Kleine Aufklärungsstunde

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Kuro sah grinsend dabei zu wie Tsukishima sich zu Yamaguchi und Daichi stellte und so tat als wäre nichts geschehen. Allein der Gedanke daran das der blonde sich gerade noch vor seinen Augen einen runtergeholt hatte beflügelte ihn. Irgendwo hatte ihr kleines Geheimnis ja doch etwas spannendes das musste er schon zugeben.
Er hatte wohl zu frech gegrinst denn er wurde gleich mal darauf angesprochen als er so entspannt an der Küchenzeile lehnte.
"Hey Kuro hast du was ausgeheckt oder warum grinst du so fies", fragte aufeinmal Sugawara der sich gerade etwas aus dem Kühlschrank nahm.
Oh er musste sich sowas von zusammenreisen das er nicht irgendwas anzügliches zu dem grauhaarigen Setter sagte, schließlich hatte er sie vorhin quasi inflagranti erwischt, doch er biss sich auf die Lippe und hob sich diesen Triumpf für eine spätere Stunde auf.
"Muss ich denn immer was ausgeheckt haben um mal zu lächeln"?
"Nein, natürlich nicht, trotzdem kann ich ein amüsantes Lächeln von einem fiesen unterscheiden", sagte Suga mütterlich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu, dann ging er zurück zu Daichi um ihm ein Getränk zu reichen.
Die beiden? Wie in aller Welt hatten die es geschafft ihre Beziehung solange geheim zu halten? Das war doch anstrengend, ihm ging es jetzt schon auf den Sack und sie waren kaum einen Monat zusammen?
Vielleicht gab es da ja irgendeinen speziellen Grund, irgendein Elternteil zum Beispiel das nicht gerade tolerant war oder sie hatten Angst vor etwaigen Gerede im Club oder in der Schule. Das aber auch kein anderer ihren Umgang je in Frage gestellt hatte? Sie verhielten sich ja schon seit Beginn des Jahres eher wie Mama und Papa des Teams, zumindest empfand er es so wenn er an ein paar Augenblicke bei Spielen oder im Trainingslager dachte.
Naja vielleicht würde er ja...
"Hey Leute ich mach jetzt mal den Fernsehr an, der Rot-Weiß Kontest läuft, die haben da immer ganz coole Lieder", rief Oikawa und fummelte bereits an einer Fernbedienung herum.
Diese Sendung war sozusagen Tradition und führte einen durch den Abend bis man um ca. Mitternacht dann einen der Schreine besuchte um für das vergangene Jahr zu danken und um ein weiteres erfolgreiches Jahr zu bitten.
Kuro schüttelte immer noch erheitert den Kopf und schenkte sich erstmal etwas von dem mitgebrachten Alkohol in ein sauberes Glas.

Es wurde im großen und ganzen ein feucht fröhlicher Abend. Sie saßen zusammen, laberten, tranken, manche spielten ein paar einfache Kartenspiele andere lauschten gespannt der Sendung im Fernsehen.
Kuro saß gerade mit Kenma auf der Couch und sah zu wie der kleine Zuspieler mit Kijoko, Nishinoya, Iwaizumi und Kendaichi Karten spielte. Sein Freund saß mit Yamaguchi, Yachi und Tanaka am Tisch und sie unterhielten sich über irgendetwas war er nicht verstand. Der Rest war im Raum verteilt und schien sich zu amüsieren. Er wollte gerade nachschenken gehen als er sah das der schwarzhaarige Zuspieler der Karasuno durch die Haustür nach draußen schlüpfte. Kurz sah er sich nach dessen besseren Hälfte um, doch der orangehaarige stand mit Michi, Nishinoya und Sugawara in der Küche und schien gerade irgendwas lustiges zu erzählen.
Wo wollte er also hin?
Neugierig wie er als Katze nun mal war folgte er ihm. Er schlupfte in ein paar Schlappen und in seine Jacke und öffnete die Haustür.
Draußen war es fast gänzlich dunkel nur ein kleines Verandalicht beleuchtete ein wenig den Weg. Diese Tatsache war jedoch nicht weiter schlimm denn von drinnen kamen auch noch ein paar Lichtstreifen außerdem konnte man so auch mal die Sterne sehen. Hier, etwas abseits der Stadt schienen sie umso heller zu leuchten. Vielleicht kam ihm das aber auch nur so vor, weil er selbst in Tokio es schwer hatte Sterne am Himmel auszumachen, da die Lichter der Stadt dies meist nicht zuliesen.
Erst bemerkte er den Setter gar nicht der sich leise auf einen der Stühle gesetzt hatte und etwas auf seinem Handy las. Womöglich wollte er auch einfach nicht entdeckt werden, doch darauf nahm Kuro selten Rücksicht.
Das leichte Flackern seines Handydisplays verriet ihn letztendlich.
"Na was machst du hier draußen so alleine", fragte er als Einstieg und lies sich neben den Erstklässler auf den Stuhl fallen. Von seinem unweigerlichen Gesprächspartner kam ein genervtes Stöhnen dann: "Eigentlich ein wenig allein sein, aber das scheint nicht gerade gut zu klappen".
"Wenn man mit so vielen Leuten ein Haus teilt ist es schwer mal einen Moment für sich zu haben", stimmt er zu und klang dabei irgendwie erwachsener als beabsichtig.
"Ja, vorallem wenn man so penetrante  Leute hat".
"Ja, wir haben da schon ein paar sehr aufdringliche", entgegnete er feixend und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er wusste natürlich das er damit gemeint war, doch es gab doch nichts über einen kleinen Spaß.
Eine Weile blieb es still zwischen ihnen und sie sahen beide nur ins Tal hinunter und betrachteten die vielen erleuchteten Haushalte und die kleinen fahrenden Punkte die in rot und gelben Streifen zu sehen waren.
Sonst hatte er nicht sonderlich viel Kontakt mit dem gegnerischen Zuspieler, was wahrscheinlich an ihren ziemlich unterschiedlichen Persönlichkeiten lag. Der andere war eher ein geradlinieger, zurückhaltender Typ, der nicht viel über sich verriet, im Grunde genommen hatten sie nur einen übereinstimmenden Punkt. Nämlich ihren Ehrgeiz im Spiel. Der schien ungebrochen und auch wenn es in der Vergangheit wohl ein Problem mit dem Zwischenmenschlichen gegeben hatte, schien es Kageyama jetzt überwunden zu haben. Natürlich hatte er es mitbekommen das ein paar ihn immer noch König nannten und deswegen hatte er irgendwann nachgefragt und hatte auch die Geschichte hinter diesem ungeliebten Kosename erfahren.
Doch der Erstklässler schien sich im vergangen Jahr auf der Oberschule verändert zu haben. Positiv. Selbst Oikawa schien überrascht gewesen zu sein, das hatte er deutlich gespürt. Zwischen dem Drittklässler und dem Erstklässler schien ein deutlich gespanntes Verhältniss zu sein, das hatte sich über die Zeit nicht verändert. Schätzungsweise konnte man hier über manche Punkte nicht hinwegsehen.
Wenn er so über den anderen nachdachte fiel ihm noch eine Gemeinsamkeit auf. Sie liebten beide einen Jungen statt ein Mädchen.
Sah man den oftmals grimmig dreinschauenden Jungen zusammen mit der aufgedrehten Nummer 10 bestand zumindest für ihn kein Zweifel das sie eine zwar sehr sonderbare aber auf jeden Fall eine tiefergehende Beziehung hatten, doch wenn man ihn allein traf deutete rein garnichts darauf hin das er überhaupt zu einer Liebesbeziehung bereit, bzw. imstande war.
Ob man ihm seine Homosexualität auch ansah? Wie sah man normalerweise aus wenn man schwul war?
Er war zumindest nicht der Typ für grelle T-shirts, Eyliner und Handtaschen. Klar wusste er das es solche gab, doch Gott bewahre, irgendwann war das doch einfach nur noch lächerlich oder? Man musste sich doch nicht gleich auf die Brust schreiben das man lieber Jungsärsche bediente anstatt gespreizte Mädchenbeine?
Naja jedem das seine.
Sein Blick fiel erneut auf seinen schweigsamen Nachbar und er überlegte in dem Moment wie lange das Freak-Duo eigentlich schon miteinander ging.
"Sag mal Kageyama wie lange sind du und der Knirps eigentlich schon zusammen", fragte er deshalb und bemerkte aus dem Augenwinkel wie Kageyama zusammenzuckte.
"Wieso sollte ich dir das sagen", meinter er nur stumpf und wirkte angespannt.
"Ähm, weil ich gefragt habe, ich hab nur drüber nachgedacht wie so eine Langzeitbeziehung ist".
Erst zierte er sich, doch dann kam nach längerer Zeit doch noch eine Antwort.
"Ungefähr seit dem ersten Abend des Trainingslagers". Er sagte es eindeutig im zerknirschten Ton und eher unter Zwang doch immerhin sprach er mit ihm darüber, er hätte es auch für möglich gehalten das er einfach die Augen verdrehte und wieder rein ging.
"Oh, ist ja auch noch nicht zu lange her", sagte er überrascht und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
Auch Kageyama nahm einen Schluck aus einer Flasche.
"Hattet ihr schon Sex"?
Der andere verschluckte sich hörbar an seinem Getränk und hustete ausgiebig.
Natürlich war er gerade absichtlich mit der Tür ins Haus gefallen, aber er hatte auf eine ehrliche Antwort gehofft. Aus Neugierde, er musste sich immer wieder daran erinnern das die beiden schließlich zwei Jahre jünger waren. Kageyama war gerade erst 16 geworden.
Nachdem sich der Setter endlich wieder eingekriegt hatte meinte er ernst:" Was zum Teufel geht dich das an"?
"Eigentlich nichts, ich war nur neugierig. Also die Rollenverteilung ist mir wahrscheinlich schon klar... "
"Was meinst du mit Rollenverteilung?"
"Na wer von euch der Top ist, zumindest grundsätzlich".
In der Dunkelheit konnte er zwar nicht sehen ob sein Gegenüber rot wurde, doch er konnte es sich denken. Für solch offenen Gespräche schien er ja sonst keinen zu haben, ob Sugawara oder Sawamurra manchmal mit ihm sprachen?
"Woher willst du das wissen"?
"Naja, sein wir mal ehrlich, du bist größer und ruhiger, außerdem kann ich mich dich einfach nicht als Bottom vorstellen, obwohl du ein Switch sein könntest", philosophierte Kuro und nahm einen weiteren Schluck. Die Flüssigkeit schmeckte süß doch der Alkohol der sich darunter verbarg tat wohl seine Wirkung indem er seine eh schon geringe Hemmschwelle sinken lies. "Was zur Hölle ist ein Switch", stellte Kageyama die nächste Frage. Junge, Junge, hatte den mal jemand aufgeklärt? Oder musste er das hier übernehmen? Wenigstens googeln hätte er sollten. So wenig Ahnung von nichts, langsam zweifelte er das das Paar überhaupt schon im Bett gelandet war.
"Ein Switch ist jemand der beides macht, bzw. beides mag, also entweder fick... "
"Habs schon kapiert", beeilte er sich zu sagen.
"An deiner Stelle würde ichs einfach mal ausprobieren, sonst weist du nie ob es dir nicht doch gefällt, zumindest ab und zu".
Der andere nickte geistesabwesend und nahm noch einen Schluck.
Wieder entstand eine lange Pause und Kuro wollte schon wieder reingehen als der Setter doch noch eine Frage stellte.
"Zwischen dir und Tsukishima? Ist das jetzt was ernstes?"
"Ich schätze schon", antwortete Kuro und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen. ja das zwischen ihnen war ernst, er wollte mit ihm zusammen sein und zwar nicht nur für ein paar Wochen oder Monate. Er wollte ihn in seinem Leben, auch wenn er demnächst auf die Uni gehen würde. Irgendwie würde er es so organisieren das er beides unter einen Hut bekam, denn je länger er darüber nachdachte desto sicherer war er sich das er Tsuki in sein Leben integrieren wollte. Und solange sie glücklich waren und der andere ihn noch haben wollte, würde er jeden Tag versuchen ihn glücklich zu machen, weil es das war, was ihn glücklich machte.

Kurotsuki Gemeinsam statt einsamWhere stories live. Discover now