Chapter 05 🍀

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Die letzten Tage hatte Felix sich nicht überwinden können die Wahrheit zu sagen, obwohl es nicht mal so schwierig war. Er hatte es schon so einigen gesagt, aber dieses Mal war es anders. Als würde Felix irgendetwas davon abhalten das Kind beim Namen zu nennen. Womöglich war es die Angst, dass er Chan ihn verurteilen würde und ihm dann aus dem Weg ging, wenn er es wusste. 

Heute war Felix' Pechtag gewesen. Denn er hatte verschlafen gehabt, kam zu spät zu seiner acht Uhr Vorlesung und hatte dementsprechend keinen sonderlich guten Platz abbekommen. Anders als an normalen Universitäten setzten sich viele weit nach vorn, sodass ihm lediglich ein Platz in den hinteren Reihen blieb, wodurch er nur angestrengt zuhören konnte. Seine Hörgeräte hatte er auch diesmal auf seinem Schreibtisch liegen lassen, obwohl von Anfang an klar war, dass es zu dieser Situation kommen würde. In seltenen Fällen nahm Felix die Dinger doch mit, besser gesagt, er verließ mit ihnen das Haus und das vor allem in Benutzung. Aber das waren Tage gewesen, da hatte ihn Jeongin genötigt und ihn solang genervt bis er sie in seine Ohren tat. 

Doch heute war eines dieser Tage, da hatte Felix das erste Mal seit einer gewissen Zeit wieder Ablehnung erfahren. Es war eine Jungsgruppe aus seinem Studiengang gewesen, deren Namen sich Felix bis heute nicht einprägen konnte. Sie sollten in ihrem Nachmittagsseminar eine Thema in einer Gruppe ausarbeiten. Ihr Professor hatte jedoch so undeutlich und leise gesprochen, dass er nicht einmal ansatzweise verstand, was dieser von ihm wollte. Und als sie in die Gruppen eingeteilt wurden, hatte Felix noch immer nicht nachvollziehen können, was Sache war und entschied sich einen von seinen Gruppenmitgliedern zu fragen. Dieser schaute ihn erst verdutzt an, pampte ihn im nächsten Augenblick an und riss einen ziemlich gemeinen Witz, ob Felix denn taub auf den Ohren wäre. - So etwas konnte einem schnell mal über die Lippen rutschen, doch es verletzte Felix sehr. So sehr, dass dieser ohne ein Wort aus dem Raum ging. Und ab da an wurde die Situation in dieser Gruppe seltsam. Felix wurde die restlichen sechzig Minuten ignoriert. Es wurde nicht einmal gefragt, wieso er so reagierte. Lediglich einen Stempel als Vollidioten hatte er bekommen. 

Mit diesem müsste er wohl die restlichen Jahre seines Studium tragen müssen. 

"Ich hasse mich... W-Wieso ich?", schluchzte Felix in sein Kopfkissen und verstand wieder einmal nicht, wieso ausgerechnet er derjenige war, der damit zu kämpfen hatte. Er war ein kerngesunder Junge und eines Tages meinte das Leben ihn aus der Bahn zu werfen, sodass es seither eher bergab verlief und keine Besserung in Sicht war. Wenn er jedes Mal ein kleines Licht am Ende des Tunnels sah, wurde dieses jedoch mit jedem noch so kleinsten Windstoß wieder ausgelöscht. Als würde das Leben ihm somit zeigen wollen, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gab. Als wäre Felix ein hoffnungsloser Fall, der es nicht verdient hatte, etwas wie Glück und Freude zu verspüren. 

Der Australier erschrak, als er eine Hand auf seinem Rücken spürte. Er konnte nicht einmal Jeongin hören, wie er in sein Zimmer kam und das ließ ihn nur noch mehr verzweifeln. Er wollte einfach nur sein altes Leben zurückhaben. Keine Behinderung haben, die ihm das Leben erschwerte. Teilweise war er selbst schuld für seine Lage. Er hatte die Möglichkeit für einen gewissen Teil normal hören zu können, wenn er seine Hörgeräte benutzte. Doch selbst durch diese würde ihn immer gezeigt werden, dass er nicht mehr normal war, wie er sein sollte.

"Was ist los?" Nach wie vor strich Jeongin seinen Rücken ab und wartete geduldig auf eine Antwort von ihm. Das tat auch Felix' Mutter immer. Diese war jedoch längst nicht so geduldig wie sein bester Freund und verlangte nach einer gewissen Zeit eine Antwort. Manchmal wurde sie auch schroffer, wenn Felix nicht mit der Sprache herausrückte. Wobei sie extra für ihren Sohn nur noch Teilzeit gearbeitet hatte, während dies nicht in Felix' Interesse war. Durch die ständige Überwachung seiner Mutter, hatte er auch einen gewissen psychischen Schaden erlitten. Felix brauchte nur einen falschen Atemzug machen und schon stand sie in seinem Zimmer. 

Dabei brauchte er einfach nur Zeit und Ruhe, ehe er sprechen konnte.

𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt