Chapter 11 🍀

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Sie hatten sich noch eine Weile über Felix' Erkrankung unterhalten und mittlerweile war er sich auch ziemlich sicher, dass der Ältere keine Absichten zeigte, dass er ihn von heute auf morgen einfach so abschreiben würde. Das hatte er ihm nicht nur deutlich gesagt, sondern er schien auch ein besonderes Interesse an ihm zu haben, was Felix gut tat. Ganz anders, als er es von vielen anderen gewohnt war, die er erst kennengelernt hatte.

"Der Krebs könnte wiederkommen. Das ist meine einzige Sorge. Doch mit jedem Jahr, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ich wieder erkranke. Aber sie wird nie weg sein, wenn du verstehst, was ich meine." Nach einem kurzen, grübelnden Blick nickte Chan und zeigte somit, dass er ihn verstanden hatte. Gerade jetzt wurde ihm bewusst, als er Felix' Geschichte gehört hatte, wie dankbar er war, dass er gesund war und das hoffentlich auch so bleiben würde. Allein der Gedanke, dass jedem Menschen so etwas passieren konnte, bereitete ihm Kopfzerbrechen und auch ein klein wenig Angst. 

"Also bist du hier, weil du niemals die Chance gehabt hättest, richtig studieren zu können an einer staatlichen Universität?" Der Jüngere nickte, blies seine Wangen auf und so langsam wurde es ihm doch ein bisschen unangenehm, während in ihm die Befürchtung wuchs, dass er bei Chan die Mitleidskarte ausspielte, wobei er nicht einmal das Vorhaben hierzu hatte. Es hatte ihn überkommen und es wäre mehr als nur gerecht gewesen, wenn er ihm alles erzählt, anstatt die Hälfte wegzulassen und vielleicht etwas Falsches dazu zu erfinden. Das war nicht Felix, absolut nicht. 

"Ein überhörter Hörsaal bereitet mir nicht nur Kopfschmerzen und saugt mir die Energie aus, sondern bereitet mir auch Panik. Ich gebe sowas ungern zu. Aber es überfordert mich, wenn allein schon zwei andere Personen bei mir sind und die durcheinander reden. Am besten reden sie leise, sodass ich erst recht nichts verstehe."

Mal wieder war Felix frustriert gewesen, wenn er so darüber nachdachte. Sein Handicap erschwerte ihn sein Leben und am liebsten wollte er sein altes Leben wieder zurück haben. Das war aber unmöglich. Es sind schon Jahre vergangen, seitdem er mit der Taubheit lebte, sie ein Teil von ihm wurde und ihn ausmachte. Aber es gab immer Tage, da war er nur mehr als eifersüchtig auf seine Mitmenschen gewesen, dass ausgerechnet er derjenige sein musste, dem eine Krankheit eines seiner Sinne beinahe vollkommen weggenommen hatte. Und wer wusste, ob es nicht alles noch viel schlimmer kommen würde? Der Gedanke machte Felix Angst, weil auch die Überlebenschance, falls der Krebs zurückkommen würde, geringer war, als beim ersten Mal. 

"Ich verstehe... Wahrscheinlich hätte ich es nicht anders gemacht, denke ich. Es ist schwer nachvollziehen zu können, wenn man davon nicht betroffen ist. Aber für mich bist du definitiv nicht weniger wert!" Es tat gut, dies aus Chans Mund zu hören, doch die Bedenken verblieben weiterhin. Sie würden auch immer bleiben. Selbst bei Jeongin und Seungmin steckten sie in ihm, ganz egal, ob sie immer für ihn da waren. Ersetzbar war man immer, besonders dann, wenn man anders als viele Andere war. Und wer wollte schon mit jemanden befreundet sein, der irgendwann womöglich taub sein würde? 

Felix könnte diese Entscheidung also auch nicht übelnehmen, wenn sich jemand von seinen Freunden von ihm abwandte. Er würde es wohl nicht anders machen. Doch er war nicht undankbar, keineswegs. Er war für jeden Tag dankbar, der verging, mit denen er mit Menschen reden konnte und er sie akustisch verstand. Er war dankbar für jeden, der ihm eine Chance gab, sich erklären zu können und weiterhin bei ihm blieb, obwohl das die Wenigsten tun würden. 

"Danke... Ich hoffe, dass ich eines Tages es auch so sehen kann. Aber es fällt mir schwer. Sehr schwer sogar, dass ich Jeongin und Seungmin keine Sorgen bereiten will. Aber das gehört zu einer Freundschaft dazu, schätze ich."

𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt