glaube die zwei sind noch so richtig blauäugig und unschuldig", winkte Kuro ab und ein amüsiertes Grinsen huschte über sein Gesicht.
"Will ich nachfragen"?
"Wenn du Kopfkino willst?", wollte Kuro wissen und beugte sich leicht vor um mit gedämpfterer Stimme fortzufahren.
"Ich hab eurem Setter gerade die Rollenverteilung von schwulen Sex erklärt".
"Oh man Kuro, ähm, wah. Das wollt ich echt nicht wissen". Tsuki verzog angewidert das Gesicht und versuchte angestrengt die Bilder in seinem Kopf zurückzuhalten.
"Ach das doch irgendwie süß, so unschuldig und jugendlich".
"Und was bist du dann, ein Sensei? "
"Naja, zumindest nicht mehr unschuldig", feixte Kuro und schnurrte.
"Ah ja, ich glaub das ganze ich bin Meister du Schüler steigt dir gerade n bisschen zu Kopf. Vielleicht solltest du dich mal runterfahren und nach deiner Managerin kucken die sah nämlich echt aufgewühlt aus".
"Wow, Tsuki das du dir mal Sorgen um andere machst"?
"Hey ich bin nicht gefühlskalt ok, und ich denke die hat echt irgendwelche Probleme und wer könnte da am besten helfen als der selbsternannte Lieberguru", erwiderte Tsuki grinsend und richtete seine Brille.
"Na da fühle ich mich ja geschmeichelt, na dann werde ich die Wunde mal wieder flicken die ihr da aufgerissen habt. "
"Ich hab nicht"...
"Schon gut, ich komme auch zurück zu dir Prinzessin, keine Sorge du kommst nicht zu kurz", meinte Kuro grinsend und legte einen Finger auf seine Lippen, dann verschwand er Richtung Zimmer.
Wie in aller Welt konnte man so arrogant und selbstsicher sein?
Kopfschüttelnd sah er seinem Freund hinterher der doch just in dem Moment noch eine Grimasse zog und dann im Gang verschwand.
Tsuki konnte ein schmunzeln nicht unterlassen. Der Kerl überraschte ihn einfach immer wieder.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now